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Staatskonsolidierung vs. Staatszerfall. Eine vergleichende ...

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3. Der postkoloniale Staatsbildungsprozess<br />

In diesem Kapitel sollen unter Bezugnahme der konzeptionellen Grundlage diejenigen<br />

Faktoren herausgearbeitet werden, die für den unterschiedlichen postkolonialen Staatsbildungsprozess<br />

in Tanzania und Sierra Leone ausschlaggebend waren. Da das Hauptaugenmerk<br />

dieses Kapitels auf die Analyse des <strong>Staatszerfall</strong>sprozesses Sierra Leones gerichtet<br />

ist, werden die zu untersuchenden Aspekte im Falle Tanzanias möglichst knapp, im Falle<br />

Sierra Leones jedoch möglichst ausführlich behandelt. Dabei soll verstärkt auf das Verhalten<br />

und die Entscheidungen der Akteure eingegangen werden, um so die in der Einleitung aufgestellte<br />

Hypothese adäquat überprüfen zu können.<br />

3.1. Sicherheit<br />

Mit der Unabhängigkeit übernahmen Tanzania und Sierra Leone zunächst die Sicherheitsstrukturen<br />

der britischen Kolonialmacht. Neben den jeweiligen Polizeieinheiten waren dies<br />

vor allem militärische Kontingente der King’s African Rifles (KAR) bzw. Royal West Africa<br />

Frontier Force (RWAFF). 144 Im folgenden soll nun aufgezeigt werden, wie es beiden Staaten<br />

seit der Unabhängigkeit gelang, einen nationalen Sicherheitsapparat aufzubauen, der<br />

imstande ist, sowohl die Außengrenzen als auch das Staatsgebiet effektiv zu kontrollieren.<br />

3.1.1. Aufbau des Sicherheitsapparates<br />

In Tanzania zeigte Präsident Nyerere anfänglich nur wenig Interesse an einer umfangreichen<br />

Afrikanisierung der Sicherheitskräfte, deren Anzahl sich 1961 auf 2.000 Soldaten und 5.700<br />

Polizisten belief. 145 Besonders auf Offiziersebene fand die Afrikanisierung nur sehr langsam<br />

statt.<br />

„In fact, by the end of 1963, thirty-five officers in the Tanganyika Army were Africans<br />

of whom about half were warrant officers who had been directly commissioned to<br />

meet the obvious deficiency: there were still twenty-nine British officers, including all<br />

those who were majors and above.“ 146<br />

Die Unzufriedenheit darüber, aber auch die geringe Bezahlung führten 1964 zu einem<br />

Putschversuch, der nur mit Unterstützung der britischen Armee beendet werden konnte. 147<br />

Daraufhin beschloss Nyerere den vollständigen Neuaufbau des Militärs unter sorgfältiger<br />

Beachtung des Primats der Politik. 148 „Dank schneller Rekrutierung einer Gruppe von loyalen<br />

144 Vgl. Gutteridge, William: The Military in African Politics, London 1969, S. 2.<br />

145 Vgl. Lee, J. M.: African Armies and Civil Order, London 1969, S. 44.<br />

146 Gutteridge: The Military in African Politics, 1969, S. 26.<br />

147 <strong>Eine</strong> detaillierte Darstellung des Putschverlaufs sowie der zugrunde liegenden Motive bietet: Mazrui, Ali A.:<br />

Anti-Militarism and Political Militancy in Tanzania, in: The Journal of Conflict Resolution, vol. 12, no. 3/1968,<br />

S. 273 ff.<br />

148 Vgl. Hofmeier: Friedensoase Tansania, 1997, S. 164.<br />

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