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Staatskonsolidierung vs. Staatszerfall. Eine vergleichende ...

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einerseits um die heimische Industrie zu stärken, andererseits um damit neue Absatzmärkte<br />

für verarbeitete Güter zu schaffen. Dementsprechend wurde die wirtschaftliche Entwicklung<br />

nur insofern vorangetrieben, als dass sie den Interessen der Kolonialmächte nicht entgegenstand.<br />

49 Inwiefern sich diese Zielsetzung auf den Auf- und Ausbau der einzelnen<br />

Wirtschaftssektoren auswirkte und über welche natürlichen Ressourcen beide Länder<br />

verfügen, soll nun näher untersucht werden.<br />

In Tanganyika 50 bestand das wirtschaftliche Interesse – sowohl der deutschen als auch der<br />

britischen Kolonialverwaltung – hauptsächlich an der Produktion landwirtschaftlicher Exporterzeugnisse.<br />

Bereits Ende des 19. Jahrhunderts hatte die deutsche Kolonialverwaltung damit<br />

begonnen auf nutzbarem Land Großplantagen zu errichten, die von afrikanischen<br />

Lohnarbeitern, oftmals zwangsweise, bewirtschaftet wurden. 51 Die Übernahme Tanganyikas<br />

durch die britische Kolonialmacht als Völkerbund-Mandatsgebiet (ab 1920) leitete dann eine<br />

neue Etappe sozioökonomischer Veränderungen ein. Denn im Gegensatz zu der im benachbarten<br />

Kenia verfolgten Strategie, verzichtete die britische Kolonialverwaltung darauf,<br />

Tanganyika in eine “Siedlerkolonie“ zu verwandeln. 52 Vielmehr sollten afrikanische Bauern<br />

selbst landwirtschaftliche Exporterzeugnisse produzieren. Trotz massiven Widerstandes<br />

seitens der weißen Großgrundbesitzer bildete sich so eine Doppelstruktur in der kolonialen<br />

Agrarwirtschaft Tanganyikas heraus: „Neben dem Plantagensektor und den kapitalistisch<br />

produzierenden Farmen weißer Großgrundbesitzer existierte der Sektor afrikanischer<br />

bäuerlicher Produzenten.“ 53 Da der Anbau der export crops nur in einigen ökologisch<br />

begünstigten Regionen erfolgte, bildeten sich zudem erhebliche regionale Entwicklungsunterschiede<br />

heraus, die aufgrund des insgesamt geringen kolonialistischen Engagements<br />

Großbritanniens jedoch schwächere Formen annahmen als in anderen afrikanischen<br />

49<br />

Vgl. Alie: History of Sierra Leone, 1990, S. 78. Und: Bukuku, Enos S.: The Tanzanian Economy. Income<br />

Distribution and Economic Growth, London/Westport 1993, S. 35.<br />

50<br />

Aufgrund der unvollständigen Quellenlage wird in diesem Abschnitt auf eine detaillierte Bestandsaufnahme<br />

der Wirtschaftsstruktur und Ressourcenausstattung Zanzibars verzichtet. Einige, jedoch sehr allgemeine<br />

Aussagen, sollen dennoch getroffen werden: Zanzibars Wirtschaft profitierte seit jeher von seiner<br />

geographisch günstigen Lage am Indischen Ozean. Aufgrund des tropisch-milden Klimas und der äußerst<br />

fruchtbaren Böden, kam es während der omanisch-arabischen Herrschaft zu einer intensiven<br />

Bewirtschaftung von Nelkenplantagen, und damit eng verbunden, zu einer Ausdehnung des Sklavenhandels.<br />

Als Mitte des 19. Jahrhunderts die Weltmarktnachfrage nach Gewürznelken enorm gestiegen war,<br />

verzwanzigfachte sich deren Produktion und löste damit einen Wirtschaftsboom aus, der bis zur Abschaffung<br />

des Sklavenhandels (1872) andauerte. Trotz der sinkenden Weltmarktpreise setzte die britische<br />

Kolonialverwaltung die einseitige Produktion von Gewürznelken fort, sodass Zanzibars Wirtschaftsstruktur<br />

zum Zeitpunkt der Unabhängigkeit nicht nur stark exportabhängig, sondern auch undiversifiziert blieb. Vgl.<br />

Fengler: Konfliktformationen und Zukunftsperspektiven der tanzanischen Union, 1997, S. 21 f., und: Zanzinet<br />

Forum: Zanzibar’s Economy - Historical Background, 2004. URL: http://www.zanzinet.org-<br />

/zanzibar/economy/utangulizi.html.<br />

51<br />

Vgl. Kürschner, Frank: Tansania, in: Nohlen, Dieter/ Franz Nuscheler (Hrsg.): Handbuch der Dritten Welt.<br />

Unterentwicklung und Entwicklung in Afrika Bd. 2, Hamburg 1976, S. 525.<br />

52<br />

Vgl. Herzog, Jürgen: Geschichte Tansanias. Vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart, Berlin<br />

1986, S. 81.<br />

53<br />

Herzog: Geschichte Tansanias, 1986, S. 81.<br />

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