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Staatskonsolidierung vs. Staatszerfall. Eine vergleichende ...

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among frontline soldiers and the emergence of what became known in Sierra Leone<br />

as ‘sobels’ – ‘soldiers by day, rebels by night’.” 170<br />

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Politisierung des Militärs, im Gegensatz zu<br />

Tanzania, entscheidend zur Schwächung des Militärs beigetragen hat und damit den Aufbau<br />

eines effektiven, national ausgerichteten Sicherheitsapparates verhinderte: Aufgrund des<br />

Mehrparteiensystems, das bis 1967 formal aufrechterhalten wurde, und der dadurch<br />

entstandenen Parteienkonkurrenz zwischen SLPP und APC, wurde das Militär in Sierra<br />

Leone zunehmend politisch manipuliert, anstatt – wie im Falle Tanzanias – in den Staat<br />

integriert. Das aus den zahlreichen Putschen und Putschversuchen resultierende Misstrauen<br />

der politischen Machthaber – insbesondere Siaka Stevens – gegenüber dem kaum noch zu<br />

kontrollierenden Sicherheitsapparat führte dazu, dass dieser gezielt geschwächt wurde,<br />

immer mehr verrohte und schließlich dem Vormarsch der RUF nur wenig entgegenzusetzen<br />

hatte.<br />

3.1.2. Sicherung der Außengrenzen bei regionalen Krisen<br />

Die staatliche Integrität Tanzanias ist bisher nie ernsthaft in Frage gestellt worden. Es gibt<br />

keine Gebietsansprüche auf tanzanische Gebiete oder umgekehrte Forderungen. 171 Zwei<br />

sicherheitspolitisch relevante Aspekte dürfen dennoch nicht vernachlässigt werden. Dies sind<br />

zum einen die wirtschaftlichen Auswirkungen der beiden Uganda-Kriege und zum anderen<br />

das aus der Instabilität des regionalen Umfelds resultierende Flüchtlingsproblem.<br />

Da Nyerere sich weigerte das diktatorische Regime Idi Amins anzuerkennen und anstatt<br />

dessen dem gestürzten Ex-Präsidenten Milton Obote Zuflucht und Unterstützung gewährte,<br />

kam es bereits 1971/72 zu kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen der ugandischen<br />

Armee und der von Tanzania unterstützen Rebellenbewegung Obotes. Zwar gelang es durch<br />

das von Somalia vermittelte Friedensabkommen den Krieg, dem bis dato 1.500 Menschen<br />

zum Opfer gefallen waren, zu beenden, der Konflikt schwelte jedoch weiter. 172 Seine Fortsetzung<br />

fand der Krieg zwischen 1978 und 1979, nachdem ugandische Truppen erneut die<br />

Grenze zu Tanzania überschritten und den schon damals umstrittenen Kagera-Zipfel im<br />

Nordwesten Tanzanias besetzt hatten. Nach anfänglich schweren und verlustreichen<br />

Kämpfen drängten die tanzanischen Truppen, unterstützt von der 35.000 Mann starken<br />

Bürgermiliz, die Invasoren zurück und überschritten ihrerseits die Grenze zu Uganda. Mit<br />

Hilfe exilugandischer Truppen, der sogenannten Uganda National Liberation Army (UNLA),<br />

gelang es schließlich das Amin-Regime zu stürzen und Yusuf Lule als neuen Präsidenten<br />

170<br />

International Crisis Group (ICG): Sierra Leone: Time for a New Military and Political Strategy, ICG Africa<br />

Report Nr. 28, Freetown u.a. 2001, S. 6.<br />

171<br />

Vgl. Hofmeier: Sicherheit in Ostafrika, 2002, S. 50.<br />

172<br />

Vgl. Arbeitsgemeinschaft Kriegsursachenforschung (AKUF): Kriege-Archiv, 2004.<br />

URL: http://www.sozialwiss.uni-hamburg.de/publish/Ipw/Akuf/kriege/112_uganda-tansania.htm<br />

[Stand: 01.09.2006]<br />

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