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Initiativen - FWF

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thEma » Wissenschaftliche Karrieren in Österreich<br />

»Wissenschaftliche Karrieren als Sackgassen, in denen Horden<br />

prekär beschäftigter Möchtegern-Wissenschafterinnen und<br />

Wissenschafter feststecken, sind nicht im Interesse des Landes. «<br />

Christoph kratky, Präsident des fWf<br />

Wissenschaftliche Karriere in Österreich<br />

» Das Thema „Wissenschaftliche<br />

Karrieren“ treibt den <strong>FWF</strong> schon<br />

seit vielen Jahren um. Wie könnte<br />

es auch anders sein: der weitaus überwiegende<br />

Teil unseres Budgets fließt in<br />

Personalkosten, und hier wiederum der<br />

Löwenanteil in die Finanzierung von Dissertantenstellen<br />

und Postdocs. Ende letzten<br />

Jahres waren es beispielsweise 1.771<br />

Doktoratsstudierende und 1.229 Postdocs,<br />

deren Gehalt über den <strong>FWF</strong> bezahlt wurde.<br />

Dass uns das weitere Schicksal dieser<br />

vielen jungen Menschen nicht gleichgültig<br />

ist, sollte einsichtig sein.<br />

Wissenschaftliche Karrieren finden (zumindest<br />

in Österreich) vorwiegend an Universitäten<br />

sowie – in weitaus geringerem<br />

Umfang – an staatsnahen Forschungseinrichtungen<br />

(ÖAW, AIT, ISTA etc.) statt. An<br />

den Universitäten gibt es im Wesentlichen<br />

zwei Leitvorstellungen für den wissenschaftlichen<br />

Nachwuchs: einerseits ist da<br />

die klassische Karriere, wonach jemand irgendwo<br />

„zu forschen beginnt“, als befristet<br />

angestellte Assistentin oder Assistent,<br />

mit einem Stipendium, als drittelfinanzierter<br />

Postdoc oder Ähnliches, so lange,<br />

bis ihn oder sie ein „Ruf“ ereilt, d. h. eine<br />

(dann in der Regel unbefristete) Professur,<br />

idealtypisch an einer anderen Universität<br />

(oft auch im Ausland). Nach der zweiten<br />

14 »fWfinfo83<br />

Leitvorstellung – oft assoziiert mit dem Begriff<br />

„Tenure Track“ – lässt sich jemand<br />

von einer Universität anstellen – auf eine<br />

„Laufbahn- oder „Karrierestelle“ – und<br />

klettert dann die Leiter hoch, begleitet von<br />

positiv absolvierten Qualitätsüberprüfungen.<br />

Keines der beiden Leitbilder ist<br />

wirklich neu, das zweite führte und führt<br />

nicht ganz bis zur Spitze, was das Entstehen<br />

eines „akademischen Mittelbaus“ zur<br />

Folge hatte. Die Erfahrung der vergangenen<br />

Jahrzehnte hat gezeigt, dass<br />

Qualitätsüberprüfungen an Personen auf<br />

Universitätsstellen praktisch immer positive<br />

Ergebnisse geliefert haben.<br />

In diesem Spiel der wissenschaftlichen Karrieren<br />

haben die unterschiedlichen „Stakeholder“<br />

unterschiedliche und teilweise einander<br />

widersprechende Interessen.<br />

Die Gesellschaft fordert mit Recht, dass nur<br />

die Besten jene begehrten lebenslangen<br />

Stellen an der Forschungsfront erhalten.<br />

Alle anderen sollen sich in anderen Bereichen<br />

unserer Gesellschaft nützlich machen.<br />

Österreich soll ein attraktiver Forschungsstandort<br />

sein, der auch Talente<br />

aus dem Ausland anzieht. Das verstärkt<br />

den Wettbewerb. Wissenschaftliche Karrieren<br />

als Sackgassen, in denen Horden prekär<br />

beschäftigter Möchtegern-Wissenschafterinnen<br />

und Wissenschafter festste-<br />

cken, sind nicht im Interesse des Landes.<br />

All das soll für alle Disziplinen und Institutionen<br />

gelten, sowohl für solche, wo zig<br />

mal mehr Nachwuchs an die Universitäten<br />

drängt, als diese langfristig anstellen können,<br />

als auch für jene, in denen aufgrund<br />

geringer Absolventenzahlen sowie finanzkräftiger<br />

Konkurrenz der Wirtschaft die<br />

Unis Probleme haben, überhaupt ausreichend<br />

Nachwuchs zu rekrutieren.<br />

Die Universitäten müssen Lehre & Forschung<br />

betreiben, neben einigem anderen.<br />

Es ist bei weitem nicht so, dass die<br />

beiden Dinge genau parallel gehen – es<br />

gibt Fächer, bei denen die Lehre dominiert,<br />

und solche mit mehr Forschung.<br />

Nicht jeder Person, die Wissenschafter<br />

werden will, kann auch eine entsprechende<br />

(lebenslange) Arbeitsmöglichkeit<br />

angeboten werden, sonst würden die Unis<br />

explodieren. Jedem Rektorat ist bewusst,<br />

dass Flexibilität in der Personalpolitik<br />

wünschenswert wäre, um herausragenden<br />

jungen Wissenschafterinnen und Wissenschaftern<br />

kurzfristig entsprechende Angebote<br />

machen zu können. Allerdings ist die<br />

Rekrutierungspolitik vieler Universitäten<br />

oft dominiert durch Studierendenzahlen,<br />

die von den Unis kaum beeinflusst werden<br />

können. Es gibt Stellenpläne, Entwicklungspläne,<br />

Leistungsvereinbarungen,<br />

© istockphoto, <strong>FWF</strong> / hans schubert

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