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Initiativen - FWF

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panoptikum » Frau in der Wissenschaft<br />

das internationale, französische graBungsteam in sai – dort konnte Julia Budka die Basis für die arBeiten im zuge<br />

ihres start- und erc-ProJekts legen. durch die Beiden grants ist die forschungsarBeit Bis auf weiteres gesichert.<br />

» rung sehr“, betont die Forscherin.<br />

„Aber eines ist auch klar: Der<br />

Preis, den man für ein Leben als<br />

Archäologin zahlen muss, ist nicht gering.“<br />

In den letzten Jahren fühle sie sich zunehmend<br />

zerrissen zwischen Beruf und Familie<br />

bzw. Freunden. Ihrem kürzlich verstorbenen<br />

Kater sei es in der letzten Zeit nicht<br />

mehr gut damit gegangen, dass sie immer<br />

wieder weg musste. „Und wenn dann ein<br />

Anruf kommt, dass es jemandem aus der<br />

Familie oder einem Freund schlecht geht,<br />

fragt man sich schon: Warum wurde das<br />

Beamen noch nicht erfunden?“ Generell<br />

sei die Archäologie kein familienfreundlicher<br />

Beruf. Es gebe zwar Kollegen, die es<br />

schaffen, Job und Familie unter einen Hut<br />

zu bringen. Sie hätten dann aber meist einen<br />

Fachkollegen als Partner, der bzw. die<br />

auch entsprechend mehr Verständnis aufbringt.<br />

„Ich wüsste nicht, wie ich meine<br />

Arbeit mit Kindern schaffen sollte“, so<br />

Budka, „es ist schon mit mehreren Haustieren<br />

schwierig genug.“<br />

anknüpfungspunkte zur Gegenwart Es<br />

gibt sie also auch, die Schattenseiten der<br />

spannenden Grabungsarbeiten. Aber wenn<br />

Julia Budka einmal niedergeschlagen und<br />

frustriert ist, reicht ihr meist ein Spaziergang<br />

durch Wien, um sich wieder besser zu<br />

fühlen: „Man braucht nur durch Schönbrunn<br />

zu spazieren oder am Kunsthistorischen<br />

Museum bzw. der Universität vorbeizugehen,<br />

um zu sehen, dass das Erbe<br />

dieser längst vergangenen Zeit uns noch<br />

36 »<strong>FWF</strong>info83<br />

immer umgibt.“ Das ist auch gleich ihre<br />

Antwort auf die Frage, warum es uns eigentlich<br />

heute noch interessieren soll, was<br />

vor 3.000 und mehr Jahren passiert ist: „Es<br />

ist ein Teil unserer Kultur und damit ein<br />

Teil von uns selbst.“ Als Beispiel zieht Julia<br />

Budka einmal mehr ihr aktuelles Forschungsprojekt<br />

heran: „Was können wir<br />

vom Zusammenleben von Ägyptern und<br />

Kuschiten lernen? Entweder waren die<br />

Menschen damals schon xenophob und<br />

wollten sich abgrenzen. Oder sie haben verschiedene<br />

Wege des Zusammenlebens und<br />

gegenseitigen Lernens gefunden.“ Für beide<br />

Möglichkeiten gibt es durchaus Anknüpfungspunkte<br />

zur Gegenwart.<br />

Fingerabdruck im Fach Für die nächsten<br />

Jahre hofft Julia Budka, dass es ihr gelingen<br />

wird, mit dem Forschungsprojekt auf Sai ei-<br />

nen „Fingerabdruck im Fach“ zu hinterlassen.<br />

So viel Geld für ein interdisziplinäres<br />

Projekt, noch dazu in Zeiten allgemeiner<br />

Budgetkürzungen – das sei schon beispiellos.<br />

Ihr selbst hätten die Preise schon jetzt<br />

mehr Bekanntheit gebracht. „Eine Professur<br />

in den nächsten Jahren wäre natürlich super,<br />

aber man muss realistisch sein: Es ist<br />

ein kleines Fach mit wenigen Stellen.“ Wahrscheinlicher<br />

sei es, dass sie auch in den<br />

nächsten Jahren in Projekten arbeiten werde.<br />

„Vielleicht gelingt es, im Rahmen von internationalen<br />

Kooperationsprojekten an<br />

noch größeren Fragestellungen im Nordsudan<br />

zu arbeiten“, hofft die Archäologin. Die<br />

Arbeit am Puzzlebild unserer Vergangenheit<br />

wird also weitergehen – und wir alle dürfen<br />

gespannt sein, welche Details aus dem Leben<br />

unserer Vorfahren noch ans Tageslicht<br />

kommen werden. «<br />

» Julia Budka wurde am 22. März 1977 in Wien geboren und studierte<br />

Ägyptologie und Klassische Archäologie an der Universität Wien. Dort<br />

wurde sie 2007 im Fach Ägyptologie mit einer Dissertation über die Grabanlagen<br />

im Asasif promoviert. Von 2004 bis 2012 war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin<br />

an der Humboldt-Universität zu Berlin, mit zeitweiser Beurlaubung für<br />

eine Mitarbeit am Deutschen Archäologischen Institut in Kairo sowie als Postdoc-<br />

Universitätsassistentin an der Universität Wien. Sie erhielt neben anderen Stipendien<br />

2003 ein DOC-Stipendium der Österreichischen Akademie der Wissenschaften,<br />

im Juni 2012 einen START-Preis des <strong>FWF</strong> sowie im Juli desselben Jahres<br />

einen ERC Starting Grant des Europäischen Forschungsrats. Julia Budka ist<br />

seit 1997 auf archäologischen Ausgrabungen verschiedener internationaler Missionen<br />

in Ägypten und dem Sudan tätig.<br />

© Privat

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