Initiativen - FWF
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» <strong>FWF</strong>-info: Wie sehen Sie die<br />
derzeitige Personalpolitik bzw.<br />
-situation an den Universitäten?<br />
Hat der §109 UG sein Ziel verfehlt?<br />
» Wolfgang Schütz: Der §109 wurde in<br />
Anlehnung an das Angestelltengesetz geschaffen.<br />
Vereinfacht ausgedrückt, wenn<br />
ein Arbeitnehmer auch nur einen Tag länger<br />
als die Befristung arbeitet, hat er bereits<br />
Anspruch auf einen unbefristeten<br />
Vertrag. Im Universitätsrecht ist das mit<br />
dem Hinweis übernommen worden, dass<br />
im Vordergrund der befristeten Anstellung<br />
Projektverträge stehen. Hier gibt es also<br />
eine Sechs-Jahres-Regel, danach muss ein<br />
unbefristetes Dienstverhältnis begründet<br />
werden. Es gibt nur eine einzige Möglichkeit,<br />
diese sechs Jahre auf zehn Jahre auszuweiten,<br />
dies aber nur in einem Stück,<br />
dann ist die Zäsur eben nach zehn Jahren.<br />
Die Universitäten gehen in ihrer Personalpolitik<br />
etwas unterschiedlich vor, das ist<br />
keine Frage. An der Medizinischen Universität<br />
werden jene Mitarbeiter, die über<br />
das Universitätsbudget finanziert wurden,<br />
dann in ein unbefristetes Dienstverhältnis<br />
übernommen, wenn sie von unserer Seite<br />
und von der Organisationseinheit positiv<br />
evaluiert wurden. Das machen aber nicht<br />
alle Universitäten, das weiß ich. Das Problem<br />
sind vielmehr die vielen drittfinanzierten<br />
Projektmitarbeiter. Sie müssten,<br />
wenn die durch einzelne Projekte gestückelten<br />
sechs Jahre um sind, von den Universitäten<br />
mit einem unbefristeten Vertrag<br />
übernommen werden. Doch hierfür<br />
brauchte man eine Stelle, die über das<br />
Globalbudget gedeckt ist. Wir haben an<br />
unserer Universität auch schon solchen<br />
Mitarbeitern unbefristete Verträge gegeben,<br />
wenn wir sichergehen konnten, dass<br />
diese Stelle auch über die nächsten Jahre<br />
über Drittmittel finanzierbar sein wird.<br />
Aber das sind Einzelfälle, da muss man eine<br />
gewisse Sicherheit haben. Ein Großteil<br />
der Mitarbeiter klagt zu Recht, wenn er<br />
nach sechs Jahren faktisch keine ordentliche<br />
Stelle, aber den Wunsch nach einer<br />
solchen hat und sie nicht antreten kann,<br />
weil über das Globalbudget kein Dienstposten<br />
verfügbar ist.<br />
» Sabine Seidler: Ich möchte zunächst<br />
Rektor Schütz zustimmen. Zwei Aspekte<br />
möchte ich jedoch noch hinzufügen: Das<br />
eine ist das Thema der Quantitäten im Personalbereich.<br />
Wenn wir uns anschauen,<br />
wie Forschung finanziert wird, wage ich<br />
zu behaupten, dass zumindest an technischen<br />
Universitäten Forschung zu mehr<br />
als 80 % aus Projektmitteln finanziert<br />
wird. Das lässt sich auch belegen, wenn<br />
man sich unsere Personalstruktur anschaut.<br />
Die Hälfte der rund 3.000 wissenschaftlichen<br />
MitarbeiterInnen im Vollzeit-<br />
panoptikum » Disputationes<br />
Die Personalpolitik an den Universitäten ist Gegenstand häufiger<br />
Disputationen – so auch im info-Magazin. Wolfgang Schütz, Rektor der<br />
Medizinischen Universität Wien sowie Vorsitzender des Dachverbands der<br />
Universitäten, und Sabine Seidler, Rektorin der Technischen Universität<br />
Wien, im Streitgespräch mit <strong>FWF</strong>-Präsident Christoph Kratky und <strong>FWF</strong>-<br />
Geschäftsführerin Dorothea Sturn. Redaktion: Marc Seumenicht<br />
Von kündigungskultur<br />
und -möglichkeiten<br />
äquivalent der TU Wien ist projektfinanziert.<br />
Daraus erwächst ein sehr großes<br />
Problem. Meines Erachtens wird dieser<br />
Paragraph der Situation der Forschungsfinanzierung<br />
überhaupt nicht gerecht. Da<br />
sind wir bei dem Thema Stellen – nicht<br />
vorhandene Stellen. Projektfinanzierte<br />
Forschung hat ein ganz anderes Konzept<br />
wie Forschung, die über eine Institution finanziert<br />
wird. Wir haben große Probleme,<br />
Nachwuchswissenschafter zu motivieren<br />
und Stellen zu besetzen, weil gerade im<br />
naturwissenschaftlich-technischen Bereich<br />
Absolventen auch andere Chancen haben,<br />
im außeruniversitären Forschungsbereich<br />
unbefristete Stellen und Vollzeitbeschäftigungen<br />
zu bekommen.<br />
Ich glaube aber auch nicht, dass es das<br />
Ziel sein kann, dass alle wissenschaftlichen<br />
MitarbeiterInnen der TU Wien irgendwann<br />
einmal auf fixen Stellen sind,<br />
aber die Dimension ist schon eine beachtliche.<br />
Und damit ist die Zahl der Stimmen<br />
derer, die unzufrieden sind, weil sie definitiv<br />
gute Arbeit leisten und trotzdem, was<br />
Perspektiven betrifft, sehr starken Einschränkungen<br />
unterliegen, durchaus berechtigt.<br />
» Dorothea Sturn: Grundsätzlich ist die<br />
Sechs-Jahres-Beschränkung europäisches<br />
Recht und somit keine Erfindung des UG,<br />
und sie ist von der Idee her richtig. Es »<br />
<strong>FWF</strong>info83» 37