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Initiativen - FWF

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Arts in London mit einer Professorin für<br />

Kuratoriumswesen, die vor vielen Jahren in<br />

Brno eine Ausstellung in jener Abtei entwickelt<br />

hat, in der Gregor Mendel seine Versuche<br />

zur Vererbung durchgeführt hat. In<br />

dieser Ausstellung wurden bereits wissenschaftshistorische<br />

Dokumente mit zeitgenössischer<br />

Kunst kombiniert. Ich war dort<br />

beratend tätig und fand das sowohl merkwürdig<br />

als auch interessant und wusste anfangs<br />

nicht, was ich damit anfangen sollte,<br />

und war von dem Ergebnis dann sehr beeindruckt.<br />

Aus dieser kleinen Erfahrung<br />

kann ich schon sagen, dass es Bereicherungen<br />

für beide Seiten geben wird, die<br />

sehr spannend sein werden.<br />

» Stadler: Muss man auf die Kreativität<br />

warten, oder gibt es Strategien, diese zu<br />

befördern?<br />

» peters: Ich glaube, gesellschaftspolitisch<br />

kann man das fördern, indem man versucht,<br />

Menschen früh in ihrer Kindheit an Möglichkeiten<br />

der Kreativität heranzuführen. Darüber<br />

hinaus ist es aber die Persönlichkeit des<br />

Einzelnen, die Leidenschaft, die letztlich<br />

ausschlaggebend ist, ob Kreativität entsteht<br />

oder nicht. Man kann es Kindern zeigen,<br />

man kann sie hinführen, man kann gesellschaftlich<br />

die finanziellen Rahmenbedingungen<br />

und die gesetzlichen Grundlagen<br />

schaffen, dann muss sich aber jeder Einzelne<br />

die Frage stellen: „Will ich das?“ In meiner<br />

Familie gab es keine Wissenschafter, ich<br />

musste mich fragen, ergreife ich einen „bürgerlichen“<br />

Beruf, mit dem ich mein Leben<br />

unterhalten kann, oder werde ich Wissenschafter,<br />

wo in den 80er-Jahren für mich<br />

nicht klar war, wo das mal enden würde. An<br />

dieser Frage kommt keiner vorbei.<br />

» Stadler: Wie sieht Ihr Naturverständnis<br />

generell aus? Ist das Natürliche gleichermaßen<br />

das Schöne, wie es Goethe einst formulierte?<br />

Haben Sie so einen emphatischen<br />

Zugang?<br />

» peters: Diesen Zugang habe ich als Kind<br />

gehabt, und das war sicherlich eine der Triebfedern,<br />

die mich an die Wissenschaft herangeführt<br />

haben. In der wissenschaftlichen Praxis<br />

würde ich das heute so sehen wie die<br />

Wertfreiheit von Erkenntnissen. Erkenntnis<br />

ist auch frei von der Dimension Ästhetik, es<br />

ist einfach so, wie es ist, das kann man als<br />

schön empfinden, das muss man aber nicht<br />

zwangsläufig. Das würde nach meinem Verständnis<br />

einen Schritt zu weit gehen.<br />

» Stadler: Wenn Sie in die Zukunft schauen,<br />

was ist in 10, 20 Jahren in Ihrer Forschung<br />

möglich, was würden Sie sich erwarten oder<br />

wünschen, wie schaut diese Vision aus?<br />

» peters: Die Gegenfrage dazu wäre, was<br />

hätte ich mir vor 10, 20 Jahren vorgestellt,<br />

panoptikum » Persönliche Paradigmen<br />

und das ist eine sehr interessante Gegenfrage.<br />

Das versuche ich immer meinen Studenten<br />

klarzumachen. Ich hätte mir nichts<br />

von dem vorgestellt oder sehr wenig von<br />

dem, was heute an Wissen da ist, und dem,<br />

was an technischen Möglichkeiten da ist.<br />

Das lag zu einem gewissen Grad daran,<br />

dass ich ein naiver Student war. Aber zu<br />

einem größeren Teil lag es daran, dass es<br />

sehr schwierig ist, sich auszumalen, was al-<br />

» Dass wir als Gemeinschaft arbeiten, steht<br />

außer Frage, aber letztlich ist Wissenschaft keine<br />

Gemeinschaftsleistung. « Jan-Michael Peters<br />

» Friedrich Stadler ist seit September 2005 Referent des <strong>FWF</strong>-Kuratoriums für das<br />

Wissensgebiet Philosophie/Theologie. Er ist Professor für History and Philosophy of<br />

Science an der Universität Wien (Joint Appointment an der Historisch-Kulturwissenschaftlichen<br />

Fakultät und an der Fakultät für Philosophie und Bildungswissenschaft).<br />

Begründer und wissenschaftlicher Leiter des Instituts Wiener Kreis, seit 2011 auch<br />

Vorstand des gleichnamigen universitären Instituts. Gastprofessuren an der<br />

Humboldt-Universität Berlin und an der University of Minnesota (Minneapolis), zuletzt<br />

2006/07 Fellow am Helsinki Collegium for Advanced Studies der Universität<br />

Helsinki. Seit Oktober 2009 Präsident der European Philosophy of Science Association<br />

(EPSA). Publikationen zur Wissenschaftsgeschichte und Wissenschaftstheorie<br />

sowie zur Intellectual History (Exil und Wissenschaftsemigration) und<br />

historischen Wissenschaftsforschung.<br />

les sein kann im Sinne von Wissen und<br />

Machbarkeit.<br />

Im Bereich der molekularen Zellbiologie<br />

wird es in 10, 20 Jahren vielleicht so sein,<br />

dass wir tatsächlich eine Vorstellung haben,<br />

wie diese unendlich vielen Moleküle in<br />

einer winzig kleinen Zelle oder im Zellkern<br />

zusammenwirken, um bestimmte Prozesse<br />

zu ermöglichen.<br />

» Stadler: Herzlichen Dank für das<br />

Gespräch.

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