Initiativen - FWF
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» Als ich Freunden und Bekannten<br />
mitteilte, dass ich für einige Zeit<br />
nach Bermuda gehen werde, um<br />
dort zu forschen, erntete ich meist fragende<br />
Blicke oder ein ungläubiges Lächeln.<br />
Natürlich assoziierten viele mit<br />
Bermuda die Bermuda Shorts und das<br />
Bermudadreieck, dementsprechend meinten<br />
die meisten, man könne auf dieser Inselgruppe<br />
entweder nur in kurzen Hosen<br />
am Strand liegen oder auf mysteriöse<br />
Weise verschwinden. Gott sei Dank war<br />
dem aber nicht so und ich erlitt auch im<br />
übertragenen Sinne keinen Schiffbruch.<br />
Nach Abschluss meiner Doktorarbeit<br />
wollte ich mich beruflich neuen Herausforderungen<br />
stellen und Erfahrung in der<br />
internationalen Wissenschaftswelt sammeln.<br />
Das Erwin-Schrödinger Stipendium<br />
kam da gerade recht und erlaubte mir,<br />
mein eigenes Forschungsprojekt an einem<br />
renommierten Forschungsinstitut, nämlich<br />
dem „Bermuda Institute of Ocean Sci-<br />
48 »<strong>FWF</strong>info83<br />
Wissenschaft ist international – und so ist es auch mit Wissenschafterinnen<br />
und Wissen schaftern. Der <strong>FWF</strong> ermöglicht es, mit dem Erwin-Schrödinger-Programm<br />
wichtige Erfahrungen im Ausland zu sammeln. In der autobiografischen Reihe „Unterwegs“<br />
schildern Stipendiatinnen und Stipendiaten dieses Programms ihre Erlebnisse.<br />
In dieser Ausgabe: ein Bericht von Tobias Pfingstl aus Bermuda Island.<br />
Verschollen im Bermudadreieck?<br />
keineswegs!<br />
ences (kurz BIOS)“, durchzuführen. Kontakt<br />
zu diesem Institut bekam ich über<br />
den ehemaligen Direktor, Wolfgang<br />
Sterrer, einen österreichischen Marinbiologen,<br />
der mittlerweile schon mehr als<br />
vierzig Jahre auf dieser Inselgruppe<br />
forscht und lebt. BIOS selbst ist eine Forschungsstätte,<br />
an der primär ozeanographische<br />
und klimatologische Langzeitstudien<br />
betrieben werden, daneben gibt es<br />
noch weitere Arbeitsgruppen, die sich mit<br />
der Ökologie von Korallenriffen beschäftigen.<br />
Da ich selbst auf keinem dieser Gebiete<br />
aktiv tätig bin, löste die Wahl dieses<br />
Institutes zur Durchführung meiner Forschung<br />
weiteres Befremden bei meinen<br />
Kollegen aus.<br />
Bewohner zweier Welten Als Evolutionsbiologe<br />
bin ich aber an der Entstehung<br />
neuer Arten interessiert und seit Darwin<br />
und seinem Aufenthalt auf Galapagos wissen<br />
wir, wie die Isolation auf Inseln die-<br />
sen biologischen Prozess begünstigen<br />
kann. Gerade deshalb war meine Wahl zu<br />
Recht auf Bermuda gefallen. Meine Arbeit<br />
beschäftigt sich mit kleinen, meist<br />
ungeliebten Organismen, nämlich den<br />
Milben. Speziell fokussierte ich mich auf<br />
harmlose Milben, die in der Gezeitenzone<br />
vorkommen und sich von Algen ernähren.<br />
Diese Tiere sind deshalb für mich so faszinierend,<br />
weil sie typisch terrestrische<br />
Lebewesen sind, die sekundär wieder in<br />
den marinen Lebensraum eingewandert<br />
sind und nun zwei Welten gleichzeitig bewohnen.<br />
Während der Ebbe leben sie an<br />
der Luft wie jedes andere Landtier auch,<br />
aber während der Flut leben sie untergetaucht<br />
wie marine Tiere. Sie überstehen<br />
die Zeit unter Wasser, indem sie ihre eigene<br />
Luft zum Atmen in einem winzigen<br />
Luftfilm am Körper mit sich nehmen, ähnlich<br />
einem Taucher, der einen Sauerstofftank<br />
mit sich trägt. Mittlerweile konnte<br />
Privat<br />
ich bereits sechs neue Arten auf Bermuda ©