28.01.2013 Aufrufe

Rassismus Report 2004 - Zara

Rassismus Report 2004 - Zara

Rassismus Report 2004 - Zara

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Seite 12 Fälle: Öffentlicher Raum <strong>Rassismus</strong> <strong>Report</strong> <strong>2004</strong><br />

den Vorfall aufnimmt. Die gesamte Familie hat schwere Verletzungen, es gibt mehrere ZeugInnen, die den gesamten<br />

Tathergang bestätigen. Dennoch erstattet auch der gewalttätige Täter Anzeige wegen Körperverletzung gegen<br />

Herrn D. Es kommt zu einer Verhandlung, bei der Herr D. freigesprochen wird. Trotzdem legt die Staatsanwaltschaft<br />

Berufung gegen das Urteil ein, aber auch in zweiter Instanz wird Herr D. freigesprochen. Die Anzeige von Herrn D.<br />

gegen den Täter läuft noch.<br />

53 Frau J. berichtet im April <strong>2004</strong> von grölenden Skinheads im 19. Wiener Gemeindebezirk. Die Gruppe von<br />

��������������������������������������<br />

ungefähr zehn Jugendlichen im Alter von 14 oder 15 Jahren marschiert mit Metallstangen und Baseballschlägern<br />

zweimal die Woche die Weinberggasse hinunter. Sie grölen irgendetwas über Türken und vom „Kanakenklatschen“.<br />

Dies ereigne sich oft von Mitternacht bis drei Uhr früh. Passanten wechseln dann immer die Straßenseite. An<br />

einem Wochenende haben sie an Hausmauern uriniert und „Deutschland hoch“ gegrölt. Es gab auch dubiose<br />

Hundevergiftungen und eine Katze wurde an einem Baum gemartert. Die Polizei tue gegen all das nichts. Der<br />

Bezirksvorsteher Tiller meinte zu ihr, dass er alles im Griff habe, denn diese Jugendlichen würden von Streetworkern<br />

betreut, man solle diese Jugendlichen nicht kriminalisieren. Herr Kopetzky, der Vertreter des Bezirksvorstehers, sagte<br />

ihr im Gespräch, dass er das Problem kennt: das nur mit Streetwork zu lösen, sei „ein Scherz“. Wir vereinbaren, einen<br />

Beschwerdebrief an den Bezirksvorsteher zu schreiben. Dieser reagiert auch prompt und meint, dass neben Streetwork<br />

zu diesem Thema auch Gespräche mit der Polizei im so genannten „Sicherheitsforum“ stattfinden. Da Frau J. in der<br />

Folge für ZARA nicht mehr erreichbar ist, wird der Fall nicht weiter verfolgt.<br />

54 Im August <strong>2004</strong> meldet Herr A., dass beim Meisterschaftsspiel SV Weitra gegen USV Groß Gerungs am 16.<br />

��������������������������������������<br />

Mai <strong>2004</strong> in Weitra, ein Spieler des USV Groß Gerungs in Richtung der Anhänger der gegnerischen Mannschaft die<br />

Hand zum „Hitlergruß“ hebt. Das Spiel wird ohne Konsequenzen für den Fußballer fortgesetzt. ZARA schreibt an die<br />

Leitung des Sportclubs mit der Bitte um Stellungnahme, die prompt eintrifft: Nach heftigen Diskussionen wurde der<br />

betroffene Spieler (übrigens der jüngste in der Mannschaft) vom Vorstand abgemahnt und darüber informiert, dass<br />

er bei erneuten Vorfällen dieser Art umgehend mit Vereinsausschluss zu rechnen hat. Dass der Spieler nicht umgehend<br />

ausgeschlossen wurde, wird damit argumentiert, dass er „möglicherweise durch familiäre (…) oder berufliche<br />

Umstände in eine falsche Geisteshaltung gedrängt wurde (…) so möchte der Verein ihm helfen, den Weg in eine<br />

andere Richtung zu finden.“ Der Vorstand ist der Meinung, dass dem Spieler eine zweite Chance gegeben werden<br />

sollte, um ihn so davon abzuhalten, tatsächlich in den rechtsradikalen Dunstkreis abzurutschen. ZARA kann der<br />

Argumentation folgen. Die Tatsache, dass nicht der Versuch unternommen wurde, den Vorfall zu vertuschen, sondern<br />

das Problem offen diskutiert und konstruktive Lösungsansätze gesucht wurden, zeugt von einem sensiblen Umgang<br />

der Verantwortlichen mit der Thematik und dem Vorfall.<br />

55 Frau K. wohnt in einem Wiener Gemeindebau und ist dort bekannt dafür, dass sie sich gegen <strong>Rassismus</strong> und<br />

��������������������������������������<br />

Ausländerfeindlichkeit – immer wieder Thema in diesem Gemeindebau – engagiert. Am 5. Juli <strong>2004</strong> ritzen Unbekannte<br />

ein 50 x 50 cm großes Hakenkreuz auf die Motorhaube ihres Autos. Frau K. bittet ZARA nur um Dokumentation des<br />

Falles und meldet sich nicht mehr.<br />

56 Auf Seite 3 der Tageszeitung Kurier vom 6. September <strong>2004</strong> versucht der Wiener FP-Landesparteiobmann<br />

��������������������������������������<br />

Heinz-Christian Strache, die Maul- und Klauenseuche öffentlich so zu erklären: „Wenn osteuropäische Arbeiter im<br />

Westen arbeiten müssen, maulen sie. Wenn sie nicht arbeiten können, klauen sie.“ Der Anwalt H. erstattet Anzeige<br />

bei der Wiener Staatsanwaltschaft; diese antwortet am 13. Oktober, dass die Anzeige zurückgelegt wurde, „weil das<br />

angezeigte Verhalten nicht gerichtlich strafbar ist.“ Herr H. bittet ZARA um Dokumentation des Sachverhalts.<br />

57 Das Magazin „Wir Wiener – Das Bürgermagazin“, herausgegeben vom „Verein für Bürgerinformation“<br />

��������������������������������������<br />

widmet sich in seiner Ausgabe im Oktober <strong>2004</strong> ganz der Präsentation von FP-Landesparteiobmann Heinz-Christian<br />

Strache. Fast auf jeder Seite wird hier rassistisch, diskriminierend und menschenverachtend „berichtet“. Eine Prüfung<br />

aller Inhalte durch die ZARA-JuristInnen ergibt, dass keine Anzeigen erstattet werden können, weil alle Aussagen<br />

„gerade noch“ im Rahmen der Gesetze getätigt werden. ZARA sendet der zuständigen Stadträtin für Integration ein<br />

Protestschreiben, da die Stadt Wien in diesem Magazin ein Inserat geschaltet hat. In der Antwort wird mitgeteilt, dass<br />

die Stadt Wien in Zukunft in dieser Publikation keine Schaltungen mehr platzieren wird.<br />

58<br />

Die Marktgemeinde Ybbsitz, Bezirk Amstetten, NÖ, erklärt sich am Faschingsdienstag <strong>2004</strong> zum<br />

��������������������������������������<br />

„Negadorf“, u.a. gibt es auf der Showbühne am Marktplatz einen Programmpunkt „Negamusi Ybbsitz“. Eine Welle<br />

des Protests ergeht an den Bürgermeister. Dieser sieht in der Bezeichnung „Negadorf“ kein all zu großes Problem,<br />

wie die Niederösterreichischen Nachrichten berichten: „Man sollte die Diskussion um die Veranstaltungsnennung<br />

nicht auf die Spitze treiben, denn es ist immerhin Fasching“, meint der Bürgermeister. Immerhin reagiert er, nachdem<br />

die Veranstaltung wie geplant abgehalten wurde, mit einer Aussendung an die protestierenden Organisationen

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!