Rassismus Report 2004 - Zara
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Seite 68 Rechtliche Rahmenbedingungen <strong>Rassismus</strong> <strong>Report</strong> <strong>2004</strong><br />
Der ZARA Forderungskatalog<br />
1. Neuerungen<br />
Erstmals sind im Jahr <strong>2004</strong> Teile des ZARA-Forderungskataloges tatsächlich erfüllt worden: Es gibt in Österreich<br />
mit den neuen Gleichbehandlungsgesetzen und ein paar landesgesetzlichen Bestimmungen nun einen rechtlichen<br />
Diskriminierungsschutz in bisher ungekanntem Ausmaß. Es sind sowohl eine Gleichbehandlungskommission als auch<br />
GleichbehandlungsanwältInnen vorgesehen. ZARA wird mit diesen, so wie mit allen anderen, denen die Bekämpfung<br />
von <strong>Rassismus</strong> ein Anliegen ist, so wie bisher eng zusammenarbeiten. 1<br />
Leider sind jedoch weite Teile der ZARA-Forderungen in keiner Weise als erfüllt anzusehen. Einiges hat sich sogar<br />
weiter verschlechtert:<br />
Traurig ist es zu beobachten, dass die Fortschritte, die erzielt wurden, nur auf Druck der Europäischen Union<br />
oder anderer externer Faktoren überhaupt zustande gekommen sind. Der politische Wille zur Herstellung echter<br />
Diskriminierungsfreiheit scheint in Österreich nicht zu existieren; an allen Ecken und Enden werden sinnvolle Projekte<br />
eingespart und abgedreht; Menschen werden systematisch entmutigt, sich gegen Diskriminierung zu engagieren. Wer<br />
sich gegen <strong>Rassismus</strong> engagiert, wird von den Rechten in ein linkes Eck gestellt und von den Linken tendenziell allein<br />
gelassen. ZARA fordert daher ein parteienübergreifendes politisches Bekenntnis zu einer rassismusfreien Gesellschaft<br />
und das Einbekenntnis, dass diese noch nicht hergestellt ist. Im Gegenteil: es bedarf noch gewaltiger Anstrengungen.<br />
ZARA fordert ein politisches Bekenntnis dazu, dass NGOs wichtige PartnerInnen des Staates in diesem Prozess sind<br />
und daher eingebunden sein müssen.<br />
Mehr und mehr schleichen sich ungustiöse Begriffschöpfungen in den sprachlichen Alltag ein, die unerhörtesten<br />
(und dennoch oft gehörten) sind etwa: „Asylmissbrauch, Asylbetrug, Umvolkung, Drogenneger“. Solche Begriffe<br />
werden von PolitikerInnen und Medien verwendet und gelangen in den allgemeinen Sprachgebrauch. Nur durch<br />
gezielte und jahrelange Agitation kann es gelingen, dass bei einer Befragung zum Asylrecht mehr als die Hälfte der<br />
Befragten für eine Verschärfung desselben eintritt. Wer das Asylrecht kennt, muss über so etwas entsetzt sein. ZARA<br />
ist keine Asylrechtsorganisation, dennoch glauben wir, dass die Vergiftung des Klimas für AsylwerberInnen sich auf<br />
alle MigrantInnen in diesem Land auswirkt und dadurch wieder einmal Gruppen von Menschen definiert werden,<br />
„die hier nicht hergehören“. Das muss aufhören! Die österreichische Politik, die Medien und die Wirtschaft, alle sind<br />
aufgerufen, der fortschreitenden Verrohung unseres Landes Einhalt zu gebieten. Wenn es niemanden kümmert, dass<br />
AsylwerberInnen in Scharen im Winter und ohne jegliche Hilfe auf die Straße gesetzt werden, dann hat dieses Land<br />
aufgehört lebens- und liebenswert zu sein.<br />
ZARA fordert zudem, dass die Regierung den in den Antidiskriminierungsrichtlinien vorgeschriebenen Dialog mit den<br />
Nichtregierungsorganisationen zur Thematik der Diskriminierungsbekämpfung auch endlich tatsächlich aufnimmt.<br />
NGOs arbeiten schon seit langem sehr intensiv zu diesem Thema und haben etwas zu sagen und zu geben. ZARA<br />
fordert, dass eine Koordinierungsstelle für diesen Dialog mit den NGOs eingerichtet wird, die regelmäßige Treffen<br />
veranstalten soll. Ergebnis dieser Dialoge müssen ganz konkrete Aktionsprogramme sein, die gemeinsam in die Tat<br />
umgesetzt werden. Die Einbindung der Sozialpartner in diese Gespräche wäre wünschenswert.<br />
Was ZARA außerdem (immer schon, nachzulesen in den <strong>Rassismus</strong> <strong>Report</strong>s 2000, 2001, 2002 und 2003) fordert:<br />
2. Die Anerkennung, dass Österreich ein Einwanderungsland ist und war<br />
und hoffentlich bleiben wird<br />
Migration und <strong>Rassismus</strong> sind miteinander verbunden. Zwar nicht so, dass etwa die Zahl der MigrantInnen etwas mit<br />
dem Ausmaß von <strong>Rassismus</strong> zu tun hätte, sondern so, dass die grundsätzliche Einstellung zur Migration sich auch in<br />
der Grundstimmung gegenüber einzelnen MigrantInnen widerspiegelt und in <strong>Rassismus</strong> umschlagen kann.<br />
Wissenschaftlich und demographisch schon sehr gut erwiesen ist die Tatsache, dass Österreich ein Einwanderungsland<br />
ist. Was fehlt, sind die politischen Schlussfolgerungen daraus.<br />
3. Überprüfung und Verbesserung der Einwanderungspolitik<br />
Die Fremdengesetze sind nach wie vor im Sinne einer größtmöglichen Abschottung des Landes gegenüber<br />
MigrantInnen ausgerichtet. Migration wird mehr als „Gefahr“ denn als Chance bewertet. Anstatt die Chance auf<br />
gesamtgesellschaftlicher Ebene wahrzunehmen, wird Migrationspolitik ausschließlich auf wirtschaftlicher Ebene<br />
diskutiert.