Rassismus Report 2004 - Zara
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<strong>Rassismus</strong> <strong>Report</strong> <strong>2004</strong> Fälle: Arbeit Seite 25<br />
viele Ausländer, welche die österreichische Staatsbürgerschaft bekommen, kein Deutsch sprechen können. Nach<br />
einem Beratungsgespräch mit Frau L. schreibt ZARA einen Beschwerdebrief an den betreffenden Arzt und seinen<br />
Vorgesetzten. In der Folge kommt es zu einem Mediationsgespräch im Krankhaus, an dem der Arzt, sein Vorgesetzter,<br />
eine Ärztin vom EU-Projekt „migrant friendly hospital“, Frau L. und eine ZARA-Mitarbeiterin teilnehmen. Der Arzt<br />
leugnet zunächst, diverse Aussagen getätigt zu haben, oft steht Aussage gegen Aussage. Er räumt dann allerdings ein,<br />
dass es zu Missverständnissen gekommen sei – und dass er das nicht gewollt habe. Er entschuldigt sich mehrmals bei<br />
den Damen. Am Ende des Gesprächs verspricht er, dass solche Missverständnisse in Zukunft nicht mehr vorkommen<br />
werden.<br />
Helping Hands Wien schickt ZARA eine Berufung der<br />
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Staatsanwaltschaft Wien mit folgendem Wortlaut und bittet um<br />
Veröffentlichung im <strong>Rassismus</strong> <strong>Report</strong>.<br />
Arbeit<br />
Herr O. aus Nigeria ist seit 3 Monaten bei einer Reinigungsfirma beschäftigt. Nach einem Einsatz in einem 117<br />
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Baumarkt Anfang 2003 wird er gekündigt. Die Kündigung wird folgendermaßen begründet: „Es tut mir leid, ich weiß<br />
auch nicht, warum wir dich feuern müssen, aber es hieß, alle Schwarzen müssen weg.“ Einige Tage später begleitet<br />
ihn seine Frau zu seiner Arbeitsstelle, wo folgende Kündigungsgründe genannt werden: „Schlechte Arbeitsleistung.<br />
Ich kann nicht immer jemanden zum Dolmetschen holen … es mangelt an der Kommunikation … es tut mir Leid,<br />
er war ja immer höflich, immer bitte und danke, es hat aber einfach nicht geklappt mit den Schwarzen. Der Kunde<br />
hat sich über die Schwarzen beschwert …“ Das ZARA-Team leitet ein Mediationsgespräch mit dem Manager der<br />
Reinigungsfirma und Herrn O. in die Wege, eine ZARA-Mitarbeiterin begleitet Herrn O. zum Gespräch. Ergebnis des<br />
Gespräches ist, dass Herr O. wieder angestellt werden soll. Herr O. bekommt von der Reinigungsfirma jedoch bis<br />
Redaktionsschluss keine Stelle mehr angeboten.<br />
Frau H. aus Senegal lebt seit 1996 in Österreich. Seit 3 Jahren arbeitet sie für eine Reinigungsfirma und ist 118<br />
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für die Räumlichkeiten in der UNO-City eingeteilt worden. Sowohl mit der Arbeit als auch mit der Abteilungsleiterin<br />
ist sie zufrieden. Nur mit ihrer Vorarbeiterin Frau I. aus Ex-Jugoslawien hat sie Probleme. Frau I. kritisiert ständig die<br />
Arbeitsleistung von Frau H. und gibt ihr keine Antwort auf ihre Fragen. Anfangs ist Frau H. für die Räumlichkeiten im<br />
4. Stock der UNO-City zuständig, dann wird sie ohne Begründung in den 7. Stock und schließlich in den 9. Stock zur<br />
Arbeit versetzt. Frau H. führt diese Vorgänge auf Frau I. zurück und fühlt sich aufgrund ihrer Hautfarbe nicht akzeptiert.<br />
Frau H. ist psychisch schwer belastet, leidet unter Schlafstörungen und Nervosität. Die ZARA-Beraterin verfasst<br />
einen Brief an die Vorgesetzte und vereinbart für Frau H. einen Termin mit der Organisation „peregrina“, damit sie<br />
psychologische Unterstützung erhält. Frau H. nimmt diese dankend in Anspruch.<br />
Die Firma ist sehr kooperativ und erklärt sich zu einem Mediationsgespräch bereit, in dessen langem und intensivem<br />
Verlauf klar wird, dass der Konflikt zwischen der Vorarbeiterin Frau I. und Frau H. nicht zu lösen ist. Frau<br />
H. wird aber angeboten, mit einem anderen Team zu arbeiten. Frau H. bittet um Zeit, um darüber nachzudenken.<br />
Schlussendlich lehnt sie das Angebot ab, da die bisherigen Erfahrungen und die daraus resultierende psychische<br />
Belastung zu schwerwiegend sind.<br />
Herr M. aus dem Iran ist auf der Suche nach einer Arbeit als Rezeptionist. Er hat das Gefühl, dass er abge- 119<br />
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wimmelt wird, wenn er auf entsprechende Inserate reagiert, weil er Ausländer ist. Besonders bei seinen zwei letzten<br />
Bewerbungen hat sich dieser Eindruck verfestigt. Er wendet sich an ZARA, nach der Beratung wird bei den zwei<br />
betreffenden Wiener Hotels nachgefragt. Bei dem ersten Hotel wird angegeben, dass ausschließlich eine Rezeptionistin<br />
gesucht wurde und Herr B. somit nicht in Frage kam. Das zweite Hotel reagiert telefonisch auf den Beschwerdebrief<br />
von ZARA: Frau R. spricht anfangs ruhig und sachlich. Sie erklärt, dass in ihrem Hotel viele MigrantInnen arbeiten und<br />
dass ZARA das Gleichbehandlungsgesetz missbrauche. Im Laufe des Gespräches zeigt sich, wie empört und wütend<br />
sie ist. Sie wirft ZARA vor, „wie eine Sekte“ zu agieren. Auf alle Fälle habe sie als Arbeitgeberin das Recht, sich die<br />
Leute auszusuchen, die sie einstellt. Sie lässt die ZARA-Beraterin nicht zu Wort kommen und beendet das Telefonat<br />
mit dem Hinweis, dass sie ZARA den zugeschickten <strong>Rassismus</strong> <strong>Report</strong> wieder zurückschicken wird.<br />
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