Rassismus Report 2004 - Zara
Rassismus Report 2004 - Zara
Rassismus Report 2004 - Zara
- TAGS
- rassismus
- zara
- zara.or.at
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Seite 48 Jahresberichte einzelner Organisationen <strong>Rassismus</strong> <strong>Report</strong> <strong>2004</strong><br />
Rot mehrmals auf Grund seiner Hautfarbe rassistisch beschimpft worden.‘ Was Austria-Kapitän Dospel entschieden<br />
zurückwies: ‚Ich habe zu Suazo nur zweimal Schleich dich gesagt …‘ Auch nicht gerade die feine Art“.<br />
Bericht der WITAF-Arbeitsassistenz für Gehörlose<br />
Diskriminierungen gegen gehörlose Menschen beziehen sich meist auf die Sprache – entweder auf die Gebärdensprache<br />
oder aber auf Mängel in der deutschen Lautsprache. Daher ist die Gruppe der GebärdensprachbenützerInnen als<br />
durch Sprache Diskriminierte zum Fokus des <strong>Rassismus</strong> <strong>Report</strong>s zugehörig zu sehen.<br />
Aufgrund des spezifischen Tätigkeitsbereiches der Arbeitsassistenz für Gehörlose zeigt der folgende Bericht fokussiert<br />
jene Diskriminierungen gegen gehörlose Menschen auf, die im Bereich der Ausbildung und Arbeit stattfanden.<br />
Ausbildung<br />
Es ist nach wie vor so, dass gehörlose Personen zahlreiche Ausbildungen nicht absolvieren können, da lt. Gesetz<br />
Sinnesbehinderungen ein Ausschlusskriterium darstellen. Diese Gesetzesgrundlage ist vor allem in sozialen Berufsfeldern<br />
zu finden. Da häufig gehörlose Frauen an einer Ausbildung, wie etwa Kindergärtnerin, Kindergartenhelferin,<br />
Pfleghelferin etc. interessiert sind, kommt es hier zu einer „doppelten“ Diskriminierung. So ist es jener gehörlosen<br />
Frau, die bereits 2002 als Fallbeispiel im <strong>Rassismus</strong> <strong>Report</strong> dargestellt wurde, bis heute nicht möglich, die erwünschte<br />
Ausbildung zur Kindergärtnerin zu absolvieren.<br />
Ein weiteres Beispiel ereignete sich in einer Berufsschule, wo der Direktor angab, der gewählte Beruf eines<br />
Informatikers sei für Gehörlose „ungeeignet“. In diesem Fall konnte nur durch die Hartnäckigkeit des Unternehmens,<br />
in dem die junge gehörlose Frau ausgebildet wird, der Besuch der Berufsschule aufrecht erhalten bleiben.<br />
Arbeitsplatz<br />
Die Diskriminierung, die gehörlose Personen am Arbeitsplatz erfahren, bezieht sich häufig auf ihre Muttersprache, die<br />
Österreichische Gebärdensprache (ÖGS). Häufig wird gegenüber dem Team der Arbeitsassistenz angegeben, dass die<br />
Verwendung der ÖGS die anderen MitarbeiterInnen störe. Es wird wiederholt darauf hingewiesen, dass der gehörlose<br />
Mitarbeiter in einer hörenden Welt lebt und somit in Lautsprache kommunizieren soll. Dies ist für viele gehörlose<br />
Menschen möglich, stellt jedoch keine gleichwertige Kommunikation mit der Barrierefreiheit in der Gebärdensprache<br />
dar.<br />
Auch <strong>2004</strong> gab es einen Betrieb, der auf den Einsatz von GebärdensprachdolmetscherInnen verzichtete, mit der<br />
Begründung, der gehörlose Mitarbeiter müsse nicht über alles informiert sein, die wirklich wesentlichen Dinge werde<br />
er früher oder später „mitbekommen“.<br />
Dienstverhältnisse mit behinderten MitarbeiterInnen werden von der öffentlichen Hand gefördert. Diese<br />
Förderungen sollen eine Minderleistung des Mitarbeiters bzw. Mehraufwand seitens des Unternehmens ausgleichen.<br />
Diese durchaus zielführende Förderpolitik wird jedoch von manchen Unternehmen missverstanden, was deutlich<br />
wurde, als ein Firmenchef gegenüber der Arbeitsassistenz folgende Aussage tätigte: “… habt‘s ihr no mehr so billige<br />
Arbeitskräfte, da kriegt ma a Geld und redn dans a nix und des haßt dass sie glei no mehr orbeitn können“.<br />
Mehrmals wurden auch folgende Aussagen von hörenden Vorgesetzten bzw. entscheidungsbefähigten Personen<br />
getroffen: „… diese Person kann nicht reden und nicht besonders gut lesen, was soll ich damit anfangen, diese Leute<br />
sind nicht zu gebrauchen“. In diesem Statement wird auch deutlich, dass hörende Personen sehr oft davon ausgehen,<br />
dass gehörlose Personen gut lesen können. Leider verhält es sich aber sehr oft so, dass aufgrund schlechter<br />
Ausbildung und mangelnder Information viele Begriffe und Fremdwörter gehörlosen Personen unbekannt sind. Das<br />
derzeitige Bildungswesen für gehörlose Menschen arbeitet ohne den Einsatz der Österreichischen Gebärdensprache<br />
und versucht, die Zweitsprache Deutsch ohne andere sprachliche Basis zu vermitteln. Daraus resultierend weisen viele<br />
Gehörlose gravierende Sprachprobleme auf.<br />
So berichtete ein junger Gehörloser gegenüber der Arbeitsassistenz: „… mein Chef gab mir ein Buch zu lesen, in<br />
dem die Maschine, an der ich arbeitet, genau beschrieben wird. Ich habe mich sehr bemüht, aber die meisten Worte<br />
kenne ich nicht. Als ich das meinem Chef gesagt habe, hat er geantwortet: ‚Das gibt‘s ja net, du bist ja net blöd,<br />
oder?‘“ In einem gemeinsamen Gespräch mit der Arbeitsassistenz konnten durch ausreichende Information über die<br />
Bildungssituation der Gehörlosen derartige Vorstellungen und Bilder korrigiert werden. Nicht gut Deutsch lesen und<br />
schreiben zu können bedeutet eben nicht, dass jemand dumm ist.