28.01.2013 Aufrufe

Rassismus Report 2004 - Zara

Rassismus Report 2004 - Zara

Rassismus Report 2004 - Zara

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Seite 44 Jahresberichte einzelner Organisationen <strong>Rassismus</strong> <strong>Report</strong> <strong>2004</strong><br />

80% der Beschmierungen richten sich gegen AfrikanerInnen/AfroösterreicherInnen mit Sprüchen wie „Nigger raus!“,<br />

„Neger raus!“, oder „Kill niggers“. Eine Reihe von entfernten, übermalten oder durchgestrichenen Sprüchen wurde<br />

erneut an dieselbe Stelle bzw. auf dasselbe Haus geschmiert.<br />

Erschreckend ist neben dem Ausmaß und der Aggressivität das System, das hinter den Schmierereien, die sich<br />

gegen AfrikanerInnen/AfroösterreicherInnen richten, steckt. Die Schmierereien sind auf den tagsüber belebten, großen<br />

Straßen bzw. ihren Verbindungsstraßen systematisch über den ganzen Bezirk (und darüber hinaus) verteilt. Da die<br />

Schriftzüge einander sehr oft gleichen, lassen sich regelrechte „Routen“ der RassistInnen nachvollziehen. Lediglich der<br />

Privatinitiative Einzelner ist es zu verdanken, dass diese Schmierereien nicht unkommentiert im öffentlichen Raum<br />

stehen bleiben. Auch einzelne Geschäfte versuchen, entweder von sich aus oder einem Hinweis folgend, diese zu<br />

entfernen. Meistens wird die gereinigte Hauswand des jeweiligen Geschäftes nach kurzer Zeit wieder beschmiert.<br />

Die Grünalternative Jugend nützt die von ihr gesammelten Daten dazu, dem Beispiel von ZARA folgend,<br />

HauseigentümerInnen, Geschäftslokale und (sofern möglich) Hausverwaltungen per Brief aufzufordern, rassistische<br />

Schmierereien an ihren Häusern und Geschäften nicht zu dulden und zu entfernen.<br />

RFJ klebt ausländerInnenfeindlich<br />

Seit Sommer <strong>2004</strong> entfernen AktivistInnen der Grünalternativen Jugend Wien vermehrt ausländerInnenfeindliche<br />

Sticker des Rings freiheitlicher Jugend aus dem öffentlichen Raum. Mit weißer Schrift auf rotem Hintergrund wird<br />

mit folgendem Spruch gegen AusländerInnen gehetzt: „Die Indianer konnten die Einwanderer nicht stoppen …<br />

Heute leben sie in Reservaten!“ Diesen Spruch hat Horst Jakob Rosenkranz bereits 2001 in seiner rechtsextremen<br />

Zeitschrift „fakten“ eingeführt. Nun ist der Spruch beim RFJ gelandet, dieser schreibt noch zusätzlich darunter:<br />

„ÖSTERREICH zuerst – Eine Initiative des Ringes Freiheitlicher Jugend“. „Österreich zuerst“ war auch der Titel des<br />

„Antiausländer“-Volksbegehrens (1992/93) der FPÖ. Gerade in der Zeit vor Weihnachten wurden diese Sticker massiv<br />

in der Siebensterngasse geklebt.<br />

Antitürkische, Antiislamische Sticker und Schmierereien<br />

Vermehrt registrieren AktivistInnen auch Schmierereien und Sticker, die gegen Muslime und TürkInnen hetzen. So<br />

wurden im Sommer selbstgemachte Kleber mit folgendem Spruch entdeckt und entfernt: „Was das für Mädchen<br />

die sich mit Türken und andere färbigen einlassen? (sic!)“. Im Zuge der im Herbst aufkommenden Diskussion über<br />

den Beitritt der Türkei zur EU wurden erstmals entsprechende antitürkische Sticker dokumentiert und entfernt.<br />

Unbekannte hetzen mit polemischen Titeln wie: „Türkische Freundschaft?“, „Schützt Europas Menschenrechte“,<br />

„Wollen wir, dass Europas Frauen so behandelt werden?“, „Multi-Kulti auch in der Türkei?“ sowie unvollständigen<br />

polemisch verwendeten „Zitaten“ aus dem Koran gegen TürkInnen und den Beitritt der Türkei zur EU. Etwas weniger<br />

subtiler gibt sich da die rechtsextreme Arbeitsgemeinschaft für demokratische Politik (AFP): „Türken vor Wien 1529,<br />

Türken vor Wien 1683, Türken in Wien <strong>2004</strong>. Unser Widerstand ist ungebrochen!“. Gleichzeitig mehren sich auch rassistische<br />

Schmierereien. Außerdem werden oft rassistische Schmierereien wie „Neger raus“ etc. zwar durchgestrichen,<br />

aber durch antiislamische Sprüche ersetzt.<br />

Der Marcus-Omofuma-Stein als Ziel von RassistInnen<br />

Hintergrund: Am 1. Mai 1999 wird Marcus Omofuma im Zuge seiner Abschiebung gefesselt. Außerdem wird ihm<br />

der Mund verklebt. Er erstickt qualvoll. Die dabei tätigen österreichischen Beamten geben später an, den ungefähr<br />

halbstündigen Todeskampf des Erstickenden „nicht bemerkt“ zu haben.<br />

Der Marcus-Omofuma-Stein, den die Bildhauerin Ulrike Truger geschaffen und selbst bezahlt hat, erinnert an<br />

diesen Übergriff. Der Gedenkstein wurde von der Künstlerin im Oktober 2003 ohne Genehmigung neben der Wiener<br />

Oper aufgestellt und sollte daher abgetragen werden. In Zusammenarbeit mit den Grünen Neubau findet er aber<br />

einen Platz an der Mariahilferstraße beim Museumsquartier.<br />

Im Zuge einer Veranstaltung im Sommer <strong>2004</strong> stellen AktivistInnen der Grünalternativen Jugend Wien fest, dass<br />

das Denkmal mit drei weißen „K“ (für Ku Klux Klan) beschmiert war und reinigen ihn. Im Gespräch mit der Künstlerin<br />

stellt sich heraus, dass der Stein schon mehrmals Ziel und Fläche rassistischer Beschmierungen geworden war. Die<br />

Künstlerin hatte das Denkmal bereits reinigen und die mehrmals heruntergerissene Gedenktafel ersetzen müssen.<br />

Kurze Zeit später wird der Stein großflächig mit weißer Lackfarbe beschmiert, unter anderem wieder mit „KKK“.<br />

Gemeinsam mit der Künstlerin wird eine temporäre „Verpackungsaktion“, die einerseits dem „Schutz“ des Denkmals<br />

dienen und andererseits ein neues Bild zum Thema „rassistische Gewalt an Marcus Omofuma“ schaffen soll, geplant<br />

und am 2. September umgesetzt.<br />

Seit der „Verpackung“ reißen die Zerstörungen nicht ab: Drei Tage nach der Aktion sind Teile des Stoffes sowie<br />

am Stein befestigte Informationszettel heruntergerissen. Weitere Verhüllungsversuche und neu angebrachte<br />

Informationen werden immer wieder zerstört. Schließlich wird die im Stein eingelassene Gedenktafel mit Teer übergossen.<br />

Nachdem der Stoff um das provisorisch verhüllte Denkmal innerhalb weniger Tage zum zweiten Mal abge-

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!