28.01.2013 Aufrufe

Rassismus Report 2004 - Zara

Rassismus Report 2004 - Zara

Rassismus Report 2004 - Zara

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

<strong>Rassismus</strong> <strong>Report</strong> <strong>2004</strong> Fälle: Sonstige Behörden Seite 23<br />

Frau T. meldet ZARA, dass ein Professor an einem Wiener Gymnasium während des Unterrichtes durch 105<br />

��������������������������������������<br />

rassistische und sexistische Äußerungen auffällt. Ihre Tochter, die ihn couragiert zur Rede stellt, wird von ihm ausgegrenzt.<br />

ZARA verfasst einen Beschwerdebrief an die Direktorin der Schule, die prompt reagiert und versichert, eine<br />

Untersuchung anzustrengen und zusammen mit dem Stadtschulrat für Wien geeignete Maßnahmen einzuleiten.<br />

Tatsächlich kommt es im Herbst zu einer offiziellen „Abmahnung“ des betroffenen Lehrers, er darf allerdings weiter<br />

unterrichten. Der Vater eines anderen Kindes aus der Klasse besagten Lehrers wendet sich mit einem Brief unter anderem<br />

auch an ZARA und nimmt den sexistisch und rassistisch agierenden Lehrer in Schutz. Die Schülerin, die mit ihrem<br />

couragierten Auftreten den Fall ins Rollen gebracht hat, verlässt mit Ende des Schuljahres 2003/<strong>2004</strong> die Schule, weil<br />

sie nicht mehr bereit ist, das Verhalten ihres Lehrers weiter zu ertragen. Auf Wunsch der Direktorin führt ZARA ein<br />

Sensibilisierungstraining mit dem gesamten LehrerInnenkollegium der Schule durch.<br />

Anfang <strong>2004</strong> weist Herr K. auf einen Artikel in der Stadtzeitung „Falter“ hin, in dem die Leiterin des 106<br />

��������������������������������������<br />

Wiener Jugendamtes, Renate Balic-Benzing, mit folgender Aussage gegenüber jugendlichen, aus Afrika stammenden<br />

Asylwerbern zitiert wird: „Diese Arschlöcher vergiften unsere Kinder …“ Kurze Zeit später informiert auch der<br />

Klub der Grünen im Rathaus ZARA von diesem Vorfall. ZARA wendet sich mit einem Brief an Vizebürgermeisterin<br />

Grete Laska und ersucht um Stellungnahme. Es wird mitgeteilt, dass die Angelegenheit der magistratsinternen<br />

Disziplinarkommission übergeben wurde. Dieses Verfahren endet ergebnislos. Im August <strong>2004</strong> wird ZARA berichtet,<br />

dass gegen Balic-Benzing erneut ein Disziplinarverfahren eingeleitet und eine Sachverhaltsdarstellung an die<br />

Staatsanwaltschaft übermittelt wurde. Unter ihrer Verantwortung soll eine Weisung erlassen worden sein, wonach<br />

für unbegleitete Flüchtlinge über 14 Jahren kein Obsorgeantrag zu stellen sei. Dies widerspricht eindeutig den gesetzlichen<br />

Vorschriften, wonach auch Jugendlichen über das 14. Lebensjahr hinaus Obsorge zu gewähren ist. Dieses<br />

Verfahren endet allerdings erneut ergebnislos.<br />

Von der Interventionsstelle gegen Gewalt in der Familie werden ZARA zwei Vorfälle gemeldet, die Frau X. 107<br />

��������������������������������������<br />

im Rahmen ihrer dortigen Beratungstätigkeit bekannt geworden sind:<br />

• Ein Kurde aus der Türkei versucht, seine Frau zu vergewaltigen. Im darauf folgenden Strafverfahren spricht der<br />

Richter den Ehemann mit dem Kommentar: „Das ist türkische Liebe“, frei.<br />

• Eine serbische Frau springt aus dem Fenster, weil sie von ihrem Mann bedroht wird. Der Ehemann bekommt nur<br />

die Mindeststrafe, die Begründung des Richters lautet: „In solchen Milieus sagen die Leute dauernd, dass sie sich<br />

umbringen!“<br />

Frau G. meldet ZARA, dass ihre Nichte in der Hauptschule ein Liedblatt mit dem Text: „Jeder Zuluneger hod 108<br />

��������������������������������������<br />

an Bettvorlega, oba unsa ana der hod nix … Jeder Kongoneger hod an Hosnträga, oba unsa ana der hod nix … Jeder<br />

Südfranzose hod a Unterhose, oba unsa ana der hod nix …“ für die Verwendung im Musikunterreicht ausgehändigt<br />

bekommen hat. ZARA schickt einen Beschwerdebrief an die Schule. Die Antwort der Direktion besteht darin, den<br />

Liedtext auf einen „Faschingsscherz“ zu reduzieren und den diskriminierenden Hintergrund zu leugnen. Ein weiteres<br />

Schreiben der Musiklehrerin persönlich lässt verlauten, dass sie sich über die diskriminierende Eigenschaft des Begriffs<br />

„Neger“ nicht im Klaren war. ZARA leitet die Antwortschreiben an Frau G. weiter.<br />

Frau N. besucht im November <strong>2004</strong> ein Postamt im 20. Wiener Gemeindebezirk und beobachtet, wie ein 109<br />

��������������������������������������<br />

Mann mit schwarzer Hautfarbe zunächst von mehreren Schalterangestellten, die sich lautstark unterhalten (unter<br />

anderem fällt der Satz: „Wie gut wäre es, wenn der Hitler noch da wäre“), ignoriert wird. Als der Kunde endlich<br />

bedient wird, wird er mit Aussagen wie: „Ihr Neger seid‘s eh‘ alle Drogenhändler“ und „fahr wieder nach Haus‘, du<br />

Buschneger“ beschimpft. Frau N. wendet sich an ZARA und bittet um Intervention. Es wird ein Beschwerdebrief an<br />

die Post verfasst. Das Reklamationsmanagement der Post bedankt sich und reagiert mit der Verteilung eines Infoblatts<br />

bezüglich Diskriminierung und den auf solche Ereignisse folgenden disziplinären Verfahren an alle Mitarbeiter.<br />

Im Jahr <strong>2004</strong> häufen sich die Beschwerden von Opfern und ZeugInnen rassistischen Verhaltens der 110<br />

��������������������������������������<br />

Kontrolleure der Badner Bahn. Allein im Dezember <strong>2004</strong> meldeten vier Personen selektive Kontrollen aufgrund<br />

der Hautfarbe in diesem Verkehrsmittel. Die kontrollierten Personen wurden beschimpft und bedrängt. Das rassistische<br />

Verhalten richtete sich aber nicht allein gegen AfrikanerInnen, alle Fahrgäste mit „offensichtlich“ ausländischer<br />

Herkunft wurden benachteiligt, während weißen MehrheitsösterreicherInnen solcher Luxus wie das<br />

„Nachstempeln“ von zur Kontrollzeit nicht entwerteten Fahrausweisen gestattet wurde. Außerdem führen ein privates<br />

Sicherheitsunternehmen und die Polizei regelmäßige Kontrollen ausschließlich von Personen mit schwarzer Hautfarbe<br />

in der Badener Bahn durch. Ein Fahrgast meldet, dass die Polizei „mehrmals in der Woche einfach alle dunkelhäutigen<br />

Fahrgäste aus der Badener Bahn mitnimmt“. Auf eine Aufforderung zur Stellungnahme durch ZARA reagiert die<br />

Wiener Lokalbahnen AG zunächst bedauernd auf die Vorfälle. Im weiteren Verlauf des Antwortschreibens werden die

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!