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Rassismus Report 2004 - Zara

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<strong>Rassismus</strong> <strong>Report</strong> <strong>2004</strong> Fälle: Wohnen Seite 27<br />

sie diese Entscheidung lieber selbst getroffen hätte. Die Vereinsobfrau stimmt ihr zu und man einigt sich auf ein<br />

Praktikum mit der Möglichkeit weiterer Zusammenarbeit.<br />

Herr A. meldet, dass bei der Taxilenkerprüfung der Wirtschaftskammer XX meistens Personen mit nicht 126<br />

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österreichischer Herkunft durchfallen. Die Fragen werden leise und in Mundart gestellt. Auch bei ganz einfachen<br />

Fragen werden komplizierte Ausdrücke oder juristisches Vokabular verwendet. Österreicher fallen sogar bei mangelhafter<br />

Fachkenntnis nur bei völligem Unvermögen durch. ZARA verfasst einen Beschwerdebrief an die WK und wartet<br />

momentan noch auf Antwort.<br />

Im Januar <strong>2004</strong> ruft ein Mann aus Kärnten im ZARA-Büro an. Ohne seinen Namen zu nennen erklärt er, 127<br />

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dass er nicht versteht, warum man sich über „Nur Inländer“-Inserate so aufregt. Er will sich aussuchen können, wen<br />

er in seiner Wohnung haben möchte und wenn er jemanden für einen Job sucht, dann will er nur Österreicher. Im<br />

Übrigen habe er „nur schlechte Erfahrungen mit Ausländern“, sie würden „stehlen, lügen und betrügen“. Der Mann<br />

ist nicht zugänglich für eine Gegenargumentation.<br />

Herr B., Chef einer Werbe- und Marketingagentur, beschwert sich über die Vorgangsweise von ZARA 128<br />

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bezüglich der „Nur Inländer“-Inserate. Ein Kunde von ihm habe eine Anzeige bekommen, weil er keine Ausländer einstellen<br />

möchte. Er versteht nicht, warum wir das machen, als Arbeitgeber habe man das gute Recht Ausländer nicht<br />

einzustellen. Gegenargumente und rechtliche Rahmenbedingungen sind ihm egal. Er meint, dass ZARA nun „einen<br />

Feind“ habe.<br />

ZARA erhält einen bissigen Brief eines von der Tageszeitung „Kurier“ beschäftigten Juristen, in dem uns 129<br />

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erklärt wird, dass nach österreichischem Recht „Nur Inländer“-Inserate zulässig sind. Ein Jurist von ZARA verfasst eine<br />

Expertise zur geltenden Rechtslage und sendet diese zurück.<br />

Eine Kassiererin im Supermarkt weist darauf hin, dass ihre Kassa nun geschlossen wird. Ein Kunde 130<br />

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beschimpft sie daraufhin, sie solle „froh sein, hier arbeiten zu dürfen“ und soll „doch wieder nach Hause gehen, wenn<br />

es ihr hier nicht gefällt“. „Es sind alles Ausländer hier, man fühlt sich nicht mehr wie in Österreich.“<br />

Frau T. arbeitet seit einem Jahr unangemeldet in einem Wiener Gasthaus. Frau T. ist verheiratet, ihr Mann 131<br />

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hat die österreichische Staatsbürgerschaft. Sie hat vor kurzem ihre Arbeitserlaubnis bekommen. Der Besitzer des<br />

Gasthauses nimmt ihre sämtlichen Papiere an sich und verspricht ihr, sich um die Arbeitserlaubnis zu kümmern. Er<br />

lässt sie den ganzen Tag arbeiten, aber wenn es um die Bezahlung geht, muss Frau T. jedes Mal darum betteln. Ihren<br />

Lohn für Mai und Juni <strong>2004</strong> hat sie nicht bekommen. Ihr Chef meint: „Du bist doch ein Neger und arbeitest ohne<br />

Papiere, wozu brauchst du eigentlich Geld?“ Wir beraten sie über die Möglichkeit rechtlicher Schritte und würden<br />

sie auch zur Arbeiterkammer begleiten, doch Frau T. meldet sich nicht mehr bei ZARA, also dokumentieren wir den<br />

Vorfall und unternehmen keine weiteren Schritte.<br />

Wohnen<br />

Zum Problem der „Nur-Inländer“-Inserate siehe <strong>Rassismus</strong> <strong>Report</strong> 2003, sowie<br />

den Bericht auf http://derstandard.at/?id=1784513<br />

Die Gebietsbetreuung Kalvarienbergviertel meldet ZARA, dass ein Anwohner in ihrem Zuständigkeitsbereich 132<br />

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vor seiner Wohnungstür ein rassistisches Schreiben gefunden habe. Es handelt sich um ein beschriebenes Kuvert mit<br />

rassistischem Inhalt: „Warum bleiben sie nicht in ihrem Afrika? Niemand hat sie eingeladen! Sie kommen her und<br />

verführen unsere Jugend zum Drogenkonsum – zerstören deren Leben (…)“.<br />

Frau R. wird Zeugin einer rassistischen Beschimpfung. Freitagabends hört sie Geschrei und unter anderem 133<br />

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das Wort „Hitler“ aus dem Stiegenhaus. Der bekannt streitsüchtige und alkoholkranke Nachbar Herr N. steht vor der<br />

jungen türkischen Familie, die erst vor einigen Wochen die Wohnung bezogen hat, und schreit: „Ich bin der Hitler<br />

persönlich, ich werde Euch ausrotten, ihr ausländischen Dreckschweine! Ich weiß, wie ich euch Leute delogier’!“ und<br />

scheint auch Gewalt gegen die neuen Nachbarn ausüben zu wollen. Frau R. mischt sich ein und will die Situation<br />

beruhigen. Ein weiterer Nachbar stellt sich auf die Seite des Gewalttäters, zwei andere Parteien sind ebenfalls<br />

zugegen. Frau R. ruft schließlich die Polizei, die jedoch nach ihrem Erscheinen nur den Vorfall zur Kenntnis nimmt.<br />

Da es schon früher Beschwerden gegen Herrn N. gegeben hat, möchte sich Frau R. im Kundendienstzentrum von

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