Wohnen im Alter - GIT Verlag

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18 medAmbiente 2 · 2009 Wohnkonzepte Wie in der Familie Die Demenzwohngemeinschaft Villa Mathilde in Darmstadt Neue Wege in der Begleitung und Versorgung demenzkranker Menschen und ihrer Pflegenden zu beschreiten – das ist das Ziel einer besonderen Demenz- wohngemeinschaft, die in Darmstadt eingerichtet wurde. Sie soll eine Alterna- tive bieten für die Pflege im häuslichen Umfeld, deren Belastungen die Angehö- rigen sehr oft überfordert. Das von der Architektin Angela Fritsch betreute Konzept zielt vor allem auf Alltagsvertrautheit, die sich am eigenen Haushalt sowie der Biografie der Bewohner orientiert. Im Jahr 2005 suchten Angehörige von Demenzkranken in Darmstadt nach neuen Wohn und Pflegeformen für demenzkranke ältere Personen. Bis dahin musste man Demenzkranke nämlich auf einer geriatrischen Station unterbringen – eine mehr als unbefriedigende Situation für Pfleger, Angehörige und Krankenhausleitung gleichermaßen. Vor allem der Bewegungskreis für die körperlich meist noch sehr fitten Patienten erschien zu klein, der geregelte Krankenhausablauf zu monoton. Vor dem Hintergrund dieser mangelhaften Situation entwickelte sich die Idee der Schaffung einer familienähnlichen Atmosphäre im Rahmen einer Wohngemeinschaft für Demenzkranke. Wie im häuslichen Familienleben sollten sie in den normalen Tagesablauf des Kochens, Putzens, Bügelns und Gärtnerns mit eingebunden werden und so die Chance von befriedigenden Erlebnissen haben. Bei diesem Konzept stützte man sich auf konkrete Erfahrungen; Demenzkranke nehmen gerne Hand lungen aus vergangener Zeit wieder auf. In deren wiederholter Ausübung erfahren sie Befriedigung, wobei es nie um die Produktivität einer Handlung geht: Die vertraute Beschäftigung an sich reicht schon vollkommen aus. Interdisziplinäres Team So wurde eine Arbeitsgruppe gebildet, bestehend aus einer Ärztin für Geriatrie, der Sozialpädagogin BurgholteNiemitz und Angela Fritsch als Architektin. Die Hessische Fachstelle für Wohnberatung stellte zusätzlich eine Fachkraft zu Verfügung. Als optimale Örtlichkeit fand man ein von einem Garten umgebenes Haus aus den dreißiger Jahren, das in zweiter Reihe steht und nur über einen schmalen Zugang von der Hauptstraße erreicht werden kann. Der ambitionierte Geschäftsführer des Evangelischen Krankenhauses Elisabethenstift vermietete die für die Demenzgemeinschaft nicht notwendigen Bereiche anderweitig. Eine therapeutische Fahrradwerkstatt, eine Schwesternschule und eine Unterbringung für Schwesternschüler im selben Haus erwiesen sich als bunte und gute Ergänzung zu der WG. So holte man ein Stück Leben in die aus Sicherheitsgründen abgeschlossene Welt. Erdgeschoss und erstes Obergeschoss des Hauses wurden nun für die zwölfköpfige WG umgebaut: Jeder Bewohner erhielt sein eigenes Zimmer. Insgesamt gibt es fünf Bäder. Für die Betreuungskräfte, die sich im AchtStunden Takt abwechseln, wurde bewusst weder ein Zimmer noch ein Schreibtisch eingerichtet. Dem Team war es wichtig, dass sie unter den Bewohnern integriert bleiben und sich nicht separieren. Im Erdgeschoss wurden großzügige miteinander verbundene Gemeinschaftsräume geschaffen. Hierfür wurden die Seitenwände der Flure aufgebrochen, die entstehende säulenartige Struktur ermöglicht den Bewohnern den sogenannten Endlosspaziergang in Form von Achten. Die Küche erhielt einen großen Kochblock in der Mitte, sodass möglichst viele am Kochen beteiligt sein können. Der Esstisch
wurde als lange Tafel gebildet. Er besteht aus drei Einzeltischen, welche für unterschiedliche Aktionen auseinandergeschoben werden können (z. B. Basteln, Bügeln). Warm und vitalisierend Als Boden wurde ein fotografisches AhornParkett gewählt, der helle Farbton erzeugt eine freundliche Atmosphäre, gleichzeitig lässt er sich gut mit den individuellen Einrichtungsgegenständen der Bewohner kombinieren. Die Wände sind in Weiß gehalten, die Vorhänge in einem warmen, vitalisierenden Violettrot, die Bäder in beruhigendem Grün. Die Zimmer werden von jedem Angehörigen selbst mit Mö Qualität Innovation beln aus der Vergangenheit des Bewohners eingerichtet. Der Garten vor dem Haus ist Begegnungsstätte der unterschiedlichen Gruppen: Fahrradwerkstatt, Schwesternschüler und Bewohner. Hier werden Fahrräder repariert, Unterricht im Freien gehalten, gegrillt – und dazwischen bewegen sich die dementen Bewohner, denen das bunte Treiben gefällt. Neben dem Haus sind Hochbeete zum Gärtnern für die Bewohner angelegt. Hinter dem Haus gibt es eine eigene nur durch sie genutzte Terrasse, die auch vom Haus aus zugänglich ist. Ein plätschernder Brunnen unterstützt die lauschige Atmosphäre. Tradition Tradition Unser Anspruch: Mit unseren ganzheitlichen Objekteinrichtungen schaffen wir Lebensräume, die die Bedürfnisse älterer und pfl egebedürftiger Menschen berücksichtigen. Konsequent. In Form und Funktion. Im Mittelpunkt stehen Raumkonzepte, die Individualität, Kommunikation und Mobiliät ermöglichen. Praktisch wie wohnlich. Dabei zählt seit 90 Jahren für uns nur eines: Das Gute noch besser zu machen. Denn wer ein Visionär ist, macht schon aus Tradition keine Kompromisse. www.bock.net Die 2007 fertiggestellte Anlage wurde sowohl von den Bewohnern wie auch den Angehörigen und dem Pflegepersonal gut aufgenommen. Insgesamt ist es gelungen, ein Stück zur Lebensqualität der demenzkranken Bewohner beizutragen. kontakt: Angela Fritsch Architekten BDA, Darmstadt Tel.: 06151/811390 info@af-architekten.de www.af-architekten.de Innovation Qualität Sicherheit Sicherheit Wohlfühlen beginnt mit einem Konzept Nürnberg, 24. – 26.03.2009 Halle 3, Stand 3-121 Wohnkonzepte Hermann Bock GmbH Nickelstr. 12 D-33415 Verl medAmbiente 2 · 2009 19
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