Wohnen im Alter - GIT Verlag
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Offenheit und topografische<br />
Einbindung<br />
Der Entwurf von Witry & Witry setzt auf ein<br />
Offenheit ausstrahlendes Ambiente – Licht und<br />
Farbe sollen es den Bewohnern ermöglichen,<br />
sich weitestgehend selbstständig <strong>im</strong> Gebäude<br />
zu orientieren. Er gewann den ersten Preis in<br />
der Wettbewerbsausschreibung des Bauherrn –<br />
dabei ließ man sich nicht nur von der Überschaubarkeit,<br />
Wirtschaftlichkeit und Flexibilität<br />
des Entwurfs überzeugen, sondern auch von<br />
dem gelungenen Ineinandergreifen von Innen<br />
und Außen, ermöglicht etwa durch die raumhohe<br />
Verglasung mit französischem Balkon gitter.<br />
Auch die Umsetzung des für die Bauherren<br />
wichtigen Themas des Gartens war ein entscheidender<br />
Aspekt für die Beauftragung des<br />
Architektenbüros. Es wird selbst in den Innenhöfen<br />
des sich insgesamt der Topografie der<br />
Umgebung anpassenden Gebäudes realisiert,<br />
die den Streuobstbestand der angrenzenden<br />
Wiesen aufgreifen. Ebenfalls auf Zust<strong>im</strong>mung<br />
der Juroren stieß die Verbindung von ebenerdig<br />
zugänglichen Flachdächern auf der einen Seite<br />
mit einem, den Höhenversprung an der Grundstücksgrenze<br />
gleichsam schwebend überwindenden,<br />
östlichen Wohnriegel.<br />
Städtebauliche Integration<br />
Das Grundstück des Cipa liegt <strong>im</strong> Zentrum<br />
von Junglinster an einem leicht abschüssigen<br />
Wiesengelände. Ziel war es, das Gebäude so in<br />
das dörfliche Gefüge einzubinden, dass sich<br />
zahlreiche Interaktionsebenen zwischen Cipa<br />
und Dorf ergeben. Die topografische Anpassung<br />
erfolgt durch die Orientierung der dreigeschossigen<br />
West und Nordtrakte am Straßenniveau<br />
der Rue Rham, wogegen die beiden<br />
zweigeschossigen Wohnflügel zum Tal hin ausgerichtet<br />
sind. Das Gebäude schmiegt sich zur<br />
Rue Rham hin über zwei Geschosse an den<br />
Hügel, sodass sich das Gebäude straßenseitig<br />
nur durch ein Geschoss präsentiert.<br />
Öffentlichkeit in Abstufung<br />
Der Entwurf gliedert das Gebäude in vier Einheiten,<br />
die eine schrittweise Abstufung der Öffentlichkeitsgrade<br />
– von der Außenorientierung<br />
bis hin zur Privatheit – ermöglichen. Das Cipa<br />
wird ebenerdig betreten. Im öffentlichen Straßengeschoss<br />
finden sich neben dem Eingangsbereich<br />
mit Rezeption ein Restaurant, ein Café,<br />
ein Mehrzwecksaal sowie kleine Ladenlokale.<br />
Auch die thematischen Duft und Farbgärten –<br />
als Flachdachbegrünung auf den Dächern der<br />
Wohnflügel angelegt – sind von der Straßenebene<br />
aus zugänglich.<br />
Über die Treppe bzw. den Lift erreichen Besucher<br />
von außen direkt die halböffentlichen Bereiche<br />
<strong>im</strong> parallel zum Bettentrakt angeordneten<br />
Westtrakt. So können sie in den<br />
Medizinischen Dienst <strong>im</strong> Zwischengeschoss<br />
und zur sozialgeriatrischen Tagesbetreuung<br />
<strong>im</strong> Gartengeschoss gelangen. Für alle weiteren<br />
Dienstleistungseinrichtungen sowie für die me<br />
dizinischen und gerontologischen Betreuungs<br />
und Pflegestationen steht der Nordtrakt, an den<br />
sich Parkplatz und Lieferantenzugang anschließen,<br />
zur Verfügung.<br />
Öffnung zum Naturgeschehen<br />
Die privaten Wohnflügel der Cipa sind nach<br />
Süden ausgerichtet und öffnen sich zu den für<br />
die Region typischen Streuobstwiesen entlang<br />
der renaturierten Ernz Noire, die das Tal durchfließt.<br />
In dieser reizvollen Umgebung wird eine<br />
klare und freundliche Architektur realisiert,<br />
die sich dem Naturgeschehen öffnet. Die Innenhöfe<br />
werden, motiviert durch den Obstbaumbestand,<br />
thematisch als Kirschbaumhof und als<br />
Apfelbaumhof begrünt.<br />
Die zwei Wohnflügel beherbergen, räumlich<br />
voneinander getrennt, die dementen und die<br />
validen Personen, die in vier eigenständigen<br />
Organisationseinheiten betreut werden.<br />
Die Begegnungsräume in der Mitte jeder<br />
Wohn ebene sind <strong>im</strong> Stil kleiner moderner<br />
Wohnräume gehalten und dienen sowohl der<br />
Begegnung der Bewohner untereinander als<br />
auch dem gemeinsamen Aufenthalt mit Besuchern.<br />
An vielen verschiedenen Orten, vor<br />
allem dort, wo die Wege sich innerhalb des<br />
Cipa kreuzen, laden kleine Plätze und Sitznischen<br />
die Bewohner und Besucher zum Verweilen,<br />
zur Begegnung und zum gemeinsamen<br />
Gespräch ein.<br />
Farb und Orientierungskonzept<br />
Die von allen Gebäudeteilen erlebbaren Innenhöfe<br />
geben der Einrichtung ihr inneres Gesicht.<br />
Sie tragen zur Überschaubarkeit der Anlage<br />
und zur Identitätsstiftung für die Bewohner<br />
bei. Damit sich die Bewohner und Besucher<br />
leicht orientieren können, gestatten die Treppen<br />
und Aufzüge <strong>im</strong>mer den Blick auf die Innenhöfe.<br />
Zusätzlich wurde ein spezielles Farb und Orientierungskonzept<br />
mit der Burg Giebichenstein,<br />
Hochschule für Kunst und Design Halle,<br />
Prof. Klaus Michel und dem Künstler Luc Wolff<br />
entwickelt. Als Leitthema für die künstlerische<br />
Gestaltung des Innen und Außenraumes der<br />
CipaWohnanlage wurde das klassische Motiv<br />
des Gartens <strong>im</strong> Wandel der Zeit gewählt. Die<br />
verschiedenen Aktivitätsbereiche, Aufenthaltsräume<br />
und Flure wurden nach markanten, typischen<br />
Orten benannt, die aus öffentlichen<br />
Gärten geläufig sind. Farblich wurden die einzelnen<br />
Flure und Bereiche entsprechend ihrer<br />
Namen und Bezeichnungen – wie beispielsweise<br />
Parkallee, Rosengarten, Lindenplatz, Fliederweg<br />
– gestaltet und geben dem Gebäude innen<br />
und außen eine unverwechselbare Identität.<br />
kontakt:<br />
witry & witry Architecture urbanisme, echternach<br />
(Luxemburg)<br />
Tel.: +352/7288571<br />
aw@witry-witry.lu<br />
www.witry-witry.lu<br />
Architektur und Generationen<br />
medAmbiente 2 · 2009 29