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Volltext [pdf] - Hannah-Arendt-Institut Dresden

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der deutschen Kriegsgefangenen in der Sowjetunion beherrscht. 8 Wenn<br />

in Westdeutschland von Kriegsgefangenen die Rede war, dann im Zusammenhang<br />

mit dem schweren Los der deutschen Kriegsgefangenen in<br />

Sibirien, auf der Kola-Halbinsel oder auch in Verbindung mit den berüchtigten<br />

Rheinwiesenlagern der Westalliierten. 9<br />

Die unmittelbare Nachkriegszeit, mit dem beginnenden Kalten Krieg,<br />

erleichterte und förderte diesen undifferenzierten Umgang mit der jüngsten<br />

Vergangenheit. Alte Feindbilder wurden teilweise zu neuem Leben<br />

erweckt, und die deutsche Bevölkerung, der zum großen Teil das Kriegsende<br />

1945 eher als Eroberung und Niederlage, denn als Befreiung vom<br />

Nationalsozialismus erschien, konnte sich dadurch nachträglich auf der<br />

»richtigen Seite« fühlen. 10 Christian Streit schreibt hierzu: »Der nationalsozialistische<br />

Antibolschewismus konnte so, seiner antisemitischen<br />

Komponente entkleidet, nahezu bruchlos in den Antibolschewismus des<br />

Kalten Krieges übergehen.« 11<br />

Eine wichtige Rolle bei der ersten, zumeist undifferenzierten Aufarbeitung<br />

des Krieges spielten ehemalige hohe Wehrmachtsoffiziere, die ihre<br />

Erinnerungen verfaßten. Die Memoirenliteratur hatte häufig apologetischen<br />

Charakter und beschwor zum Teil, so ein programmatischer Buchtitel,<br />

»Verlorene Siege«. 12 Auch wenn diese nicht-professionellen Militärhistoriker<br />

versuchten, sich seriös mit dem Thema auseinanderzusetzen,<br />

waren sie, wenn die Urheberschaft der verübten Verbrechen<br />

betrachtet wurde, bei weitem nicht so unpolitisch wie sie sich teilweise<br />

gaben. Von ihnen wurde der untadelige und tapfere Kampf der Wehrmacht<br />

betont, während Verbrechen gänzlich auf die SS sowie die NS-<br />

Führung abgewälzt wurden. 13<br />

Aufgrund der sich immer stärker abzeichnenden Konfrontation der<br />

ehemaligen Kriegs-Alliierten wurde jede kritischere Untersuchung des<br />

Krieges gegen die Sowjetunion und die Infragestellung der Hitler-Zentrik<br />

als Schwächung der eigenen Position in dieser neuen ideologischen Auseinandersetzung<br />

bzw. als »Nestbeschmutzung« betrachtet. Jeder, der die<br />

eingefahrenen Bahnen der Betrachtungsweise verließ, hätte sich Vorwür-<br />

8 Vgl. Nolte: Der deutsche Überfall S. 94 sowie Streit: Keine Kameraden S. 10.<br />

9 Vgl. Streim: Die Behandlung sowjetischer Kriegsgefangener S. V und VII.<br />

10 Vgl. Jahn/Rürup S. 15-16.<br />

11 Vgl. Streit: Keine Kameraden S. 10 sowie Wette: Der Krieg des Deutschen Reiches<br />

S. 99.<br />

12 Siehe Manstein.<br />

13 Vgl. Ueberschär/Wette: »Unternehmen Barbarossa« S. 268 und 270.<br />

12

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