Volltext [pdf] - Hannah-Arendt-Institut Dresden
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In einer Replik, die im gleichen Heft von »Rodina« veröffentlicht wurde,<br />
widerspricht der Historiker L. Rešin den Ausführungen Sopel’njaks<br />
vor allem bezüglich der Behandlung der Repatrianten: »Die Kolonnen<br />
gingen in die Speziallager des NKVD. Einige von den Repatrianten gerieten<br />
von dort wirklich in den GULAG. Aber ich schließe aus der Berechnung<br />
der Behörde des Repatriierungsbeauftragten des SNK der UdSSR,<br />
daß nicht weniger als 60 % der befreiten Kriegsgefangenen die kämpfende<br />
Armee auffüllten.« 301<br />
Diese Feststellung Rešins steht auch im Widerspruch zu den Ausführungen<br />
Zemskovs. Dieser gibt, ebenfalls unter Bezugnahme auf die Statistiken<br />
der Repatriierungsorgane, an, daß zum 1.3.1946 ungefähr 20 %<br />
der Repatrianten wieder in die RKKA einberufen wurden. Da Rešin keine<br />
genaueren Quellenangaben macht, kann nicht überprüft werden, ob<br />
sich beide Angaben auf den gleichen Zeitpunkt beziehen.<br />
Das Schicksal der ehemaligen Kriegsgefangenen in Folge der Repatriierung,<br />
insbesondere derjenigen, die in die sowjetischen Lager deportiert<br />
wurden, ist schwer nachvollziehbar. Lange Zeit wurde die Existenz der<br />
Lager totgeschwiegen. 302 1989 wurden die Lagerstatistiken für die dreißiger<br />
und vierziger Jahre publiziert, in denen ein Anstieg der Häftlingszahlen<br />
von 600 897 Häftlingen (1945), über 808 838 (1946), auf<br />
1 106 057 (1947) verzeichnet wird. Es läßt sich daraus jedoch nicht<br />
zwingend folgern, daß es sich hierbei ausschließlich um Repatrianten<br />
handelte. 303 Vielmehr kann auf Basis dieser Statistik vermutet werden,<br />
daß es sich, nach dem Abflauen der Häftlingszahlen während der Kriegszeit,<br />
auf ein »Einpendeln in normaler Höhe« handelte. Zum Vergleich:<br />
zwischen 1937 und 1942 waren, laut dieser Statistik, durchschnittlich<br />
1,25 Millionen Menschen in den Lagern haftiert, wobei die Glaubwürdigkeit<br />
dieser Angaben aufgrund der insgesamt überraschend niedrigen<br />
Zahlen stark angezweifelt worden ist. 304 Den genannten Werten stehen<br />
unter anderem die Zahlen aus Chruščevs Memoiren (ungefähr 10 Millionen<br />
Häftlinge im Jahr 1953) und die Ergebnisse der von ihm beauftragten<br />
Untersuchungskommission zur Aufklärung der Verbrechen in der<br />
Stalin-Ära entgegen. Die Ergebnisse der Auswertung von KGB-<br />
Dokumenten wurden in 64 Bänden Chruščev vorgelegt und von diesem,<br />
301 Rešin: Nadeždy malen'kij orkestrik S. 99-101.<br />
302 Einen Überblick über die sowjetische Diskussion über die Anzahl der Lager<br />
und der Lagerhäftlinge bietet Ahlberg: Stalinistische Vergangenheitsbewältigung.<br />
303 Čolak, »Archipelag GULAG«.<br />
304 Vgl. ebd. S. 7.<br />
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