Volltext [pdf] - Hannah-Arendt-Institut Dresden
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kann.« 272 Leider gibt er keinen Hinweis darauf, inwiefern es ihm möglich<br />
war, die Resultate Streits zu überprüfen.<br />
Vehement bestritten wurden diese Angaben von M. A. Gareev. 273 Er<br />
vermutet, daß Streits Zahlen durch die Subsumierung der sowjetischen<br />
Zwangsarbeiter in die Gesamtzahl der Kriegsgefangenen entstanden<br />
sind. Ohne auf die Entwicklung der einzelnen Kriegsjahre genauer einzugehen,<br />
kommt er, indem er die Ergebnisse seiner eigenen, nicht nachvollziehbaren,<br />
da nicht mit Anmerkungen versehenen Berechnungen mit<br />
denen deutscher (ebenfalls ungenannter) Historiker in Übereinstimmung<br />
bringt, auf die Gesamtzahl von etwa 4 Millionen gefangengenommenen<br />
Rotarmisten für die Gesamtzeit des Krieges. Davon wurden nach dem<br />
Krieg, hierbei beruft er sich auf die Angaben der Repatriierungsorgane<br />
der UdSSR, circa 1,8 Millionen Personen in die Sowjetunion zurückgeführt.<br />
Fast eine Million Rotarmisten wurde von der RKKA (Raboče-<br />
Krestjanskaja Krasnaja Armija – Rote Arbeiter- und Bauernarmee) auf<br />
deren Vormarsch befreit und wieder in die Armee eingegliedert. Ungefähr<br />
250 000 Personen verblieben nach dem Krieg im Ausland. Nach<br />
Gareevs Berechnung starben demnach ungefähr eine Million Rotarmisten<br />
in der deutschen Gefangenschaft. Alle gegenteiligen Berechnungen<br />
qualifiziert er als »Sensationspublikationen« und »lästerliche Spekulationen«<br />
ab, die dazu dienen würden, die Bedeutung des eigenen Sieges und<br />
der Leistungen der Sowjetunion im Krieg abzuwerten. 274<br />
Auch V. T. Eliseev bezweifelt, daß mehr als 5,7 Millionen Rotarmisten<br />
in Gefangenschaft gerieten. Seiner Ansicht nach hatte die Wehrmacht<br />
Zivilpersonen, darunter Untergrundkämpfer, Partisanen und Zwangsverschleppte<br />
in die Kriegsgefangenenstatistik aufgenommen. Zur Festigung<br />
seiner These führt er an, daß, wenn 3,3 Millionen Rotarmisten in deutscher<br />
Gefangenschaft umkamen, circa 1,8 Millionen repatriiert wurden<br />
und ungefähr 250 000 im Ausland blieben, für die verbleibenden circa<br />
400 000 Kriegsgefangenen, die zu keiner der genannten Kategorien<br />
zählten, keinerlei Erkenntnisse vorhanden sein dürften. 275 Somit kommt<br />
er zu dem Schluß, daß es sich bei diesen verbleibenden 400 000 Perso-<br />
272 Galickij S. 28-31, Zitat S. 28. Auf die Angaben Christian Streits beruft sich ebenfalls<br />
der polnische Historiker Nazarevič in seinem 1989 in russischer Übersetzung<br />
vorgelegten Aufsatz über die Zusammenarbeit der polnischen Bevölkerung<br />
mit den russischen Kriegsgefangenen. Er stellt Streits Angaben dem<br />
russischen Fachpublikum als fundiert vor. Vgl. Nasarevič S. 37.<br />
273 Vgl. Gareev S. 46-47.<br />
274 Vgl. ebd. S. 47-48 sowie 51.<br />
275 Vgl. Eliseev/Michalev S. 33.<br />
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