Volltext [pdf] - Hannah-Arendt-Institut Dresden
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gen von Gefangenen zu verpflegen, zurückführt. Laut Hoffmann war<br />
durchaus die Versorgung der Gefangenen im ausreichenden Umfang<br />
vorgesehen. Es verläßt sich bei seinen Schlußfolgerungen gänzlich auf die<br />
Erlasse des Generalquartiermeisters im Generalstab des Heeres bezüglich<br />
der Gefangenenversorgung, ohne zu hinterfragen, inwiefern und mit<br />
welcher Effizienz diese in die Realität umgesetzt wurden. Er postuliert<br />
den Notstand als Ursache für das Massensterben. 63 Jedoch scheinen die<br />
Untersuchungsergebnisse Streits und deren Bestätigung durch Müller<br />
sich an den realen Begebenheiten zu orientieren. Insbesondere die hohe<br />
Mortalität in den Lagern für russische Kriegsgefangene im Reichsgebiet<br />
spricht eine deutliche Sprache, hier muß noch einmal auf den Vergleich<br />
mit der Todesrate unter den Gefangenen westlicher Staaten verwiesen<br />
werden.<br />
Als Folge der hohen Sterberate im Winter 1941/42 stellt Müller, so<br />
bitter wie logisch, für die Situation der in den okkupierten Gebieten verbliebenen<br />
Gefangenen fest: »Wenn sich die Lage im Frühjahr 1942 geringfügig<br />
verbesserte, dann lag dies vor allem daran, daß durch den Tod<br />
von Millionen von Kriegsgefangenen und Zivilpersonen die Ernährungsdecke<br />
im besetzten Gebiet zwangsläufig größer geworden war.« 64<br />
Bedeutenden Einfluß auf die Ernährungssituation der sowjetischen<br />
Gefangenen nahm die Ende Oktober 1941 getroffene Entscheidung für<br />
deren Arbeitseinsatz in der deutschen Kriegswirtschaft, da in diesem Zusammenhang<br />
die Verpflegungssätze angehoben wurden. Die angeordneten<br />
Verpflegungssätze wurden allerdings häufig nicht realisiert. Außerdem<br />
bestanden die Lebensmittel für die sowjetischen Gefangenen<br />
oftmals aus Surrogaten wie beispielsweise dem sogenannten »Russenbrot«.<br />
Aus diesem Gründen blieb die unzureichende Ernährung die<br />
Hauptursache für die weiterhin hohe Sterberate der sowjetischen<br />
Kriegsgefangenen in den Jahren 1942 bis 1945. 65<br />
2.1.4. Der Arbeitseinsatz der sowjetischen Kriegsgefangenen<br />
Mit dem Kriegsverlauf eng verknüpft war der Arbeitskräftebedarf der<br />
deutschen Wirtschaft. Je mehr deutsche Arbeitskräfte, zumal Fachar-<br />
63 Vgl. hierzu Hoffmann: Die Geschichte der Wlassow-Armee S. 138-140 sowie<br />
142-143.<br />
64 Rolf-Dieter Müller: Das Scheitern S. 1201.<br />
65 Vgl. Streit: Keine Kameraden S. 161 und 249 sowie Rolf-Dieter Müller: Das<br />
Scheitern S. 1201.<br />
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