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Volltext [pdf] - Hannah-Arendt-Institut Dresden

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erstmalig herausgegeben wurde, in das nächstgelegene Konzentrationslagern<br />

überstellt. Dort wurden sie in der Regel hingerichtet. 233<br />

Weitere polnische Untersuchungen über die sowjetischen Kriegsgefangenen<br />

beschäftigten sich primär mit den sowjetischen Kriegsgefangenen<br />

in den Gefangenenlagern auf polnischem Staatsgebiet. Insbesondere<br />

die Unterstützung der Gefangenen durch die polnische Zivilbevölkerung,<br />

aber auch die Zusammenarbeit geflohener Gefangener mit polnischen<br />

Partisanen und Widerstandsorganisationen werden dargestellt. 234 Indem<br />

der Historiker Nazarevič auf die Hilfsleistungen für die sowjetischen<br />

Kriegsgefangenen eingeht, betont er damit zugleich den Widerstandswillen<br />

des polnischen Volkes: »Die elementare Hilfe für die Kriegsgefangenen,<br />

wurde sowohl aus humanem Antrieb, als auch deswegen, weil die<br />

Gefangenen als Verbündete im Kampf mit Deutschland angesehen wurden,<br />

geleistet. Sie wurde vor allem von den Bauern geleistet. Sie warfen<br />

ihnen Essen, Kleidung und Medikamente über den Stacheldraht zu, versteckten<br />

und verpflegten die Flüchtlinge. Kranken und verwundeten<br />

Kriegsgefangenen erwiesen polnische Ärzte Hilfe. Den aus den Transporten<br />

Geflohenen halfen polnische Eisenbahner, sich zu verbergen. Alle<br />

Formen des elementaren Widerstandes waren Bekundungen des gesamtnationalen<br />

Widerstandes gegen die Okkupation. Die Versuche, die verheerenden<br />

hitlerfaschistischen Vorhaben zu stören, waren auch Handlungen<br />

zum Nutzen der sowjetischen Verbündeten.« 235 Nazarevič nennt<br />

eine Zahl von 12 000 aus den Lagern geflohenen sowjetischen Kriegsgefangenen,<br />

die in den polnischen Partisanengruppen kämpften. 236<br />

Er weist auch auf ein grundlegendes Problem der polnischen Forschung<br />

zu den sowjetischen Kriegsgefangenen hin: »Doch die polnischen<br />

Forscher hatten nur die Möglichkeit, die polnischen und die deutschen<br />

Quellen zu nutzen, die sowjetischen Historiker beschäftigten sich nicht<br />

genügend mit diesen Fragen. Deswegen sind viele Fragen nur wenig und<br />

einige gar nicht erforscht. Davon zeugt beispielsweise die Tatsache, daß<br />

von 808.146 sowjetischen Kriegsgefangenen, die auf einigen hundert Lagerfriedhöfen<br />

bestattet sind, erst ganze 611 identifiziert worden sind.<br />

Diese Situation entstand hauptsächlich aus einem Hemmnis außerwissenschaftlichen<br />

Charakters, … da einige unserer [Forschungs-] <strong>Institut</strong>io-<br />

233 Bei dem Befehl handelt es sich um eine Anweisung des OKW vom 6.3.1944.<br />

Diese Quelle wurde bei den Kriegsverbrecherprozessen vorgelegt. Vgl. ebd. S.<br />

113.<br />

234 Siehe beispielsweise Tjubiš und Nazarevič: Sovetskie voennoplennye.<br />

235 Nazarevič S. 40.<br />

236 Vgl. ebd. S. 42.<br />

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