Volltext [pdf] - Hannah-Arendt-Institut Dresden
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wortung der Frage, ob anders hätte gehandelt werden können, kommt<br />
Elliott zu Ergebnissen, die über Tolstoys Schlußfolgerungen hinausgehen.<br />
Er stellt ausführlicher die Abhängigkeit der Sowjetunion von den westlichen<br />
Alliierten in der Repatriierungsfrage dar. Einigen zehntausend britischen<br />
und amerikanischen Soldaten in der Hand der Roten Armee standen<br />
mehr als zwei Millionen Rotarmisten im Machtbereich der USA und<br />
Großbritanniens gegenüber. Stalin wollte möglichst alle Sowjetbürger in<br />
die Sowjetunion überführt wissen, da er zum einen eine neue politische<br />
Emigration fürchtete; zum anderen, um keinen Schaden am internationalen<br />
Prestige zu nehmen. Eine Intention war aber auch, tatsächliche<br />
und vermeintliche Verräter bestrafen zu können. Elliott führt richtig aus,<br />
daß in dieser Verhandlungsposition nicht nur das »entweder alle oder<br />
keiner«, auf das es von der amerikanischen Regierung reduziert wurde,<br />
zur Disposition stand. Wären die Regierungsvertreter in den Verhandlungen<br />
weniger nachgiebig gewesen und wären nur die erklärten Kriegsverbrecher<br />
repatriiert worden, hätte die Reaktion der Sowjetunion zur<br />
Grundlage des weiteren Handelns gemacht werden können. Wäre die<br />
Rückführung der Amerikaner plötzlich merklich behindert worden, hätte<br />
die Repatriierung der Sowjetbürger immer noch in der Form, in der sie<br />
von Anfang an von Seiten der westlichen Alliierten betrieben wurde,<br />
durchgeführt werden können. 111<br />
Von Michael Parrish wurde 1989 ein Aufsatz über das Schicksal der in<br />
deutsche Gefangenschaft geratenen sowjetischen Generäle vorgelegt. 112<br />
Von den 61 Generälen, die er mit Kurzbiographien vorstellt, wurden 26<br />
repatriiert. Parrish kann nur über zwei Generäle definitiv sagen, daß diese<br />
exekutiert wurden. Bei zwei weiteren Generälen ist davon auszugehen,<br />
daß sie hingerichtet wurden, da Todesurteile gegen sie gefällt worden<br />
waren. Parrish hat aber keine Hinweise auf die Vollstreckung dieser<br />
Urteile gefunden. Insgesamt, so schließt er, wurden die Generäle, die an<br />
der Südfront in Gefangenschaft gerieten, einer strengeren Behandlung<br />
unterworfen. Er vermutet in diesem Zusammenhang eine nachträgliche<br />
exemplarische Bestrafung für militärisches Versagen und führt als Beispiele<br />
die beiden definitiv hingerichteten Generäle an. 113<br />
111 Vgl. ebd. 244-248.<br />
112 Parrish S. 66-86.<br />
113 Siehe ebd. S. 72. 14 Generäle wurden in der Gefangenschaft ermordet, vier<br />
verstarben in den Gefangenenlagern, Vlasov und fünf mit ihm zusammenarbeitende<br />
Generäle sind von der Darstellung weitestgehend ausgenommen. Über<br />
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