Volltext [pdf] - Hannah-Arendt-Institut Dresden
Volltext [pdf] - Hannah-Arendt-Institut Dresden
Volltext [pdf] - Hannah-Arendt-Institut Dresden
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
ses Lagers nicht oder nur kaum von der des eigentlichen Konzentrationslagers<br />
unterschied. Hierzu bilanziert er: »Die Wohn- und Bekleidungsverhältnisse,<br />
sowie Arbeit und Ernährung waren ebenso oder noch<br />
schlechter [sic!] als im Konzentrationslager.« 226 Die Lebensbedingungen<br />
sowie die Massentötungen von »fanatischen Kommunisten« führten dazu,<br />
daß am 17.1.1945 nur noch 96 der ungefähr 12 000 sowjetischen<br />
Kriegsgefangenen am Leben waren. 227<br />
Szymon Datner, Mitglied der »Hauptkommission zur Untersuchung<br />
von NS-Verbrechen in Polen«, untersuchte die Behandlung verschiedener<br />
Kategorien von Kriegsgefangenen und die Beteiligung der Wehrmacht an<br />
verbrecherischen Vorfällen. Diese Studie basiert vor allem auf den publizierten<br />
Dokumenten der Kriegsverbrecherprozesse. 228 Ausführlich geht<br />
er dabei auf die sowjetischen Kriegsgefangenen ein. Er betont, daß die<br />
Arbeit der Einsatzgruppen, welche die »Aussonderung« von vorherbestimmten<br />
Gefangenengruppen, wie beispielsweise Juden oder Kommunisten,<br />
aus der Menge der sowjetischen Kriegsgefangenen umfaßte, in<br />
enger Zusammenarbeit mit der Wehrmacht ausgeführt wurde. Insbesondere<br />
in den Gefangenenlagern wurden die »Aussonderungen« mit aktiver<br />
Unterstützung der Wehrmacht vorgenommen. 229 Ebenso fielen die Verhältnisse<br />
in den Gefangenenlagern sowie bei den Gefangenentransporten<br />
in den Verantwortungsbereich der Wehrmacht. 230 Insgesamt stellten<br />
sowjetische Kriegsgefangene das größte Kontingent der in die Konzentrationslager<br />
eingelieferten Kriegsgefangenen. 231 In einem kurzen Kapitel<br />
geht Datner auf ein bis heute fast unerforschtes Thema, und zwar auf das<br />
Schicksal weiblicher Kriegsgefangener, in erster Linie weibliche Angehörige<br />
der RKKA, ein. 232 Da diese als überzeugte oder gar fanatische<br />
Kommunistinnen galten, wurden sie als politisch unzuverlässig eingestuft<br />
und gemäß eines OKW-Erlasses, der, soweit für Datner feststellbar, 1944<br />
226 Ebd. S. 23.<br />
227 Vgl. ebd. S. 31.<br />
228 Datner: Crimes.<br />
229 Vgl. ebd. S. 95.<br />
230 Vgl. zu den Transporten und den Lagern für sowjetische Kriegsgefangene ebd.<br />
S. 207-240.<br />
231 Vgl. ebd. S. 287.<br />
232 Vgl. ebd. S. 110-114.<br />
60