Volltext [pdf] - Hannah-Arendt-Institut Dresden
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Außer den genannten Aspekten fehlen, soweit mittels der ausgewerteten<br />
Publikationen festgestellt werden konnte, Untersuchungen über die<br />
Haltung der sowjetischen Regierung zu den internationalen Abkommen<br />
über die Behandlung von Kriegsgefangenen. In der Regel werden nur die<br />
deutschen Verletzungen des internationalen Rechts angeprangert. 341 Da<br />
die Geschichte der Kriegsgefangenschaft von Angehörigen des RKKA<br />
allgemein noch nicht zufriedenstellend untersucht wurde, verwundert es<br />
nicht, daß Detailstudien zu bestimmten Gefangenenkategorien fehlen.<br />
Dazu zählen beispielsweise Darstellungen über das Schicksal von Angehörigen<br />
einzelner Nationalitäten der Sowjetunion sowie von weiblichen<br />
Armeeangehörigen in der Gefangenschaft. 342<br />
Die Dynamik des gegenwärtigen Forschungsprozesses läßt darauf hoffen,<br />
daß in Zukunft die Untersuchung dieser Aspekte der Kriegsgeschichte<br />
aufgegriffen wird. Da bislang eigene Forschungen zum Thema fehlen,<br />
mögen zu einigen dieser Themen die Studien westlicher Forscher, die<br />
nun verstärkt in Rußland rezipiert werden können, gleichwohl als<br />
»Transmissionsriemen« für die Untersuchungen in Rußland dienen.<br />
Es darf außerdem nicht vergessen werden, daß Gorbačevs »Geschichtsoffensive«<br />
vor ungefähr acht Jahren begonnen wurde. Seitdem<br />
wurde eine Vielzahl von Arbeiten zu Themen vorgelegt, deren Behandlung<br />
zuvor nicht denkbar gewesen war. Es wird noch lange Zeit dauern,<br />
bis alle Aspekte des Krieges untersucht worden sind, da, wie Bonwetsch<br />
1989 bilanzierte, »nach Jahrzehnten kriegsgeschichtlicher Forschung,<br />
nach der Veröffentlichung von Tausenden von Büchern über den ‘Großen<br />
Vaterländischen Krieg’ … die sowjetische Militärgeschichtsschreibung<br />
geradezu vor einem Scherbenhaufen [steht].« 343<br />
2.5. Abschließende Anmerkungen zum Forschungsüberblick<br />
»Sowjetische Kriegsgefangene 1941-1945«<br />
Der Überblick zeigt die Entwicklung der Forschungen zur Geschichte<br />
der sowjetischen Kriegsgefangenen in den letzten Jahren auf. Mittlerweile<br />
kann festgehalten werden, daß die Geschichte der Kriegsgefangenen<br />
341 Kozlov bildet auch hier die Ausnahme, geht zumindest kurz auf dieses Thema<br />
ein. Vgl. Kozlov S. A205.<br />
342 1984 veröffentlichte die Schriftstellerin Aleksievič eine Dokumentation über<br />
Frauen im Krieg. Das Thema Kriegsgefangenschaft berührte sie nicht. Dt.: Alexijewitsch:<br />
Der Krieg.<br />
343 Bonwetsch: »Die Geschichte des Krieges« S. 1027.<br />
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