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Kurzgeschichten - SpecFlash

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konnten wir später in Max’s<br />

Sprache führen und hatten dabei<br />

die Gewissheit, dass kein anderer<br />

Mensch auf der Erde uns verstehen<br />

würde. Als wir in El Paso ankamen,<br />

wurden wir von Lupe herzlich<br />

begrüßt.<br />

»Maria ist bereits nach Juarez<br />

weiter gefahren, Miguelito«,<br />

berichtete sie mir.<br />

Ich hatte nichts dagegen. Sie war<br />

bei ihrer Familie in Mexiko gut<br />

aufgehoben und konnte sich so<br />

ungestört dem ‚Dorfklatsch’<br />

widmen. Lupe wollte nun wissen,<br />

was wir so getrieben hatten. Peter<br />

erzählte ihr über Winnetou und<br />

Joe-Kojote. Er erwähnte jedoch<br />

nichts über unsere Begegnung mit<br />

Max. Sie gab sich mit seinen Erklärungen<br />

zufrieden und stellte keine<br />

weiteren Fragen.<br />

Tequila!<br />

»Pedrito, ich muss heute noch<br />

mit Josefina den Modekatalog<br />

besprechen. Ich bin in etwa einer<br />

Stunde wieder zurück«, sagte Lupe<br />

im Weggehen zu Peter.<br />

»Jetzt noch? Es ist schon 21<br />

Uhr!«, entgegnete Peter etwas<br />

überrascht.<br />

»Si, mi amor, wir müssen den<br />

Katalog zum Drucker bringen… tu<br />

sabes… wegen der Modemesse in<br />

Albuquerque in 2 Wochen.«<br />

Peter hatte es total vergessen.<br />

Manchmal ging es ihm auf den<br />

Geist, dass Lupe nebenbei ein Klei-<br />

dergeschäft für exotische Frauenbekleidung<br />

führte und daher des<br />

Öfteren außer Haus war. Da er so<br />

oder so nichts dagegen machen<br />

konnte, nickte er dann auch nur<br />

kurz und bemerkte: »Okay, aber<br />

bleib nicht zu lange weg, du musst<br />

morgen früh raus.«<br />

Nachdem Lupe das Haus verlassen<br />

hatte, lud Peter uns ein, in sein<br />

Studierzimmer zu gehen. Vorher<br />

holte er sich noch eine Flasche<br />

Tequila aus dem Kühlschrank und<br />

brachte ebenfalls ein paar kleingeschnittene<br />

Limonen und einen<br />

Salzstreuer mit. Kleine Schnapsgläser<br />

befanden sich auf einem Regal<br />

im Studierzimmer, die er nur kurz<br />

ausblies.<br />

»Staub muss ‘raus, den Rest desinfiziert<br />

der Tequila!«, bemerkte<br />

er trocken, als Kevin ihn verdutzt<br />

anstarrte.<br />

»Aha, Tequila Añejo, der geht<br />

glatt runter… wie geschmiert!«,<br />

bemerkte ich und setzte mich in<br />

einen der drei Korbsessel. In<br />

Gedanken schüttelte ich mich<br />

bereits.<br />

Kevin setzte sich ebenfalls und<br />

Peter schenkte ein. Zum Glück<br />

brauchten wir Kevin nicht auch<br />

noch zu erklären, wie man Tequila<br />

trinken musste, das hatte er schon<br />

bei mir zu Hause in Kanada gelernt.<br />

»¡Salud, dinero y amor!«, prostete<br />

er uns zu. »Was haltet ihr<br />

davon, wenn wir etwas Ana’kh<br />

üben? Da Lupe jetzt nicht da ist,<br />

passt das doch ganz gut oder?«<br />

kurzgeschichte<br />

Begegnungen - Teil 5<br />

von Michael Köckritz<br />

»Hab nix dagegen«, antwortete<br />

ich kurz in Max’s Sprache, was<br />

auch Kevin dazu nötigte, sich zu<br />

beteiligen. Für ihn war es etwas<br />

schwieriger als für Peter und mich,<br />

da die englische Sprache keinen<br />

‚ch’-Laut kannte.<br />

»Bevor wir weitermachen,<br />

kannst du mir noch einmal zeigen,<br />

wie man das ‚h’ am Ende besser<br />

ausspricht?«, fragte er mich.<br />

»Kein Problem, reine Konzentrationsübung«,<br />

ich überlegte einen<br />

Moment bevor ich fortfuhr, »du<br />

kennst aus dem amerikanischen<br />

Englisch einen ähnlichen Laut.<br />

Jedes Mal, wenn die Amis when,<br />

who, where und so weiter sagen,<br />

fügen sie immer einen ch-Laut an<br />

den Anfang des Wortes. Irgendwie<br />

hört sich das dann an wie chwenn,<br />

ch-hu und chwär, aber ganz<br />

dezent.«<br />

»Stimmt, fällt mir jetzt auch auf,<br />

da du es ansprichst«, bestätigte<br />

Kevin.<br />

»Wenn du immer daran denkst,<br />

dann fällt es dir leichter, Ana’kh zu<br />

sprechen. Also… es klingt nicht<br />

hart wie Anack, sondern mehr wie<br />

Ana’kch oder Aana’kchr, versuch<br />

mal«, forderte ich ihn auf.<br />

Kevin versuchte es einige Male<br />

und war kurze Zeit später in der<br />

Lage, auch andere Wörter relativ<br />

gut auszusprechen.<br />

»Das mit Anu-Esh-Varu ist so<br />

eine Sache«, begann ich nach<br />

seinen Sprachübungen die eigentliche<br />

Unterhaltung. »Wenn er jetzt

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