Kurzgeschichten - SpecFlash

Kais Bücherdimension
Ein Quantum Wissenschaft
und Kreativität
Hannu Rajaniemis Debüt „Quantum“
Interviewender des Artikels und Autor: Kai
Krzyzelewski
Eine Detektivgeschichte des frühen 20. Jahrhunderts
und ein Science-Fiction-Universum jenseits aller
menschlichen Grenzen: zwei Hauptgerichte in einem
einzigartigen Menügang, serviert mit aller gebürtigen
Eleganz – das ist „Quantum“, Debütroman des studierten
Physikers und Mathematikers Hannu Raja-
niemi, der in seinem Leben seine finnische Heimat
verlassen hat, um sich im fernen Schottland anzusiedeln.
In seinem Roman aber übertritt er eine Grenze,
die noch weit größer ist: Nicht nur betritt er ein völlig
neues Universum, ihm gelingt auch der Aufstieg in
die Riege der großen Schriftsteller durch die Publikation
im angesehenen Piper-Verlag – ein Traum jedes
Jungautoren, den Hannu Rajaniemi sich hart erarbeitet
hat.
Roman und Person nahm ich zum Anlass, zwei
Artikel zu einem zu fusionieren: Rezension und Interview
geben einen Einblick in das Leben einer Person,
die sich Jungautoren allzu gerne zum Vorbild nehmen.
Und wer weiß, vielleicht genügt ein einzelner Satz
oder ein einzelnes Wort, um das Leben eines Menschen
zu lenken ...
Folter, Verzweiflung und absolute Kontrolle – das
ist das Gefängnis der Archonten, ein Gefängnis des
Bewusstseins voller gewalttätiger Illusionen. Einer der
Gefangenen ist Jean Le Flambeur, ein Dieb ohne
Erinnerungen. Doch eines Tages ist die Gefangenschaft
beendet, als eine Frau mit dem Namen Mieli,
die mit dem lebenden Schiff Perhonen durch das
Universum fegt, ihn aus den Qualen errettet.
Doch ist dies bei weitem kein Akt der Selbstlosigkeit,
und auch Jean Le Flambeurs Dank für die Tat soll auf
eine ganz bestimmte Weise ausfallen. Mieli verlangt
von dem ehemaligen Dieb das, was dieser am besten
beherrscht: er soll Erinnerungen stehlen – seine
eigenen Erinnerungen...
Hannu Rajaniemi schafft in seinem Debütroman
eine Welt, in der der Mensch – sein Wesen, sein
Selbst – kaum noch eine Rolle spielt. In einem
Moment außerordentlicher Macht, ermöglicht durch
eine außergewöhnliche Hardware, erklärt Jean Le
Flambeur: „Meine eigene menschliche Psyche entspricht
in dieser babylonischen Bibliothek weniger als
einer Buchseite.“ Es ist eine Welt, in der nicht Geld,
sondern ZEIT die Währung ist, ZEIT, die es dem
Menschen gestattet, als Mensch zu leben, und die in
UHREN gespeichert ist: kostbare Gegenstände, die
nicht selten ein begehrtes Gut der Diebe und Schar-