parTU 14 - Liberale Mitte - Technische Universität Berlin
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TiTelTHeMa ZiVile siCHerHeiTsFOrsCHUNG<br />
Julia Ullrich und ilja<br />
radusch programmieren<br />
die „On Board<br />
Units“ für die Kommunikation<br />
zwischen verschiedenen<br />
Fahrzeugen<br />
zehn Kilometer vornweg fährt, gewarnt wird, dass Gegenstände<br />
auf der Straße liegen. Da alle Fahrzeuge ihren Ort und ihre Geschwindigkeit<br />
an die Umgebung mitteilen, wissen die Verkehrsleitstellen<br />
von jedem Stau, sobald er sich bildet. Die Ampel teilt<br />
dem Auto mit, dass sie in zehn Sekunden auf Rot schaltet, und<br />
das Verkehrschild funkt an den Tachodisplay, dass nur 30 Stundenkilometer<br />
erlaubt sind. Auf diese Weise soll es – so hoffen<br />
die Forscher – eines Tages möglich sein, dass keine tödlichen<br />
Verkehrsunfälle mehr entstehen.<br />
Damit in Zukunft eine Zulassungsstelle bei der Online-Kfz-<br />
Anmeldung das Kennzeichen per Funk zum Auto übertragen<br />
kann, ist auch die Car-to-X-Technologie nötig. Mit dem elektro-<br />
nischen Kennzeichen weist die Behörde dem Wagen eine sichere<br />
Identität zu. Und mit dieser Identität können dann alle Car-to-<br />
X-Anwendungen genutzt werden. Hier zeigt sich aber ein großes<br />
Problem der neuen Technik: Auf der einen Seite muss jedes<br />
Auto und jede Ampel exakt identifizierbar sein, damit das System<br />
fälschungssicher ist. Ilja Radusch macht das Problem an einem<br />
Beispiel deutlich: „Ein Lausbub könnte mit falschen Daten<br />
ein System ohne sichere Identitäten überlisten und damit erreichen,<br />
dass ein Stau auf der Autobahn signalisiert wird, und alle<br />
Fahrzeuge damit auf eine Umgehungsstraße lenken.“ Deshalb<br />
muss sichergestellt sein, dass alle Auto-Identitäten tatsächlich<br />
existieren und auch fälschungssicher geortet werden können.<br />
Kommunikationsszenarien der Zukunft<br />
Das hier beschriebene Projekt und andere anwendungen<br />
werden von den TU-Fachgebieten Offene Kommunikationssysteme,<br />
architekturen der Vermittlungsknoten<br />
und entwurf und Testen von Telekommunikationssystemen<br />
innerhalb des Forschungsvorhabens „sichere identitäten<br />
für Kommunikationsszenarien der Zukunft“ (si-KUZ)<br />
Doch wenn alle Fahrzeuge geortet werden können, dann wäre es<br />
für Behörden ein Leichtes, Autofahrer zu überwachen – ein Szenario,<br />
das nicht nur Datenschützer grausen lässt. Auch Car-to-<br />
X-Entwickler wollen das nicht, schließlich sollen Autos mit der<br />
neuen Technik ohne schlechtes Image verkauft werden können.<br />
Es braucht also ein System, bei dem das Auto auf der einen<br />
Seite eindeutig identifizierbar ist, aber dennoch anonym bleibt.<br />
Eine unlösbare Aufgabe für die Informatiker? Ilja Radusch kennt<br />
eine Lösung: Jedem Auto werden mehr als 1000 Pseudonyme zugewiesen.<br />
Ein Wagen meldet sich im Car-to-X-Netzwerk jeweils<br />
mit einem zufällig ausgewählten Pseudonym an, das nach kurzer<br />
Zeit durch ein neues Pseudonym ersetzt wird. Eine zentrale<br />
Stelle verwaltet die Pseudonyme und stellt sicher, dass wirklich<br />
niemand herausfinden kann, wer sich hinter welchem Pseudonym<br />
verbirgt. Dadurch können weder eine Behörde noch der<br />
eifersüchtige Ehemann überwachen, wo man gerade hinfährt.<br />
Noch hat die Arbeitsgruppe um Ilja Radusch zu tun, das<br />
System zur Verwaltung und Verteilung solcher Pseudonyme zu<br />
programmieren. Denn zunächst muss geklärt werden, welche<br />
Behörden zuständig sind, ob das Projekt europa- oder gar weltweit<br />
koordiniert werden muss und mit welchem Funk, also Radio<br />
oder Mobilfunk, gearbeitet werden soll. Dennoch ist Ilja Radusch<br />
zuversichtlich, dass sie bereits <strong>Mitte</strong> 2010 einen Prototyp<br />
präsentieren können. rAGNAr VoGT<br />
untersucht. „si-KUZ“ wird vom <strong>Berlin</strong>er senat mit 380 000 euro<br />
aus dem europäischen Fonds für regionale entwicklung gefördert.<br />
insgesamt fließen über zwei Jahre 790 000 euro in das Vorhaben.<br />
es ist eingebettet in die Forschungen des Fraunhoferinnovationsclusters<br />
„sichere identitäten“, an dem die TU <strong>Berlin</strong><br />
beteiligt ist. sn<br />
12 <strong>parTU</strong> · Das Alumni-Magazin · Nr. <strong>14</strong> · 2009 Foto: TU-Pressestelle/Dahl