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parTU 14 - Liberale Mitte - Technische Universität Berlin

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effizienz ist nicht die<br />

Lösung allein<br />

Neue strategien sollen die Verwundbarkeit globaler Logistiknetze verringern<br />

In der Logistik geht es im Kern darum, die Versorgung sicherzustellen<br />

– also die richtigen Güter zum richtigen Zeitpunkt zum<br />

richtigen Ort zu bringen. Das soll kostengünstig, schnell und<br />

mit hoher Qualität erfolgen. Um diese Ziele zu erreichen, hat<br />

man sich lange darauf konzentriert, alles effizient zu gestalten,<br />

etwa indem Prozesse verschlankt wurden und der Takt von Anlieferungen<br />

eng an die Produktion gebunden wurde. Durch eine<br />

Fertigung an einem einzigen zentralen Standort, statt verteilt<br />

über mehrere Regionen, wurden zwar Größenvorteile erschlossen,<br />

gleichzeitig aber Flexibilität eingebüßt. Durch Auslagerung<br />

von Wertschöpfungsschritten und eine allgemeine Globalisierung<br />

von Wertschöpfung sind zudem immer komplexere und<br />

damit schwieriger zu kontrollierende Logistiknetze entstanden.<br />

„All diese Trends haben die Verwundbarkeit der Logistikketten<br />

erhöht“, sagt Andreas Wieland vom Fachgebiet Internationale<br />

Logistiknetze, das von der Schweizer Kühne-Stiftung gefördert<br />

wird. Unter der Leitung von Professor Carl Marcus Wallenburg<br />

erforscht er dort Strategien, mit denen die Verwundbarkeit in<br />

global ausgerichteten Lieferketten minimiert werden kann.<br />

Wie wichtig dies ist, zeigt das folgende Beispiel: Ein Blitzschlag<br />

löste einen Brand bei einem Chip-Hersteller im US-Bundesstaat<br />

New Mexico aus. Durch den Brand wurde die Fertigungsanlage<br />

ebenso wie die bereits produzierten und gelagerten<br />

Chips durch Staub und Löschwasser zerstört. Zwei Handy-Hersteller<br />

wurden von diesem Werk aus versorgt. Während<br />

das eine Unternehmen keinen Ersatzhersteller hatte und<br />

zudem viel Zeit verstrich, bis das Top-Management von<br />

dem Vorfall erfuhr, war das andere Unternehmen in der<br />

Lage, schnell mit einer Umgestaltung des Produkts auf<br />

die Havarie zu reagieren. Auch fanden sich alternative<br />

Lieferanten für die dringend benötigten<br />

Chips. Während der erste Hersteller<br />

(Ericsson) Verluste in dreistelliger<br />

Millionenhöhe hinnehmen<br />

musste, konnte der andere (Nokia)<br />

seinen Marktanteil sogar erhöhen.<br />

Der Fall lehrt, dass insbesondere<br />

zwei Strategien<br />

im Logistiknetz<br />

verankert<br />

sein müssen,<br />

um für derartige<br />

Vorfälle ge-<br />

Foto: pixelio.de/Oliver Haja<br />

TiTelTHeMa ZiVile siCHerHeiTsFOrsCHUNG<br />

rüstet zu sein: einerseits Agilität im Sinne einer schnellen Reaktionsfähigkeit<br />

und andererseits Robustheit im Sinne von verlässlichen<br />

Partnern und bewussten Redundanzen.<br />

Natürlich kostet es die Unternehmen zusätzlich Geld, agil<br />

und robust zu sein. Und nicht immer ist es auch sinnvoll, hohe<br />

Investitionen zu tätigen, um genau über diese Fähigkeiten verfügen<br />

zu können. So sind bestimmte Standorte, Produktarten<br />

und Prozesse angreifbarer als andere. „Eine Firma, die Nudeln<br />

herstellt, wird eine andere Sicherheitsstrategie verfolgen als der<br />

Hersteller von Hochleistungsrechnern“, sagt Wieland.<br />

Gegenstand der Forschung ist es, sowohl die richtigen Lösungen<br />

für jeden Anwendungsfall zu finden als auch deren Umsetzung.<br />

Denn der Kostendruck gerade auf kleinere und mittelgroße<br />

Unternehmen und deren Abhängigkeit von großen<br />

Kunden zwingen diese oft, Risiken auszuklammern und auf Sicherheitspuffer<br />

zu verzichten. Allmählich setzt sich jedoch in<br />

großen Unternehmen die Erkenntnis durch, dass sie durch derartige<br />

Sicherheitslücken bei ihren Lieferanten selbst betroffen<br />

sein können. Sicherheitsmanagement muss sich somit auf das<br />

gesamte Logistiknetz beziehen. Insbesondere Lieferanten sollten<br />

daher bei der Risikobewertung mit einbezogen werden. Um<br />

erfolgreich sein zu können, setzen Unternehmen daher zunehmend<br />

auf eine ganzheitliche Betrachtung von Logistiksicherheit.<br />

ArNDT sosTADT<br />

<strong>parTU</strong> · Das Alumni-Magazin · Nr. <strong>14</strong> · 2009 13

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