parTU 14 - Liberale Mitte - Technische Universität Berlin
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alUMNi HeUTe<br />
Philipp Oswalt,<br />
Direktor der stiftung<br />
Bauhaus Dessau<br />
Auseinandersetzungen offenbaren sich Idee und Ideologie des<br />
Bauhauses wie nirgendwo sonst. Hier werden die programmatischen<br />
Grundfragen der Moderne deutlich. Es zeigt sich, dass<br />
es ebenso wenig die Moderne wie das Bauhaus gibt, sondern<br />
unterschiedliche, widersprüchliche und gar gegensätzliche Strömungen<br />
und Positionen: die Bauhäuser.<br />
Und wohl kaum eine andere kulturelle Bewegung durchlief<br />
ein solches Kaleidoskop politischer Instrumentalisierung.<br />
In diesen Kontroversen spiegelt sich das Verhältnis von Politik<br />
zur Kultur im 20. Jahrhundert und damit auch die Geschichte<br />
deutscher Identitätskonstruktionen.<br />
Eine Aufgabe der Stiftung Bauhaus Dessau sei es, sagen Sie,<br />
sich in Projekten vor dem Hintergrund des Bauhaus-Erbes mit<br />
der Gegenwart auseinanderzusetzen. Können Sie ein konkretes<br />
Projekt nennen, in dem dies geschieht?<br />
Diese Aufgabe der Stiftung haben ja bereits meine beiden Vorgänger<br />
wahrgenommen, indem sie von der Stiftung aus stadtplanerische<br />
Projekte betrieben haben. Ich werde hier andere Akzente<br />
setzen. Ich sehe die Stiftung primär als Bildungsinstitution.<br />
So beschäftigten wir uns – wie bereits erwähnt – in diesem<br />
Herbst in einer Konferenz mit dem Einfluss der Finanzmärkte<br />
auf das Bauwesen. <strong>Mitte</strong>lfristig möchte ich mich mit der Stiftung<br />
unter anderem Fragen des Klimawandels widmen.<br />
Zur Person<br />
Philipp Oswalt, geboren 1964 in Frankfurt/Main, studierte architektur an der TU <strong>Berlin</strong><br />
und der Hochschule der Künste in <strong>Berlin</strong>. Bevor er sich 1998 als architekt selbstständig<br />
machte, arbeitete er in dem renommierten architekturbüro „Office for Metropolitan<br />
architecture/rem Koolhaas, rotterdam“. Von 2002 bis 2008 leitete er das Projekt<br />
„schrumpfende städte“, ein Vorhaben der Kulturstiftung des Bundes in Zusammenarbeit<br />
unter anderem mit der Bauhaus-stiftung Dessau, deren Direktor er seit März<br />
dieses Jahres ist. an der <strong>Universität</strong> Kassel lehrt er seit 2006 als Professor für architekturtheorie<br />
und entwerfen. Philipp Oswalt ist autor und Herausgeber mehrerer Publikationen.<br />
sein jüngstes Buch „Bauhaus streit“ ist im Hatje Cantz Verlag erschienen<br />
und kostet 20 euro. sn<br />
Am Bauhaus Dessau gibt es eine Postgraduierten-Ausbildung.<br />
Was sind Ziel und Inhalt dieser Ausbildung und auf welche Resonanz<br />
stößt sie?<br />
Inhaltlich geht es in der Bauhaus-Akademie, der zurzeit vor allem<br />
das einjährige Kolleg und, mit etwas anderer Ausrichtung,<br />
die Sommerschule zugeordnet sind, um eine transdisziplinäre<br />
berufliche Weiterbildung, die Forschung und Gestaltung eng<br />
aneinanderkoppelt. Die klaren Grenzen zwischen den an der<br />
Stadtgestaltung beteiligten Disziplinen lösen sich immer weiter<br />
auf. Wir versuchen in der Akademie, die Vermittlung von<br />
Methoden und Strategien mit ihrer Anwendung in der Praxis<br />
zu verbinden.<br />
Jedes Jahr haben wir etwa 20 Kollegiaten, die für zwei Semester<br />
ans Bauhaus kommen. Wir haben viele Teilnehmer aus<br />
Süd- und Nordamerika und Asien, etwa Indien und Brasilien;<br />
die Europäer sind eher in der Minderzahl. Sie alle haben eine<br />
abgeschlossene Ausbildung, ob als Architekt, Künstler oder Sozialwissenschaftler.<br />
Das Kolleg ist immer einem Thema gewidmet.<br />
Im ersten Semester steht die Analyse im Vordergrund, meist<br />
anhand zweier internationaler Beispiele. Im zweiten Semester<br />
folgt dann die Formulierung von Handlungsstrategien, immer<br />
auch verknüpft mit realen Interventionen vor Ort. Im Nachgang<br />
entstehen dann meist auch ein Buch und eine Ausstellung.<br />
Bestehen zwischen der Stiftung Bauhaus Dessau und der TU<br />
<strong>Berlin</strong> wissenschaftliche Kooperationen?<br />
In diesem Jahr haben wir erstmals mit dem Center for Metropolitan<br />
Studies im Rahmen unserer Postgraduierten-Ausbildung<br />
zusammengearbeitet. Ich selber habe immer wieder bei<br />
verschiedenen Projekten mit einzelnen Wissenschaftlern der TU<br />
<strong>Berlin</strong> kooperiert.<br />
DAs GesPräCH FüHrTe sYBILLe NITsCHe<br />
28 <strong>parTU</strong> · Das Alumni-Magazin · Nr. <strong>14</strong> · 2009 Foto: Doreen ritzau, 2009, stiftung Bauhaus Dessau