parTU 14 - Liberale Mitte - Technische Universität Berlin
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„Ich bin für alles bis zur<br />
Grasnarbe zuständig“<br />
Werner Dauben sucht für Gazprom nach unterirdischen speicherstätten<br />
Auf der Suche ist Werner Dauben schon sein ganzes Berufsleben<br />
lang. Allerdings nicht nach seinem Traumjob – den hat er längst<br />
gefunden. Sondern nach Schätzen, die selbst Experten nur mühsam<br />
zutage bringen können: Dauben, der von 1986 bis 1993<br />
Geologie und Geophysik an der TU <strong>Berlin</strong> studiert hat, forscht<br />
nach Erdgas, Erdöl oder unterirdischen Speicherräumen für die<br />
Energieträger. „Explorations- und Entwicklungsgeologe“ nennt<br />
sich sein Beruf offiziell. „Mittlerweile bin ich für alles bis zur<br />
Grasnarbe zuständig“, ist Daubens Übersetzung nach 16 Jahren<br />
im Beruf. Für das Suchen und Erschließen von Lagerstätten<br />
ist er heute bei Gazprom Germania verantwortlich, einem<br />
Tochterunternehmen des russischen Versorgers Gazprom: Dort<br />
beschäftigt er sich mit Geologie, Geophysik sowie Lagerstätten-<br />
und Untertage-Technik.<br />
Der 45-Jährige interessierte<br />
sich schon als Abiturient<br />
für Erdgas, Erdöl und Erze –<br />
und kam deshalb an die TU<br />
<strong>Berlin</strong>. Ihre Anfänge als Bergakademie<br />
im 18. Jahrhundert<br />
prägen die Hochschule bis<br />
heute. Dauben konnte unter<br />
anderem Veranstaltungen<br />
am Institut für Lagerstättenforschung<br />
und Rohstoffkunde<br />
besuchen. Später folgte ein<br />
Auslandsjahr an der University<br />
of Oklahoma in den USA,<br />
die als eine der führenden<br />
Nachwuchsschmieden für<br />
die Erdgas- und Erdölindustrie<br />
gilt. Auch nach dem Studium<br />
zog es den gebürtigen<br />
Mönchengladbacher in die<br />
weite Welt: Er arbeitete für die<br />
Preussag AG an Projekten in<br />
Albanien, Ecuador und Neuseeland<br />
und ging für mehrere<br />
Jahre nach Venezuela.<br />
Eine Kampagne zur Erdgas-<br />
oder Erdölexploration<br />
startet meist mit einer Ausschreibung: Ein Unternehmen vermutet<br />
beispielsweise ein Gasfeld und sucht Partner. Daubens<br />
Aufgabe ist es heute, sich die Projektdaten genauer anzuschauen:<br />
Wie groß könnte das Gasfeld sein? Wie lange würde eine<br />
Erkundung dauern? Und: Wie hoch wird am Ende der Profit<br />
sein? Dann entscheidet die Firmenleitung über eine Beteiligung.<br />
„Heute simuliert man vieles mit 3-D-Modellen“, sagt Dauben.<br />
Am Computer werden dann virtuelle Bohrungen vorgenommen.<br />
Das Programm ermittelt beispielsweise, wie sich die Gasproduktion<br />
und der Druck verändern. Zwischen Projektbeginn und<br />
Foto: privat<br />
ersten Gasgewinnen können bei einer großen Lagerstätte, die<br />
rund 50 Milliarden Kubikmeter Gas enthält, zehn Jahre liegen.<br />
Dafür folgen rund 20 Jahre Förderung.<br />
Doch Dauben sucht nicht nur nach Gas. Derzeit prüft er für<br />
Gazprom Germania, wo sich geologische Strukturen als Erdgasspeicher<br />
eignen. Bis 2012, wenn die Ostsee-Pipeline von Russland<br />
nach Deutschland fertig ist, muss das ankommende Gas<br />
möglichst nah an der Ostseeküste gespeichert werden. Seit zwei<br />
Jahren ist Dauben deshalb in Mecklenburg-Vorpommern auf<br />
der Suche nach unterirdischen Porenspeichern, die wie eine Art<br />
Schwamm aus Stein in ihren Hohlräumen das Gas aufnehmen<br />
könnten. Durch Bohrungen ermittelt er, ob Speichergesteine und<br />
dichte Deckschichten vorhanden sind. LKW mit Rüttelplatten<br />
fahren über den Boden, sodass sich anhand der reflektierten<br />
Schallwellen der geologische Aufbau der Erdschichten darstellen<br />
lässt. Auch mit kleinen Sprengungen und anschließenden seismischen<br />
Messungen erkundet der Geologe ein Gebiet.<br />
Bislang hat das Team eine kleine Erdgasfalle in Hinrichshagen<br />
gefunden, die aber nicht ausreichen wird. Dauben setzt seine<br />
Hoffnung ins nächste Jahr: Dann startet eine neue Suchkampagne,<br />
die vier bis sechs Gasfallen im Nordosten prüft. Dauben<br />
weiß: „Man braucht Ausdauer in diesem Geschäft.“<br />
TINA roHoWsKI<br />
<strong>parTU</strong> · Das Alumni-Magazin · Nr. <strong>14</strong> · 2009 29<br />
alUMNi HeUTe<br />
Werner Dauben bei<br />
seismischen Messungen<br />
in Mecklenburg-Vorpommern;<br />
im<br />
Hintergrund sind die<br />
lkw mit den rüttelplatten<br />
zu sehen