parTU 14 - Liberale Mitte - Technische Universität Berlin

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eNTrePreNeUr Teamtraining beim Iglubau nach eskimo-Art Normalerweise kosten Hobbys Geld. Alexander Klaußner aber hat die sache umgedreht und finanziert sich mit ihnen sein Leben 26 parTU · Das Alumni-Magazin · Nr. 14 · 2009 Manchmal können sich Studium und Freizeit in die Quere kommen. Manchmal, wie bei Alexander Klaußner, ergänzen sie sich zu einem Berufsbild. Wenn Klaußner, 1994 bis 2001 Student im Fach Wirtschaftsingenieurwesen an der TU Berlin, am Freitag nach einer langen Seminarwoche nach Hause kam, packte er damals oft seine Sachen und fuhr noch einmal los: ins österreichische Ötztal, um seine Wochenenden auf wilden Flüssen oder an steilen Berghängen zu verbringen. „Rafting, Canyoning oder Skifahren waren für mich der ideale Ausgleich zum Studium“, erinnert sich Klaußner. Am Sonntagabend kam er zurück nach Berlin, wo er sich schon im Studium auf Unternehmensgründung und -führung spezialisierte. Heute verbindet Alexander Klaußner Hobby und Beruf: Er leitet drei Outdoor-Unternehmen, die unter anderem Kanutouren, Übernachtungen in einem Schneehotel und Überlebenstraining im Eis anbieten. Die ersten Firmen gründete Klaußner noch während des Studiums gemeinsam mit Kommilitonen. Sie boten sich als Stipendienvermittler an oder starteten ein Internetportal, in dem die Lebensmittelbranche über ihre Produkte informieren konnte. „Solche Projekte sind zwar nach einer Weile eingeschlafen, aber wir haben gelernt, dass wir Ideen umsetzen können, wenn wir sie verfolgen“, sagt der 36-Jährige heute. Nach dem Studium wurde er Unternehmensberater – und blieb seinen Outdoor- Hobbys treu. Nebenbei promovierte er an der European Business School über „Führungsverhalten in Abhängigkeit von der Unternehmenslebensphase“. Diese Führungsstrategien kann Klaußner seit sieben Jahren selbst erproben: Ein Outdoor-Unternehmen, für das er als Berater gearbeitet hatte, suchte damals eine Nachfolge für die Geschäftsführung. Klaußner und ein Freund stiegen ein und machen seitdem mit der „Natur pur Outdoorsports GmbH“ ihre eigene Begeisterung für Rafting und Klettern zum Beruf. Vor drei Jahren kam die „Ötztaler Outdoorsports GmbH“ dazu, über die etwa Firmen ein Teamtraining im Hochseilgarten buchen können. Durch das Klettern oder gemeinsames Floßbauen sollen die Mitarbeiter als Gruppe zusammenwachsen, erklärt Klaußner. Und vor einem Jahr startete er das bislang ungewöhnlichste Unternehmen: Seine „Schneedorf GmbH“ betreibt von Dezember bis April auf 2000 Meter Höhe ein Igludorf im Ötztal, in dem 40 Betten zur Verfügung stehen. Romantische Candle-Light-Dinner können hier ebenso gebucht werden wie Workshops, in dem Teams sich fit machen fürs Überleben im Eis beim gemeinsamen Iglubauen nach Eskimo-Art. Diese drei Firmen beschäftigen mittlerweile etwa 40 Mitarbeiter. 2010 will Klaußner das nächste Unternehmen gründen: Es soll alle Outdoor-Angebote speziell für Firmenzwecke bündeln – beispielsweise als Assessmentcenter, in dem sich Bewerber im Kanu oder bei einer Wanderung beweisen müssen. Zunächst aber steht der Winter im Schneedorf an: „Es gibt inzwischen nichts mehr, was mich überraschen könnte“, sagt Klaußner. Im letzten Jahr habe es allein zwölf Verlobungen im Dorf gegeben. Immer wieder kommen Spezialwünsche von den Kunden: Ein Liebespaar will ein Iglu, in dem 100 Rosen drapiert sind. Ein Firmenchef will gemeinsam mit seinen Angestellten eine Eisskulptur schnitzen. „Silvester ist schon lange ausgebucht“, berichtet Klaußner stolz. „Valentinstag wird es auch bald sein.“ TINA roHoWsKI Weitere Informationen finden Sie im Internet www.schneedorf.com www.outdoor-parcours.com www.rafting-canyoning.de Fotos s. 24/25: TU-Pressestelle/Dahl; s. 26: privat
adikal neu denken Philipp oswalt, Direktor der Bauhaus-stiftung Dessau, über die aktuelle Bedeutung dieser epoche und die schwierigkeit, Grenzen zu überschreiten Herr Professor Oswalt, Sie sind Anfang des Jahres für fünf Jahre als Direktor der Bauhaus-Stiftung Dessau berufen worden. Was wollen Sie in diesen fünf Jahren erreicht haben? Die Aufgabe einer neuen Leitung ist es, neue Impulse zu geben. Generell sollte das Haus mehr Außenwirkung entfalten, sich intensiver dem historischen Bauhaus widmen, sich mehr in den heutigen Diskurs hierzulande einmischen. Dazu wird auch die Hinwendung zur Bauhaus-Stadt Dessau gehören – samt besserer touristischer Erschließung. Zum anderen will ich das Haus mehr zu einer offenen Plattform machen und auch stärker Kooperationen suchen. Ich sehe mich nicht als Nachlassverwalter – der Charme der Dessauer Einrichtung gegenüber Weimar und Berlin ist ja gerade, dass neben der Befassung mit dem Erbe auch die Auseinandersetzung mit der Gegenwart essenziell ist. Dieses Jahr haben wir zum Beispiel mit viel Erfolg eine Summer School mit ausländischen Hochschulen gestartet. Sie haben zuvor das internationale Projekt „Shrinking Cities – Schrumpfende Städte“ geleitet. Ist Ihre neue Aufgabe beruflich ein Bruch oder bedeutet sie Kontinuität? Ich sehe sie durchaus als thematische Fortführung. In meiner neuen Tätigkeit wird mich das Thema weiter beschäftigen, in ganz unterschiedlicher Hinsicht: Ganz praktisch mit der Internationalen Bauausstellung IBA Stadtumbau 2010, aber auch themenerweiternd mit Fragen des Klimawandels. An der IBA beteiligen sich 19 schrumpfende Städte des Landes, die jeweils lokale Handlungsmodelle für den Stadtumbau realisieren. Während wir uns im Projekt „Schrumpfende Städte“ konzeptionell den Fragen genähert haben, geht es hier um die Realisierung von konkreten Maßnahmen in den Klein- und Mittelstädten Sachsen-Anhalts mit den dortigen Akteuren. Abgesehen von den inhaltlichen Fragen gibt es auch Kontinuitäten bezüglich der Arbeitsweise bei meiner neuen Tätigkeit. Die Befassung mit gesellschaftlich drängenden Fragen, das Zusammenführen verschiedenster Disziplinen aus Kunst und Wissenschaft, die internationale Vernetzung – all dies war wichtig beim Projekt „Schrumpfende Städte“ und ist es jetzt auch bei der Arbeit in der Stiftung. Wofür steht für Sie das Bauhaus? Das Bauhaus war für mich seit meiner Studentenzeit eine wichtige Orientierungsmarke mit dem Ideal, die Aufgaben der Zeit mit modernen Mitteln und einer gesellschaftlichen Verantwortung gestalterisch gut und innovativ zu lösen. Dieses Programm ist heute ebenso relevant wie damals. Eine spezifische Ästhetik, gar ein Bauhaus-Stil, interessiert mich hingegen weniger, weil mich Stilfragen im Allgemeinen nicht so interessieren. Mich reizen die Arbeitsweise und die Programmatik. Dazu gehört das Foto: Yvonne Tenschert, 2009, stiftung Bauhaus Dessau Verständnis, Gestaltung als gesellschaftliche Aufgabe zu sehen. Hinzu kommen die Transdisziplinarität und die Bereitschaft zur Radikalität, die Dinge grundsätzlich und radikal neu zu denken. Sie sind Architekt. Was würde aus Ihrer Sicht radikal neu zu denken – bezogen auf die Architektur – heute mit Blick auf das noch vor uns liegende 21. Jahrhundert bedeuten? Radikalität im Denken heißt heute sicher etwas anderes als zu Zeiten des historischen Bauhauses. Das Bauhaus, wie es 1919 gegründet wurde, ist als Reaktion auf das politische und humanitäre Desaster des Ersten Weltkriegs zu verstehen. Solch einen dramatischen Einschnitt haben wir heute zum Glück nicht. Die entscheidenden Prozesse ereignen sich schleichend, wie der Klimawandel, aber auch der demografische Wandel, die vor allem längerfristig wirken. Gerade hier aber, angesichts schleichender Probleme, brauchen wir eine neue Radikalität im Denken. Ich glaube, dass wir zwar übermäßig auf medial dramatisch inszenierbare Ereignisse wie Terror-Anschläge reagieren, dass wir aber eine mangelnde Sensibilität haben für langfristige Prozesse. Worin sich das äußern könnte, ist zum Beispiel die Zusammenführung unterschiedlicher Professionen, eine gemeinsame Arbeit, wie sie bereits das Bauhaus praktizierte. Das halte ich nach wie vor für wesentlich – und viel zu selten praktiziert. Auch die Internationalität der Autorenschaften im Bauhaus ist beispielhaft. All das sind Aspekte, die immer noch große Gültigkeit haben und die wir auf zeitgenössische Fragen anwenden müssen. Dabei ist die Autonomie der Disziplinen zu hinterfragen. Da gibt es Architektur, dort Politik, hier Design – so funktioniert die Welt nicht. Zusammenhänge zu erschließen, Synergien zu entdecken und zu nutzen – das heißt für mich Radikalität im Denken. Nehmen Sie zum Beispiel unsere Konferenz zur Finanzkrise, die wir im November im Bauhaus veranstalteten: Da untersuchten wir die Zusammenhänge zwischen Finanzkrise, Bauwirtschaft und Architektur – nichts davon ist heute vereinzelt denkbar; und eben deshalb kann auch nur angemessen reagieren, wer die Zusammenhänge in den Blick nimmt. Anlässlich des 90-jährigen Bauhaus-Jubiläums in diesem Jahr haben Sie einen Essay-Band herausgegeben, der sich mit den Kontroversen um das Bauhaus von 1919 bis heute beschäftigt. Welche Erkenntnisse haben Sie durch diese Arbeit hinsichtlich der Rezeptionsgeschichte des Bauhauses gewonnen? Wesentlich am Bauhaus war die Gleichzeitigkeit unterschiedlicher Positionen, die stets im fruchtbaren Widerstreit lagen. Das Bauhaus als eine der Ikonen der Moderne war von Anfang an umstritten, in internen Auseinandersetzungen ebenso wie durch Kritik oder Anfeindungen von außen. Und mit dem Ende des Bauhauses war es mit dem Streit keineswegs vorbei. 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