parTU 14 - Liberale Mitte - Technische Universität Berlin
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alUMNi HeUTe<br />
Mehr als drei Tassen mit<br />
Zwiebelmuster und ein Mops<br />
Christian Kurtzke will das etwas betuliche Image des Meissener Porzellans verändern<br />
30 <strong>parTU</strong> · Das Alumni-Magazin · Nr. <strong>14</strong> · 2009<br />
Zehn Arbeitstage braucht es, bis die 3000 Blüten die Schneeballblütenvase<br />
zieren. Jede wird einzeln und per Hand auf den<br />
Korpus des etwa 70 Zentimeter hohen Gefäßes gesetzt. Und<br />
wenn nach dem Brennen und Bemalen das 17 000 Euro teure<br />
Kunstwerk aus purem Meissener Porzellan dann funkelt und<br />
strahlt, ist am Ende das Marketing, die Inszenierung doch alles.<br />
Christian Kurtzke weiß das. Und er inszeniert. Mit zurückhaltend<br />
bekleideten mediterranen Schönheiten, mit aufwändigen<br />
Präsentationen einer neuen Schmuckkollektion in Mailand und<br />
<strong>Berlin</strong>, mit eigens für die Frankfurter Buchmesse angefertigten<br />
Porträts chinesischer Schriftsteller auf Meissener Porzellantafeln<br />
und mit goldenen Manschettenknöpfen für Barak Obama.<br />
Amerikas Präsident hatte sie im Sommer dieses Jahres während<br />
seines Besuches in Dresden geschenkt bekommen. Das alles<br />
soll Begehrlichkeiten wecken nach dem weißen Gold mit den<br />
berühmten gekreuzten kobaltblauen Schwertern.<br />
Die gewollt Aufmerksamkeit erheischende Attitüde ist neu<br />
für die Meissener Porzellan-Manufaktur. So neu wie Christian<br />
Kurtzke an der Spitze des traditionsreichen Unternehmens. Vor<br />
einem Jahr übernahm er als Vorsitzender der Geschäftsführung<br />
die Leitung der ältesten Porzellanmanufaktur Europas, die im<br />
Jahr 1710 gegründet worden war. Meist spricht Christian Kurtzke<br />
jedoch von Europas erster Porzellanmanufaktur. Vielleicht,<br />
weil es frischer klingt, mehr dem Hier und Jetzt zugewandt. Weniger<br />
betulich und betagt. Außerdem lässt sich so einfacher der<br />
Bogen schlagen zu einer anderen Tatsache, dass die Manufaktur<br />
auch in Sachen Bekanntheitsgrad der Primus unter allen Luxusmanufakturen<br />
in Deutschland ist.<br />
Kurtzke hat wahrlich einen Schatz anvertraut bekommen: ein<br />
in 300 Jahren gewachsenes kunsthandwerkliches und künstlerisches<br />
Können, das jedes Stück aus der Manufaktur einzigartig<br />
werden lässt in seiner ästhetischen Ausdruckskraft und seiner<br />
Perfektion, und das, gerade weil alles noch immer manuell gefertigt<br />
und bemalt wird. Selbst die Schwerter werden per Hand<br />
aufgezeichnet. (Warum ist die Manufaktur eigentlich noch nicht<br />
zum Unesco-Welterbe erklärt worden? – Noch hat hier keiner<br />
die Absicht, die Brücken abzubauen zu dem, was die Manufaktur<br />
ganz wesentlich ausmacht – die manuelle Fertigung.)<br />
150 000 Erzeugnisse von der Miniaturfigur bis zur Groß-<br />
Zur Person<br />
Dr.-ing. Christian Kurtzke (Foto) studierte elektrotechnik und Telekommunikation<br />
an der TU <strong>Berlin</strong>. Für herausragende studienleistungen wurde er<br />
mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem erwin-stephan-Preis der<br />
TU <strong>Berlin</strong>. Dort und am Heinrich-Hertz-institut promovierte er auch. in Führungspositionen<br />
verschiedener Großkonzerne und mittelständischer Unternehmen<br />
sammelte er umfangreiche erfahrungen im Management. er arbeitete<br />
für siemens in Deutschland und für die Boston Consulting Group in<br />
den Usa. Bevor er die Geschäftsführung der Porzellanmanufaktur in Meißen<br />
übernahm, war er als Geschäftsleiter für die Neuausrichtung eines Großküchenanbieters<br />
verantwortlich. er ist inhaber mehrerer internationaler Technologie-Patente<br />
und autor des Buches „Das wissensbasierte Unternehmen“.