Digitalisierung des Wissens - VolkswagenStiftung
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Speichermedien lösen<br />
einander in immer<br />
kürzeren Zeiträumen<br />
ab – eine Herausforderung<br />
für die dauerhafte<br />
Archivierung<br />
von Informationen.<br />
digital „repräsentiert“ wird – zum Beispiel im<br />
europäischen Kulturerbe-Portal Europeana<br />
(www.europeana.eu/portal) oder in der World<br />
Digital Library (www.wdl.org)?<br />
Neue Allianzen entstehen: von Forschern, Öffentlichkeit,<br />
<strong>Wissens</strong>chaftsförderern – nicht selten global<br />
Organisatorische und finanzielle Fragen erweitern<br />
das breite Spektrum der Anforderungen.<br />
Wie werden Hunderte und Tausende verteilter<br />
Datenquellen in einem gemeinsamen Portal<br />
zusammengefasst, sodass die Interessen der einzelnen<br />
Datenlieferanten ebenso gewahrt bleiben<br />
wie die <strong>des</strong> Gesamtportals? Entspricht das digitale<br />
Angebot einzelner „Lieferanten“ inhaltlichen und<br />
formalen Min<strong>des</strong>tstandards, und: Kann die Dauer-<br />
Digitale Texte, digitale Bibliotheken und neue<br />
Medien gehören heutzutage zu den Forschungsgegenständen<br />
vieler Geistes- und Sozialwissenschaften.<br />
Mit ihnen ändern sich aber nicht nur<br />
die zu untersuchenden Gegenstände, sondern<br />
auch die Fragestellungen der geistes- und sozialwissenschaftlichen<br />
Disziplinen und die Methoden,<br />
mit denen diese Gegenstände untersucht<br />
werden. Doch Geistes- und Sozialwissenschaft-<br />
haftigkeit der Zulieferung garantiert werden? Wer<br />
finanziert ein länderübergreifen<strong>des</strong> Kulturerbe-<br />
Portal wie Europeana, wenn die einzelnen Länder<br />
bereits nationale Portale finanzieren?<br />
Bestimmend für den (wissenschaftlichen) Erfolg<br />
und die Nachhaltigkeit digital verfügbarer und<br />
aufbereiteter <strong>Wissens</strong>bestände wird eine gelungene<br />
Einbettung in professionelle Informationsinfrastrukturen<br />
sein sowie die offene Nutzung<br />
der digitalisierten <strong>Wissens</strong>ressourcen – soweit<br />
rechtliche und ethische Aspekte dem nicht<br />
im Wege stehen (müssen). Nicht ohne Grund<br />
haben die Deutsche Forschungsgemeinschaft,<br />
die Gemeinsame <strong>Wissens</strong>chaftskonferenz von<br />
Bund und Ländern sowie der <strong>Wissens</strong>chaftsrat<br />
in den vergangenen zwei Jahren nationale und<br />
disziplinbezogene Konzepte zur Informations-<br />
Das Göttingen Centre for Digital Humanities (GCDH)<br />
ler sind oft nicht hinreichend mit computerbasierten<br />
Methoden und Verfahren vertraut; digitale<br />
Infrastrukturen vielfach unzureichend auf<br />
die Bedürfnisse der entsprechenden Forschung<br />
ausgerichtet. Auch fehlt meist eine systematische<br />
Integration computerbasierter Methodiken<br />
in die Lehre. Diese Defizite zu beheben, wurde<br />
das Göttingen Centre for Digital Humanities –<br />
kurz GCDH – gegründet.<br />
Am GCDH fließen digitale Forschungsinteressen<br />
zusammen. Sie reichen von der Ägyptologie<br />
bis zur Wirtschaftsinformatik, von der<br />
Musikwissenschaft über das Medienrecht<br />
bis zur Linguistik und Literaturwissenschaft.<br />
Aufgabe <strong>des</strong> Zentrums ist die Initiierung und<br />
Unterstützung von eResearch-Vorhaben in den<br />
Geistes- und Sozialwissenschaften, die Entwicklung<br />
geeigneter Lehre sowie die Umsetzung<br />
in digitale Infrastrukturen. Dies umfasst<br />
hoch spezialisierte Vorhaben wie ein Korpus<br />
<strong>des</strong> Koptischen ebenso wie den Aufbau virtu-<br />
infrastruktur durch Expertenrunden erstellen<br />
lassen und veröffentlicht. Auf europäischer<br />
Ebene arbeitet die Europäische Kommission an<br />
vergleichbaren Plänen für das nächste Förderprogramm<br />
„Horizon 2020“; international bilden sich<br />
– etwa mit der „G8 + O5 Working Group on Data“<br />
– vergleichbare Foren, die erste Überlegungen<br />
zu „Global Research Infrastructures“ formulieren.<br />
Die <strong>Digitalisierung</strong> von Wissen lässt somit neue<br />
Allianzen von Forschern, Infrastruktureinrichtungen<br />
und Gedächtnisinstitutionen, <strong>Wissens</strong>chaftsinstitutionen<br />
und -förderern entstehen,<br />
dabei fast immer länderübergreifend und nicht<br />
selten global. So verbinden sich Tradition und<br />
Innovation auf einzigartige Weise, und es öffnen<br />
sich Potenziale für Forschung und Gesellschaft,<br />
die es wert sind, in den kommenden Jahrzehnten<br />
kreativ genutzt zu werden.<br />
eller Forschungsumgebungen oder die Etablierung<br />
von Grid-Technologien. <strong>Wissens</strong>chaftlerinnen<br />
und <strong>Wissens</strong>chaftler erhalten hier<br />
Antworten auf Fragen zu geeigneten digitalen<br />
Methoden für ihre Vorhaben und damit Unterstützung<br />
für ihre Forschung. Gemeinsam mit<br />
dem Zentrum für Informatik werden, beginnend<br />
bei den Bachelor-Studiengängen, Lehrmodule<br />
und -inhalte entwickelt. Und letztlich<br />
nimmt sich das GCDH der Aufgabe an, digitale<br />
Infrastrukturen von Basisdiensten bis hin zu<br />
speziellen Tools zusammenzuführen.<br />
2012 war ein entscheiden<strong>des</strong> Jahr für das GCDH.<br />
So wurden die Weichen gestellt, um als Partner<br />
im Digital Research Infrastructure in the Arts<br />
and Humanities-Projekt (DARIAH) mitzuwirken<br />
am Aufbau einer erfolgreichen digitalen Forschungslandschaft<br />
in Deutschland und Europa.<br />
DARIAH zielt vor allem ab auf die Etablierung<br />
geeigneter Formen der Zusammenarbeit von<br />
Geisteswissenschaftlern unabhängig vom<br />
Der Beitrag ist eine Fortschreibung <strong>des</strong> Artikels<br />
„Sammlungen eine weltweite Stimme geben –<br />
Wie digitalisierte Archive die Forschung revolutionieren“<br />
von Gerhard Lauer und Norbert Lossau,<br />
in: Georgia Augusta, <strong>Wissens</strong>chaftsmagazin der<br />
Georg-August-Universität Göttingen, Ausgabe 8,<br />
März 2012, S. 98-105.<br />
Ort ihres Wirkens oder auf neu zu gestaltende<br />
Curricula, die Studierende auf die digitale Forschungswelt<br />
<strong>des</strong> 21. Jahrhunderts vorbereiten.<br />
Veranstaltungen runden das Engagement <strong>des</strong><br />
GCDH ab: 2012 etwa eine Summer School, eine<br />
Digital Humanities-Konferenz und eine Ringvorlesung,<br />
alle mit internationaler Beteiligung.<br />
Das von einem sechsköpfigen Vorstand geleitete<br />
GCDH wird institutionell getragen von<br />
der Staats- und Universitätsbibliothek und<br />
fünf Fakultäten der Georg-August-Universität<br />
Göttingen: der Philosophischen (federführend),<br />
Juristischen, Sozialwissenschaftlichen,<br />
Theologischen und Wirtschaftswissenschaftlichen<br />
Fakultät. Beteiligt sind zudem die<br />
Akademie der <strong>Wissens</strong>chaften zu Göttingen,<br />
die Max Planck Gesellschaft samt Max Planck<br />
Digital Library sowie die Herzog August<br />
Bibliothek Wolfenbüttel.<br />
Juan Garcés, Koordinator <strong>des</strong> GDCH<br />
Blick auf die Biodiversitätswand<br />
im<br />
Berliner Museum für<br />
Naturkunde – auch<br />
eine Form zugleich<br />
der Aufbewahrung<br />
und der Präsentation<br />
von „Informationen“.<br />
20 Impulse 2013 21