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Digitalisierung des Wissens - VolkswagenStiftung

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Spektrum<br />

Karriere voraus!<br />

<strong>VolkswagenStiftung</strong> bewilligte 2012 insgesamt<br />

8,5 Millionen Euro für sieben neue Lichtenberg-<br />

Professuren an deutschen Universitäten.<br />

Einer von denen, die sich im harten Wettbewerb<br />

um eine solche Professur durchgesetzt haben, ist<br />

Dr. Matthias Schott. Der Teilchenphysiker gehörte<br />

am europäischen Kernforschungszentrum<br />

CERN zu jener Forschergruppe, die im Juli 2012<br />

ein neues Elementarteilchen entdeckte – vermutlich<br />

das lange gesuchte Higgs-Boson. Weltweit<br />

versuchen Teilchenphysiker seit Jahrzehnten<br />

zu erklären, wie die Bausteine <strong>des</strong> Universums<br />

ihre Masse erhalten und welche Rolle das Higgs-<br />

Boson dabei spielt. Matthias Schott will nun<br />

explizit die Masse <strong>des</strong> sogenannten W-Bosons<br />

so genau wie möglich bestimmen, da sich über<br />

dieses Elementarteilchen womöglich indirekt<br />

Rückschlüsse auf die Eigenschaften <strong>des</strong> Higgs-<br />

Boson ziehen lassen. Seine Forschung soll helfen<br />

zu verstehen, ob das Higgs-Teilchen tatsächlich<br />

nachgewiesen wurde, oder – was noch spektakulärer<br />

wäre – „ob wir etwas Neues entdeckt haben<br />

und sich dadurch eine Tür zu einer neuen Physik<br />

öffnet“, erläutert Schott. Seine Forschungen wird<br />

er künftig als Lichtenberg-Professor an der Universität<br />

Mainz fortführen.<br />

Von der Teilchenphysik bis zur Slawistik: Die 2012 gekürten Lichtenberg-Professoren<br />

und eine Professorin decken ein weites Feld<br />

an Forschungsthemen ab. Im harten Wettbewerb um eine solche<br />

Förderung der Stiftung setzten sich durch (von oben nach unten):<br />

Matthias Schott, Hansjörg Schwertz und Stephan Gekle …<br />

Nachrichten aus der<br />

<strong>Wissens</strong>chaftsförderung<br />

der <strong>VolkswagenStiftung</strong><br />

Welche Rolle Blutplättchen – auch Thrombozyten<br />

genannt – bei Immunantworten unseres<br />

Körpers spielen, interessiert Dr. Hansjörg<br />

Schwertz. Erste wissenschaftliche Untersuchungen<br />

ergaben, dass Thrombozyten besondere<br />

Enzyme besitzen, mit deren Hilfe sie das<br />

Immunsystem verändern. Inwieweit diese von<br />

Bedeutung sind für die körpereigene Abwehr<br />

bakterieller und viraler Infektionen, hofft<br />

Schwertz künftig an der Universität Greifswald<br />

ein Stück weit klären zu können. Thematisch gar<br />

nicht weit entfernt beschäftigt sich Dr. Stephan<br />

Gekle an der Universität Bayreuth mit Wirkstoffen,<br />

deren Transport über die menschliche<br />

Blutbahn erfolgt. Sein Ziel ist es, die physikalischen<br />

Wechselwirkungen zu verstehen, die<br />

zwischen Wirkstofftransporteuren und roten<br />

Blutzellen bestehen. Denn bei ihrem Weg durch<br />

die Blutbahn können die in den Körper eingebrachten<br />

Minitransportmittel verklumpen –<br />

mit ernsten Folgen für den Patienten.<br />

Zwei <strong>Wissens</strong>chaftler interessieren sich für<br />

Funktionsweisen unseres Gehirns. Forschungsgegenstand<br />

von Dr. Dr. Florian Mormann an<br />

der Bonner Universitätsklinik für Epileptologie<br />

ist der Schläfenlappen, der beim Menschen<br />

von Bedeutung ist für Wahrnehmungs- und<br />

Gedächtnisprozesse. Doch auch epileptische<br />

Anfälle nehmen dort häufig ihren Anfang. Mithilfe<br />

von Messungen lokaler Feldpotenziale und<br />

<strong>des</strong> Entladungsverhaltens einzelner Nervenzellen<br />

im Gehirn von Epilepsiepatienten möchte<br />

der Lichtenberg-Professor zum besseren Verständnis<br />

von Fehlfunktionen dieser Hirnregion<br />

beitragen. Dr. Martin Greschner wird künftig<br />

an der Universität Oldenburg untersuchen, wie<br />

visuelle Signale von der Netzhaut über den Seh-<br />

nerv an das Gehirn übermittelt werden. Man<br />

weiß zwar, dass rund zwanzig verschiedene<br />

Typen sogenannter Ganglienzellen diesen Prozess<br />

steuern. Wie die visuellen Informationen<br />

allerdings genau kodiert sind und in der Netzhaut<br />

durch Interneurone verarbeitet werden, ist<br />

weitgehend unklar. Die Beantwortung dieser<br />

Fragen könnte dazu beitragen, Netzhautprothesen<br />

und künstliche Sehsysteme zu entwickeln.<br />

Dr. Moritz Renner wird sich im Rahmen seiner<br />

Lichtenberg-Professur an der Universität Bremen<br />

mit der Frage beschäftigen, welche Veränderungen<br />

das Recht durch die Globalisierung<br />

der Wirtschaft erfährt. Dies soll am Beispiel <strong>des</strong><br />

transnationalen Konzernrechts und <strong>des</strong> Rechts<br />

grenzüberschreitender Kreditverträge untersucht<br />

werden. Und die Slawistin Dr. Sabine<br />

Koller erforscht an der Universität Greifswald<br />

die ostjüdische Kulturrenaissance im 19. und 20.<br />

Jahrhundert. Ziel ihres an der Schnittstelle von<br />

slawischer Philosophie, Judaistik und Kunstgeschichte<br />

angesiedelten Vorhabens ist es, mehr<br />

Wissen zusammenzutragen über die kulturelle<br />

Blüte <strong>des</strong> Ostjudentums insbesondere mit Blick<br />

auf Literatur und Malerei.<br />

Forschungsstarker Norden<br />

Startschuss für die neu eingerichteten „Forschungs-<br />

professuren an Fachhochschulen" in Niedersachsen.<br />

Gut zwei Millionen Euro in Runde eins bewilligt.<br />

Sieben forschungsstarke Professorinnen und<br />

Professoren an Fachhochschulen in Niedersachsen<br />

können sich freuen: Sie profitieren als erste<br />

von dem neuen Angebot, das das Land Niedersachsen<br />

und die <strong>VolkswagenStiftung</strong> im Herbst<br />

2012 auf den Weg gebracht haben. Gefördert<br />

werden dabei entweder mehr Forschungszeit<br />

– die erforderliche Reduzierung der jeweiligen<br />

Lehrverpflichtung wird über die Mittel <strong>des</strong> Programms<br />

kompensiert – oder die Neuberufung<br />

von Professoren zum Aufbau eines neuen<br />

Forschungsschwerpunkts an einer Hochschule.<br />

Eine wichtige Stärkung für Niedersachsen,<br />

geben doch gerade Fachhochschulen über die<br />

dort verankerte anwendungsorientierte Forschung<br />

wichtige Impulse für Innovationen in<br />

die Wirtschaft. Und das wiederum stützt nicht<br />

zuletzt die Wettbewerbsfähigkeit kleiner und<br />

mittelgroßer Unternehmen. 2,1 Millionen Euro<br />

wurden in einer ersten Ausschreibungsrunde<br />

für die Professuren insgesamt bewilligt.<br />

35 Bewerbungen lagen in kurzer Zeit vor; sechs<br />

<strong>Wissens</strong>chaftlerinnen und <strong>Wissens</strong>chaftler können<br />

sich nun auf mehr Forschungszeit freuen.<br />

Des Weiteren erhält die Hochschule für angewandte<br />

<strong>Wissens</strong>chaft und Kunst Hil<strong>des</strong>heim-<br />

Holzminden-Göttingen als einzige Unterstützung<br />

für eine Neuberufung. Mehr Zeit für ihre<br />

Forschung erhalten nun für die nächsten drei<br />

Jahre Professor Dr.-Ing. Xiaobo Liu-Henke (Ostfalia<br />

Hochschule für angewandte <strong>Wissens</strong>chaft<br />

Braunschweig-Wolfenbüttel), Professorin Dr.<br />

Friederike zu Sayn-Wittgenstein, Professorin Dr.<br />

Ursula Hübner und Professor Dr.-Ing. Ulrich Krupp<br />

(alle drei Hochschule Osnabrück), Professor Dr.-<br />

Ing. Hans-Josef Endres (Hochschule Hannover)<br />

und Professor Dr.-Ing. Thomas Luhmann (Jade<br />

Hochschule Wilhelmshaven-Oldenburg-Elsfleth).<br />

… sowie (von<br />

links nach rechts)<br />

Florian Mormann,<br />

Moritz Renner,<br />

Martin Greschner<br />

und Sabine Koller.<br />

68 Impulse 2013 69

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