10 - Golf Nordhessen
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GOLFfitness<br />
von rainer Lomen<br />
Ohne unsere Eisen und Hölzer kommen wir<br />
<strong>Golf</strong>er, im wahrsten Sinne des Wortes, nicht<br />
über die Runde. Also: Schläger in die <strong>Golf</strong>tasche<br />
– und los geht‘s.<br />
Doch da liegt für viele Aktive ein Problem.<br />
Denn: Nachdem sie ihr Bag 18 Bahnen<br />
getragen, hinter sich hergezogen oder vor<br />
sich hergeschoben haben, zieht oder zwickt<br />
es heftig – zum Beispiel im Rücken oder<br />
Nacken. Bleibt da nur die Alternative, das<br />
Equipment auf einem Buggy mitzuführen?<br />
Oder gibt es andere Wege? Der Kasseler Orthopäde<br />
Dr. Gerd Rauch nimmt äußert sich.<br />
Herr Dr. Rauch, wie halten Sie es auf der Runde?<br />
Ziehen Sie Ihr Bag, schieben Sie es, tragen<br />
Sie oder fahren Sie auf dem Buggy?<br />
Ich persönlich ziehe mein Bag meistens. In<br />
seltenen Fällen trage ich es.<br />
Welche Körperpartien werden beim Tragen,<br />
Ziehen bzw. Schieben beansprucht?<br />
In erster Linie werden beim Ziehen bzw.<br />
Schieben des Bags die Schultermuskulatur<br />
sowie die Unterarmmuskulatur beansprucht.<br />
Auch werden insbesondere die oberen<br />
Rückenmuskeln eingesetzt, die den Schultergürtel<br />
an der Wirbelsäule und Brustkorb<br />
stabilisieren.<br />
Wie lässt es sich erklären, dass viele Aktive gerade<br />
beim Ziehen bzw. Tragen Rückenprobleme<br />
bekommen? Was raten Sie in dem Kontext?<br />
Im <strong>Golf</strong>sport wird, wegen der Rotationsbewegung<br />
beim Schlagen, insbesondere die<br />
Schulter- und gesamte Rückenmuskulatur<br />
deutlich beansprucht. Wenn nun jemand sein<br />
Bag zieht, kommt es darüber hinaus zu einer<br />
Rotationsbewegung der oberen Brustwirbelsäule<br />
und zur Dehnung der vorderen<br />
Schultermuskeln, so dass eine zusätzliche<br />
Belastung nicht zuletzt der Schultergürtelmuskulatur<br />
auftreten kann. Wenn das Bag<br />
geschultert wird, führen die Träger zu einer<br />
erneuten Belastung – vor allem der Wirbelsäulen-<br />
und Schultergürtel-Muskulatur.<br />
Mein Rat: Hat eine <strong>Golf</strong>erin oder ein <strong>Golf</strong>er<br />
Probleme in der Schulterregion bzw. der Wirbelsäule,<br />
sollte sie bzw. er auf eine intensive<br />
Dehnung und ein Muskelaufbauprogramm<br />
52 www.golfnordhessen.de<br />
interview<br />
Das BaG traGen, Ziehen oDer schieBen? orthoPäDe Dr. GerD raUch niMMt steLLUnG<br />
„Vermeiden Sie ruckartige Bewegungen“<br />
setzen, um die schulterübergreifende Muskulatur<br />
zu stärken.<br />
Was ist aus Ihrer Sicht außerdem in Sachen<br />
Vorbeugung angesagt?<br />
Zur Prophylaxe ist immer ein gutes Aufwärmen<br />
vor dem <strong>Golf</strong>spielen sinnvoll. Zudem<br />
sollte vor und während der Saison die Rücken-<br />
und Schultermuskulatur gedehnt und<br />
systematisch neben dem <strong>Golf</strong>sport gekräftigt<br />
werden. Liegen erhebliche Schulterprobleme<br />
oder Probleme bei Überkopfbelastungen vor,<br />
sollten die Aktiven einen Buggy nehmen, um<br />
die Schultermuskulatur weniger zu belasten.<br />
Wie sollte sich ein <strong>Golf</strong>er verhalten, der bereits<br />
über akute Rückenprobleme klagt, die als Folge<br />
des Ziehens bzw. Tragens auftreten?<br />
Bei akuten Rückenproblemen sollte auf jeden<br />
Fall geschont werden. Gegebenenfalls muss<br />
eine medikamentöse und krankengymnastische<br />
Übungsbehandlung folgen. Weiterhin<br />
sollte von einem Facharzt für Orthopädie<br />
nachgeschaut werden, inwieweit funktionelle<br />
Störungungen wie Blockierungen der Hals-<br />
und Brustwirbelsäule vorliegen, die chirotherapeutisch<br />
behandelt werden können.<br />
Worauf hat dieser Aktive insbesondere zu achten?<br />
Was ist zu tun, was unbedingt zu lassen?<br />
Aktive <strong>Golf</strong>spielerInnen sollten darauf achten,<br />
ihr Bag so zu ziehen, das die Bewegung<br />
kontrolliert abläuft – vor allem mit angespannter<br />
Muskulatur. Zu vermeiden sind<br />
starke, ruckartige Bewegungen.<br />
Wer sein Bag schiebt, sollte bedenken, dass<br />
die Räder hängen bleiben können. Das führt<br />
mitunter zu einer Stauchung der Schulter.<br />
Bei ganz massiven Problemen hilft letztlich<br />
nur, den Arm beim <strong>Golf</strong>en zu wechseln. Dadurch<br />
kommt es zu einer alternierenden Belastung<br />
in beide Arme als auch der entsprechenden<br />
Rückenpartien im Übergangsbereich<br />
zwischen Hals- und Brustwirbelsäule.<br />
Was erscheint Ihnen darüber hinaus erwähnenswert?<br />
Ein besonderer Vorteil des <strong>Golf</strong>spielens ist,<br />
dass die Sportart selbst im hohen Alter sehr<br />
gut ausgeübt werden kann. Auch im höheren<br />
Alter kann die Muskulatur noch systematisch<br />
gut trainiert werden.<br />
Insbesondere eine gute Saisonvorbereitung<br />
und gegebenenfalls unterstützendes<br />
Muskeltraining während der Saison sind für<br />
den <strong>Golf</strong>er wichtig. Wenn schon Probleme im<br />
Knie- oder Hüftgelenk zu beobachten sind,<br />
sollte sich die bzw. der Aktive insbesondere<br />
im höheren Alter nicht scheuen, einen Buggy<br />
zu nutzen. Damit kann sie/er sich mehr auf<br />
das eigentliche Spiel konzentrieren und zwischendurch<br />
Ruhephasen sowohl für die Beine<br />
als auch für die Arme einlegen.<br />
„Bei einem akuten Reizzustand des Ellenbogens<br />
sollte sich der <strong>Golf</strong>er eine Pause von<br />
einigen Tagen gönnen“, betont der Kasseler<br />
Orthopäde Dr. Gerd Rauch.<br />
Kontakt:<br />
Dr. Gerd Rauch<br />
Arzt für Orthopädie und Unfallchirurgie<br />
Spezielle orthopädische Chirurgie<br />
und Sportmedizin<br />
Orthopädisch-chirurgische Praxisklinik<br />
Dres. Rauch, Saul, Pohlner, Nickel, Toellner<br />
Leipziger Straße 164<br />
34123 Kassel<br />
Telefon 0561/5799700<br />
Fax 0561/5799701<br />
E-Mail info@ocp-kassel.de<br />
Internet www.ocp-kassel.de<br />
Foto: nh