Sind wir Ausländer? - CARITAS - Schweiz
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seiner Frau. «Mein Sohn fragt mich oft.<br />
Papi, was ist ein <strong>Ausländer</strong>? Warum bin ich<br />
kein <strong>Schweiz</strong>er? Ich sage ihm immer, dass er<br />
stolz sein kann. Er könne Kurdisch und<br />
Deutsch.»<br />
Keine rückkehr<br />
Trotz dieser Probleme fühlt sich die Familie<br />
sehr wohl in der <strong>Schweiz</strong>, es ist ihr Zuhause<br />
geworden. Natürlich haben Musleh und<br />
Silav noch immer Heimweh. Sehr sogar. Die<br />
Eltern können sie nur in Nachbarländern<br />
wie der Türkei treffen. Zu schwierig ist der<br />
Erhalt eines Visums für den Irak, zu gross<br />
die Angst, dass die Grenzen geschlossen<br />
werden und sie nicht mehr rauskommen.<br />
Ein Weg ganz zurück ist keine Option. «Wir<br />
müssten uns komplett neu integrieren, es<br />
hat sich so viel geändert. Und für die Kin-<br />
Bilder: Die <strong>Schweiz</strong> ist ein Zuhause geworden.<br />
Eine Rückkehr in den Irak ist keine Option – die<br />
Familie müsste sich komplett neu integrieren.<br />
der wäre es völlig fremd und kaum auszuhalten»,<br />
erklären sie.<br />
Engagiert und aktiv<br />
Die Liebe und die Sehnsucht zu ihrem Land<br />
verwandeln sie in Aktivismus: Silav gab<br />
zwei Jahre Kurdischunterricht für Buben<br />
und Mädchen in Ebikon und bringt derzeit<br />
einer <strong>Schweiz</strong>erin Arabisch bei. Musleh organisierte<br />
zwei Jahre lang wöchentlich ein<br />
Fussballspiel für Asylsuchende und war Hel-<br />
fer und Trainer bei Volleya, einem Frauen-<br />
Volleyball-Verband. Er gründete mit Kollegen<br />
einen kurdischen Verein und konnte<br />
dadurch 30 Familien zusammenbringen.<br />
Derzeit sucht er nach geeigneten Ausstellungsräumlichkeiten<br />
für kurdische Künstler<br />
– die Bilder hat er schon, die Rahmen<br />
würde er selbst anfertigen. «Wir durften so<br />
lange kein Kurdisch sprechen, mussten uns<br />
verstecken. Jetzt, wo <strong>wir</strong> wieder öffentlich<br />
auftreten können, müssen <strong>wir</strong> unsere Sprache<br />
und Kultur pflegen», sagt er nachdrücklich.<br />
Er sieht sich und seine Frau als Brücke:<br />
«Unser Land braucht den Austausch und ich<br />
muss etwas dafür tun.» Ist das Integration?<br />
Gefragt nach einem Wunsch für die Zukunft,<br />
müssen beide nicht lange überlegen:<br />
Die Kinder sollen nicht das erleben müssen,<br />
was sie durchgemacht hätten. «Wir sind auf<br />
die Welt gekommen, und es war Krieg. Wir<br />
«Wir durften so lange kein Kurdisch sprechen – jetzt müssen <strong>wir</strong><br />
unsere Sprache und Kultur pflegen.»<br />
wünschen uns Frieden», sagt Silav einfach.<br />
Musleh legt einen Arm auf die Schulter seines<br />
Sohnes, zieht ihn leicht an sich. Tochter<br />
Kani bekommt von Mama die Haare geflochten<br />
und einen Kuss auf den Schopf. Elternliebe<br />
sieht übrigens auch in allen Sprachen<br />
gleich aus. <<br />
«Menschen» 4/12 Caritas 15