Sind wir Ausländer? - CARITAS - Schweiz

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Welt: Brasilien dank Biogas aus dEr armut hEraus im boomenden Schwellenland Brasilien hört man nicht gern von Hunger. Doch es gibt ihn: Klimawandel und irreparable Umweltschäden tragen massgeblich zu seiner Entstehung bei. Caritas baut Biogasanlagen für armutsbetroffene Bauernfamilien. 52 Jahre alt ist Jurandir Ambrosio de Souza und rund um die Uhr damit beschäftigt, seine zwölfköpfige Familie zu ernähren. «In der Regenzeit konnten wir pflanzen und hatten immer genug zu essen. Aber in der Dürreperiode mussten die Kinder oft mit leerem Magen ins Bett.» Durchschnittlich dauert die Dürreperio de in der Umgebung von Caruarù, im Nordos- 20 Caritas «Menschen» 4/12 ten Brasiliens, acht Monate. Doch seit einigen Jahren treten die klimatischen Trockenphasen häufiger auf. Dann trocknen die wenigen Bäche vollkommen aus und die Frauen und Kinder, auch die Familie von Jurandir, müssen etwa vier Stunden pro Tag dafür einsetzen, Wasser von den raren Wasserstellen zu holen. Zwar hat sich Brasilien zu einer boomenden Wirtschaftsnation entwickelt, doch die Verteilung des Reichtums und der Zu- Laut Experten rangiert Brasilien als «high risk country». gang zu schwindenden Ressourcen ist denkbar ungerecht. Die Entwaldung nahm zwischen Ende der Siebzigerjahre und 2000 mit jährlich 200 000 km 2 alarmierende Ausmasse an. Ganze Waldflächen fallen der Viehzucht, dem Bergbau, der Holzindustrie und neu auch den Monokulturen für die Ethanolgewinnung zum Opfer. Um den nötigen Strom für diese industrielle Produktion zu gewinnen, wurden riesige Stauseen und Staudämme angelegt – und so das natürliche Ökosystem zerstört. Laut Experten rangiert Brasilien als «high risk country», das in den kommenden 30 Jahren mit merklichen Veränderungen des Klimas rechnen muss. Besonders der Nordosten des Landes muss sich für Dürren und Überschwemmungen wappnen. Von diesen Veränderungen sind Bauernfamilien wie jene von Jurandir besonders stark betroffen. Die meisten Kleinbauern der Region leben von der Landwirtschaft und verdienen ihr Einkommen mit dem Verkauf von Gemüse und Früchten. Doch allein der Kauf von Gas verschlingt die Hälfte der monatlichen Einkünfte. Kein Wunder, ko- Bild: Ze Augusto/Nazare da Mata
chen die Frauen mit Holz, das sie in der Umgebung schlagen – und mit der Abholzung dieser spärlichen Ressourcen auch zur Bodenerostion beitragen. Für diese lokalen Gegebenheiten hat Caritas eine lokale Lösung entwickelt, die zusammen mit dem Entwicklungsprogramm der brasilianischen Regierung eine nachhaltige Existenzsicherung von Bauernfamilien zum Ziel hat. Energie aus viehmist und grünabfällen Während die Regierung zusammen mit mehr als 50 Partnerorganisationen den Bau von insgesamt einer Million Wasserzisternen finanziert, um damit Millionen von Menschen den Zugang zu Trink- und Gebrauchswasser zu sichern, baut Caritas im brasilianischen Nordosten Biogasanlagen. Aus dem Viehmist und Grünabfällen lässt sich so einfach Energie fürs Kochen gewinnen. Aus den vergorenen Substraten entsteht zudem ein hochwertiger Pflanzendünger, welcher die künstlichen und chemischen Bilder: Ze Augusto/Nazare da Mata Düngemittel komplett ersetzt. Da Biogas CO 2-neutral ist, leistet Caritas mit dem Bau von Biogasanlagen einen Beitrag zur nachhaltigen Energieversorgung und zum Klimaschutz. Zudem hilft sie den Bauernfamilien dabei, Kleingärten mit einer wassersparenden Tropfbewässerung anzulegen. Diese Technik ermöglicht, die knappe Ressource Wasser gezielt an die Wurzeln der Pflanzen zu leiten und verhindert, dass es an der Oberfläche verdunstet. 50 Biogasanlagen sind vorgesehen, 12 sind bereits in Betrieb. Mit grossem Erfolg, wie Jurandir bestätigt: «Ich kannte diese Technik nicht und war anfänglich etwas skeptisch. Doch wir sind nun weder auf Brennholz noch auf das Kochgas angewiesen. Dank den Wasserzisternen und dem Dünger können wir mehr anpflanzen, besonders Gemüse. Wir haben nun täglich frisches Gemüse auf dem Tisch und können den Überschuss auf dem Wochenmarkt verkaufen.» (imy) Bilder: Dank Biogasanlagen und neuer Bewässerungstechnik hat die Familie von Jurandir täglich frisches Gemüse auf dem Tisch. Klimaprojekte der Caritas Der Klimawandel bedeutet für Entwicklungsländer eine reale Existenzbedrohung: Hochwasserkatastrophen zerstören in Ländern wie Bangladesch ganze Regionen, Dürren verstärken in Afrika Hungersnöte. Seit Jahren engagiert sich Caritas mit zahlreichen Klimaschutz- Projekten – beispielsweise mit dem Aufbau von Kleinwasserkraftwerken im Pakistan. Auf Bali hilft Caritas beispielsweise, Alt-Speiseöl als Dieselersatz zu verwerten, oder in Nicaragua baut sie Holzsparöfen. Mit der patenschaft «Klimaschutz für alle» können die Klimaprojekte direkt unterstützt werden. (imy) Weitere Informationen: www.caritas.ch/klimaschutz «Menschen» 4/12 Caritas 21
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