unternehmen März 2017
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[titelthema] Ausgabe 55 | <strong>März</strong> <strong>2017</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Am Besprechungstisch mit<br />
Monitortafel: Oliver Herkommer<br />
und Alexander<br />
Bögelein, Redaktionsleiter<br />
<strong>unternehmen</strong>[!].<br />
DAS INTERVIEW FÜHRTE<br />
ALEXANDER BÖGELEIN,<br />
REDAKTIONSLEITER<br />
UNTERNEHMEN[!]<br />
DOKUMENTATION:<br />
RONJA GYSIN<br />
FOTOS:<br />
MARC HÖRGER<br />
Mensch wird dem Computer noch eine lange Zeit in<br />
seiner Intelligenz und Flexibilität überlegen sein …<br />
Aber?<br />
Bei den bisherigen industriellen Revolutionen wuchs<br />
die Zahl der Beschäftigten. Dieses Mal bin ich skeptisch.<br />
Die Digitalisierung erlaubt es, einfache Tätigkeiten wegzurationalisieren.<br />
Meiner Mei nung nach ist das der<br />
Grund für die Arbeitsverdichtung, über die sich viele<br />
Mitarbeiter beschweren: Einfache Tätigkeiten, die Angestellte<br />
früher entlastet haben, nehmen<br />
wir ihnen weg und automatisieren<br />
sie.<br />
Schon heute sind viele Menschen<br />
mit den Berufsanforderungen<br />
über fordert. Wie ist das künftig?<br />
Es wird immer Helfertätigkeiten geben,<br />
bei denen sich eine automatisierte<br />
Lösung nicht rechnet. Auch<br />
im öffentlichen Bereich wird es<br />
weiterhin vieles geben, das nur Menschen bearbeiten<br />
können.<br />
Was heißt das für die anderen Bereiche?<br />
Wir müssen die Ausbildung der Mitarbeiter deutlich<br />
optimieren. Das klassische Niveau eines Facharbeiters<br />
wird nicht mehr ausreichen. Gleichzeitig müssen wir<br />
uns verstärkt um Weiterbildung kümmern, weil sich<br />
die Halbwertszeit des Wissens verkürzt.<br />
Wir brauchen<br />
in Schulen<br />
mehr Praxis<br />
und Erfolgserlebnisse<br />
Im Zeitalter der Algorithmen gesteuerten Produktion<br />
müssen doch die MINT-Fächer in der Schule attraktiver<br />
werden?<br />
Auf jeden Fall. Im VDI versuchen wir schon lange, den<br />
Schülern zu vermitteln, welche Chancen Technikberufe<br />
bieten. Jedoch werden wir an den Schulen nicht mit<br />
offenen Armen empfangen. Meiner Meinung nach ist<br />
das Bewusstsein, dass wir einen höheren Anteil an<br />
MINT-Berufen brauchen, noch nicht flächendeckend<br />
angekommen. Wir bräuchten viel mehr Praxis in den<br />
Schulen, mehr Erfolgserlebnisse.<br />
Aber leider haben viele Lehrer<br />
selbst wenig Technikbewusstsein<br />
und können es daher auch schwer<br />
vermitteln.<br />
Welches Technik-Projekt würde<br />
Sie reizen?<br />
Am meisten Spaß machen mir Projekte<br />
mit emotionalen Produkten,<br />
bei denen wir mit dem Kunden<br />
neue Produktionsphilosophien entwickeln dürfen. In<br />
der Automobilindustrie ist derzeit das große Thema, ob<br />
es künftig noch ein Fließbandgeben wird. Die Varianz<br />
steigt enorm – durch Kundenspezifika, Shared Economy-Ansätze<br />
oder die E-Mobilität. Möglich, dass das<br />
Fließband irgendwann nicht mehr das wirtschaftliche<br />
Produktionssystem ist. Wir haben erst kürzlich den Begriff<br />
Schwarmmontage entwickelt. Solche Themen<br />
fordern mich und machen mir Spaß.<br />
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