Netzwerke / Réseaux / Reti - bei Swiss Engineering STV
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Photo: Schweizer AlpenClub SAC, Bruno Hasler<br />
54 | Jahresbericht 2009 / Rapport annuel 2009 / Rapporto annuale 2009, <strong>Swiss</strong> <strong>Engineering</strong> <strong>STV</strong> UTS ATS<br />
Die Verbindung zur<br />
eigenen Wahrnehmung<br />
Bruno Hasler, Ing. HTL, Mitglied von<br />
<strong>Swiss</strong> <strong>Engineering</strong> <strong>STV</strong>, Leiter Ausbildung<br />
Schweizer AlpenClub SAC, und<br />
Peter Camenzind, Redaktor «Die Alpen»<br />
Die Technik macht auch vor dem Berg nicht halt.<br />
Noch vor einem halben Jahrhundert gehörten<br />
Hanfseile und Nagelschuhe zum Standard.<br />
Heute setzen Berggänger auf technisch hochstehende<br />
Nylonseile, Pickel und Bohrhaken.<br />
Auch das Wissen über die Natur und ihre Gefahren<br />
nimmt stetig zu. Die Wetterprognosen<br />
sind akkurater denn je, Gewitter können dank<br />
Radar online beobachtet werden, das Lawinenbulletin<br />
lässt sich auf das Handy herunterladen,<br />
und die Lawinensuchgeräte zeigen dank Digitalisierung<br />
Lage und Entfernung Verschütteter auf<br />
dem Display an.<br />
Aber dennoch sterben jedes Jahr Menschen<br />
in den Bergen. Sie werden unter Eis begraben,<br />
stürzen Felswände hinab, fallen in Gletscherspalten<br />
oder lösen Schneebretter aus. Weshalb<br />
tragen die hochentwickelten technischen Hilfsmittel<br />
nicht mehr zur Sicherheit <strong>bei</strong>?<br />
Tatsache ist: Auch die modernsten technischen<br />
Hilfsmittel und gutes theoretisches<br />
Wissen können keine Unfälle verhindern, wenn<br />
der Mensch nicht richtig damit umgeht oder die<br />
Gefahren unterschätzt. Nicht selten wiegen<br />
sich Berggänger dank ihrer guten Ausrüstung in<br />
falscher Sicherheit. Dank der besseren Technik<br />
werden oft grössere Risiken eingegangen. Dies<br />
kann verheerende Folgen haben. Denn, wer<br />
sich sicher in den Bergen bewegen will, muss<br />
laufend die Lage analysieren und eine Vielzahl<br />
von Informationen verar<strong>bei</strong>ten, gewichten und<br />
darauf basierend die richtigen Entscheidungen<br />
fällen. Da<strong>bei</strong> tappt der Mensch immer wieder<br />
in so genannte «heuristische Fallen», in Wahrnehmungsfallen,<br />
die zu Fehlentscheiden führen.<br />
Zum einen unterliegen wir einem «negativen<br />
Lerneffekt»: Wir geraten in die «Bisher ist es<br />
immer gut gegangen»-Falle und verpassen es,<br />
am entscheidenden Punkt umzukehren. Oder<br />
wir schielen euphorisch auf die Exklusivität<br />
und fahren in den jungfräulichen Neuschneehang,<br />
obwohl wir wissen, dass die Gefahr eines<br />
Schneebretts zu gross ist. Schliesslich gehen<br />
Gruppen höhere Risiken ein als Einzelne, weil<br />
sie dem «Risky-Shift-Effekt» unterliegen und<br />
niemand es wagt, das Risiko und das mulmige<br />
Gefühl im Bauch anzusprechen.<br />
Kurz: Die technischen Hilfsmittel sollten der<br />
eigenen Wahrnehmung für die aktuelle Situation<br />
am Berg nicht im Weg stehen. Denn entscheidend<br />
für die Sicherheit ist nach wie vor das Zusammenspiel<br />
von theoretischem Wissen, Erfahrung,<br />
angepasster Ausrüstung, gesundem Menschenverstand<br />
und dem offenen Austausch mit den<br />
Kolleginnen und Kollegen in der Seilschaft.