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Herausgeber_ Verein Hand in Hand - Yes we can

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Montessori<br />

des K<strong>in</strong>des soll e<strong>in</strong> „bestimmtes Maß“<br />

haben, da Interesse und Konzentration<br />

<strong>in</strong> dem Grad wachsen, wie Verwirrendes<br />

und Überflüssiges ausgeschieden <strong>we</strong>rden.<br />

So wird dem K<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e Umgebung bereitet,<br />

die reich an <strong>in</strong>teressanten Aktivitätsmomenten<br />

ist und dabei e<strong>in</strong>en Arbeits<strong>we</strong>g<br />

eröffnet, der höhere D<strong>in</strong>ge aus<strong>we</strong>isen<br />

soll als die, von denen man bis jetzt annahm,<br />

sie seien für dieses Alter genügend.<br />

Diese Um<strong>we</strong>lt soll dem Lernen und der<br />

Arbeit den ger<strong>in</strong>gsten Widerstand leisten<br />

und so ist es Aufgabe des Pädagogen, alle<br />

vermeidbaren H<strong>in</strong>dernisse der Um<strong>we</strong>lt,<br />

die dieser Aufgabe entgegenstehen, zu<br />

verr<strong>in</strong>gern oder gänzlich zu entfernen.<br />

Gleichzeitig muss diese vorbereitete<br />

Umgebung Freiheit ermöglichen und<br />

anbieten. Durch genaue Beobachtung des<br />

K<strong>in</strong>des soll es dem Pädagogen gel<strong>in</strong>gen,<br />

die sensiblen Phasen <strong>in</strong> der Entwicklung<br />

se<strong>in</strong>es Schülers zu erkennen und durch<br />

e<strong>in</strong> geeignetes Materialangebot unterstützend<br />

zu nutzen.<br />

Aus dieser Beschreibung der „Vorbereiteten<br />

Umgebung“ wird deutlich, dass<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em sol-chen Umfeld Inklusion<br />

möglich <strong>we</strong>rden kann. In der gesellschaftlichen<br />

Umgebung der Lerngruppe oder<br />

Schulklasse wird auch e<strong>in</strong>em beh<strong>in</strong>derten<br />

K<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> Lebens- und Lernraum<br />

ge-staltet, <strong>in</strong> dem es sich nach Maßgabe<br />

se<strong>in</strong>er eigenen Fähigkeiten, se<strong>in</strong>es eigenen<br />

Tempos und se<strong>in</strong>er eigenen Bedürfnisse<br />

entwickeln kann. Montessori-Pädagogik<br />

folgt dem Pr<strong>in</strong>zip der Individualisierung,<br />

ke<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d gleicht dem anderen, jede<br />

Biographie, auch die des K<strong>in</strong>des mit<br />

Down Syndrom, ist e<strong>in</strong>malig. Es gibt<br />

hier nur e<strong>in</strong>e Anpassung, nämlich die<br />

der vorbereiteten Lernumgebung an das<br />

K<strong>in</strong>d, nicht aber die des K<strong>in</strong>des an die<br />

soziale Umgebung der je<strong>we</strong>iligen Lerngruppe.<br />

Das je<strong>we</strong>ilige, <strong>in</strong>dividuelle K<strong>in</strong>d<br />

steht im Mittelpunkt des Interesses, nicht<br />

die Gruppe oder die Stellung des K<strong>in</strong>des<br />

zu und <strong>in</strong> ihr. So entwickelt es sich im<br />

Kontakt mit den Materialien und der<br />

Arbeit mit ihnen nach se<strong>in</strong>em je eigenen<br />

<strong>in</strong>neren Bauplan, den es vom Pädagogen<br />

zu respektieren und zu fördern gilt.<br />

Selbstverständlich ist Zusammenarbeit<br />

mit anderen K<strong>in</strong>dern erwünscht und gefördert,<br />

jedoch immer unter der Maßgabe,<br />

dass wirkliche Arbeit ermöglicht und<br />

nicht gestört wird.<br />

Selbständigkeit und die Freiheit beim<br />

Auswählen des Materials fördern das<br />

Entwickeln von Arbeits<strong>we</strong>isen und die<br />

geistige Tätigkeit der K<strong>in</strong>der: sie lernen<br />

planen, vorbereiten, e<strong>in</strong>teilen, überschauen,<br />

aufe<strong>in</strong>ander abstimmen, Absprachen<br />

treffen und mit anderen geme<strong>in</strong>sam<br />

arbeiten. Allerd<strong>in</strong>gs ist bei Schülern mit<br />

Down Syndrom manchmal e<strong>in</strong>e tiefe<br />

Scheu allem Neuen gegenüber beobachtbar.<br />

Somit ist es sehr wichtig, dass es<br />

dem Pädagogen gel<strong>in</strong>gt, das Interesse des<br />

K<strong>in</strong>des an e<strong>in</strong>er neuen Aufgabe zu <strong>we</strong>cken<br />

und Freude an der je<strong>we</strong>iligen Arbeit<br />

erfahrbar zu machen.<br />

Für die Arbeit mit dem Montessori<br />

Material gilt: falls das K<strong>in</strong>d nach e<strong>in</strong>er<br />

Lektion <strong>in</strong> der Ar-beit mit dem Material<br />

noch Fehler macht, soll es nicht verbessert<br />

<strong>we</strong>rden, da es ke<strong>in</strong>esfalls entmutigt<br />

<strong>we</strong>rden darf. Im Gegenteil <strong>we</strong>rden zaghafte<br />

K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> ihrem Bemühen angeregt<br />

und bestärkt. Jedes der Materialien enthält<br />

e<strong>in</strong>e Fehlerkontrolle und ermöglicht<br />

so faktische und gefühlte Unabhängigkeit<br />

von der Kontrolle durch den Pädagogen.<br />

Nicht den gleichen Bekanntheitsgrad<br />

wie Montessoris Materialarbeit fanden<br />

ihre pädagogischen Vorstellungen.<br />

Auch <strong>we</strong>nn die Freiarbeit <strong>in</strong> schulischen<br />

E<strong>in</strong>richtungen durchaus E<strong>in</strong>zug gehalten<br />

hat, s<strong>in</strong>d ihre <strong>we</strong>iteren Leitideen – sieht<br />

man ab von: „Hilf mir, es selbst zu tun“-<br />

nicht sehr verbreitet. Gerade diese pädagogischen<br />

Ideen sollten auch unabhängig<br />

von der Arbeit mit den Montessori-Materialien<br />

Verbreitung f<strong>in</strong>den, enthalten<br />

sie doch wichtige G-danken, die <strong>in</strong> der<br />

Arbeit mit Personen mit Down Syndrom<br />

sehr hilfreich se<strong>in</strong> können.<br />

Die „große Arbeit“ bei Montessori<br />

und „Flow“<br />

1990 veröffentlichte der Psychologe Mihaly<br />

Csikszentmihalyi e<strong>in</strong> Forschungsprojekt,<br />

um mit den Methoden der modernen<br />

Psychologie der Frage nachzugehen,<br />

wann Menschen am stärksten Glück<br />

empf<strong>in</strong>den. Die Untersuchung wurde<br />

<strong>we</strong>lt<strong>we</strong>it mit Menschen aller Altersklassen,<br />

der verschiedensten Ethnien, aus<br />

den unterschiedlichsten Kulturkreisen,<br />

verschiedenen gesellschaftlichen Klassen<br />

und unabhängig von Zivilisationsstand<br />

und Geschlecht durchgeführt. Das<br />

überraschende Ergebnis war, dass alle<br />

diese Menschen fast übere<strong>in</strong>stimmend<br />

beschrieben, bei <strong>we</strong>lchen Aktivitäten sie<br />

Freude oder Glück empfanden. Csikszentmihalyi<br />

beschreibt als Ergebnis se<strong>in</strong>er<br />

Forschung e<strong>in</strong>e <strong>Hand</strong>lung, die er flow-<br />

Erfahrung nennt und <strong>in</strong> der er folgende<br />

Elemente unterscheidet.<br />

Die Erfahrung f<strong>in</strong>det gewöhnlich statt,<br />

<strong>we</strong>nn wir uns der gestellten Aufgabe<br />

gewachsen fühlen (Korrelation zwischen<br />

Ziel und Kompetenzen der Person).<br />

1. Es muss gewährleistet se<strong>in</strong>, sich auf<br />

die Aufgabe zu konzentrieren<br />

(Konzentration).<br />

2. Die Aufgabe be<strong>in</strong>haltet deutliche<br />

Ziele.<br />

3. Sie liefert unmittelbare Rückmeldung.<br />

4. Die tiefe, mühelose H<strong>in</strong>gabe an die<br />

Erfüllung der Aufgabe verdrängt<br />

Sorgen und Frustrationen des Alltagslebens<br />

aus dem Bewusstse<strong>in</strong>.<br />

5. Sie vermittelt e<strong>in</strong> Gefühl von Kontrolle<br />

über die Tätigkeit.<br />

6. Die Sorge um das Selbst verschw<strong>in</strong>det,<br />

doch paradoxer<strong>we</strong>ise taucht das<br />

Selbstgefühl nach der flow-Erfahrung<br />

gestärkt wieder auf.<br />

7. Das Gefühl für Zeitabläufe verändert<br />

sich während des Geschehens.<br />

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