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Edizione Vergani No. 12

Das Vergani Wein- und Genuss-Magazin ist ein Printwerk, bei dem alles darum geht, die Philosophie unseres Traditionshauses kennenzulernen und in die «Vergani Welt» einzutauchen. Wir wünschen Ihnen viel Spass bei der Lektüre.

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TRE — Famiglia<br />

116<br />

Viel ist nichts?<br />

Mehr ist immer mehr. Wachstum, damit kennt sich jeder<br />

Winzer aus, es ist ja quasi sein Kerngeschäft. Wobei – so<br />

weit die unbequeme Wahrheit – der Weinkonsum auch<br />

in der Schweiz tendenziell rückläufig ist. So oder so.<br />

100 Millionen Euro reservierte der italienische Staat<br />

am 13. Mai dieses Jahres vorsorglich. 100 Millionen,<br />

die an Winzer gehen sollten, damit diese ihren Ertrag<br />

(DOC und IGT) mittels Grünlese freiwillig um mindestens<br />

20 Prozent gegenüber der durchschnittlichen<br />

Ernte der letzten fünf Jahren reduzieren. Welch Anreiz!<br />

100 Millionen fürs Nichtstun. Und dabei bleibt es nicht,<br />

da kommt künftig noch eine Menge hinzu. Grünlese.<br />

Und was geschieht mit den vollen Kellern, sprich mit<br />

jenen Weinen, die bereits herumlagern und nicht verkauft<br />

wurden? Krisendestillation. Ein Armutszeugnis.<br />

Insbesondere weil man gleichzeitig grossflächig ins<br />

Marketing investieren will respektive muss. Die grosse<br />

Menge Wein soll weg, und alle Massnahmen zusammen<br />

stützen den Preis und fördern den Absatz, so die<br />

Theorie. Könnte man das auch als krassen Eingriff in<br />

die freie Marktwirtschaft bezeichnen? Nein, nein! Ganz<br />

und gar nicht. Auch in der (West-)Schweiz werden viele<br />

Winzer ihren Wein nicht los. Corona? Corona! Sicher<br />

nicht, weil die Qualität etwa nicht stimmen könnte.<br />

Sicher nicht, weil man am Konsumenten vorbeiproduzieren<br />

würde. Nein. In der Schweiz, vor allem im<br />

Wallis, sieht man das Problem eben vor allem in jenen<br />

ausländischen Billigweinen, die mit Exportzuschüssen<br />

der EU zusätzlich verbilligt werden. Da kann man in der<br />

teuren Schweiz einfach nicht mehr mithalten.<br />

Bern muss zu Hilfe eilen. «Zehn Millionen<br />

Franken, um aus teurem Wein billigen zu machen»,<br />

kommentierte die «Zeit». Und weiter: «Pro Liter Wein<br />

aus kontrollierter Ursprungsbezeichnung erhalten<br />

Winzer zwei Franken Subventionen, um ihn zu Tafelwein<br />

zu deklassieren.» Ich denke, dass dies heuer zu<br />

relativ zahlreichen teuren – also nur vermeintlich billigen<br />

– Fonduefertigmischungen führen wird. Für die<br />

Winzer, die bereits Subventionen empfangen, aber auch<br />

nur ein Wermutstropfen. Die einen fordern Protektionismus,<br />

während die anderen mit mehr Qualität und<br />

Innovation zu überzeugen versuchen. Nachdenken<br />

bleibt jedem selbst überlassen. Mich beruhigt, dass<br />

Winzer, die ihrer Linie, ihren Preisen und sich selbst<br />

treu geblieben sind, anscheinend kein Absatz- und kein<br />

Mengenproblem haben. Der gute Geschmack reguliert<br />

sich von alleine. Und der schlechte? Ihn soll man unterstützen?<br />

Vielleicht ist viel eben doch zu viel.<br />

Illustration: Alec Doherty<br />

Text: Andrin Willi

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