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Edizione Vergani No. 12

Das Vergani Wein- und Genuss-Magazin ist ein Printwerk, bei dem alles darum geht, die Philosophie unseres Traditionshauses kennenzulernen und in die «Vergani Welt» einzutauchen. Wir wünschen Ihnen viel Spass bei der Lektüre.

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UNO — Amici<br />

51<br />

Seit zehn Jahren führen Bruno und Mary Rampinelli die Geissmatt<br />

in Luzern. Die Gäste wählen nicht aus einer Menükarte. Wie in<br />

manchen Ristoranti in Italien gibt es, was auf den Tisch kommt.<br />

Die Beiz ist Brunos Bühne, und Mary führt Regie.<br />

«Salve! Café?» Einige Augenblicke später: «Ecco qua – per piacere!», und zwei wunderbare<br />

Espressi sowie ein Glas Wasser mit einer darin schwebenden knallroten Johannisbeertraube<br />

stehen auf dem Tisch. «Mary kommt gleich», sagt er, «sie spricht noch<br />

mit dem Polizisten, der im Keller Bier braut.» Neben der Terrasse rauschen die Reuss<br />

und ein Gummiboot mit zwei Sonnenanbetern vorbei, ab und zu rattert ein Zug über<br />

die Brücke, der Sommer ist in voller Fahrt. Bremsen lässt sich auch Bruno Rampinelli<br />

nicht: Wenn der Gastgeber des Restaurants Geissmatt in Luzern loslegt, kommt ein<br />

Mitschreibender nicht mehr mit. Bruno erzählt, als gäbe es kein Morgen; derweil sitzt<br />

seine Lebensgefährtin Mary, die sich mittlerweile zu uns gesellt hat, seelenruhig rauchend<br />

dabei und hört zu. Bei Bedarf ergänzt sie einen Satz, aber eigentlich überlässt sie<br />

lieber Bruno das Rampenlicht. «Zusammen sind wir ein Tsunami», sagt Bruno, grinst<br />

und gibt unumwunden zu, das Restaurant sei seine Arena.<br />

Der gebürtige Italiener, der im Bündnerland aufgewachsen ist, und die Sizilianerin<br />

Mary führen die Geissmatt seit mehr als zehn Jahren. Einst wurden im Quartier<br />

Drogen und andere Sehnsüchte gehandelt, während einiger Jahre war die Geissmatt<br />

eine Fixerstube. Bis sich die Stadt dazu entschied, das Quartier aufzuwerten und das<br />

Gastgeber-Paar fragte, ob sie das Restaurant Geissmatt übernehmen wollten. Bruno<br />

und Mary waren bereits bekannte Namen in der Luzerner Gastronomie, vor der Geissmatt<br />

hatten sie zehn Jahre lang das über die Stadtgrenzen hinaus bekannte Grottino<br />

13/13 geführt. Schon im Grottino suchten Gäste vergeblich nach einer Menükarte: Auf<br />

den Tisch kam, was sich die Gastgeber ausgedacht hatten und was gerade Saison hatte.<br />

«Unser damaliges Konzept schlug ein wie eine Bombe», sagt Bruno.<br />

Dieses Konzept behielten sie in der Geissmatt bei. Die Gäste lieben es. «Zu uns<br />

kommen Geniesser aus Zürich, Basel, der Westschweiz, eigentlich von überallher»,<br />

sagt Bruno. Und Mary ergänzt: «Millionäre, Studenten, Professorinnen, einfach alle.»<br />

Dass die Geissmatt auf Tripadvisor den ersten Platz der Restaurants von Luzern belegt,<br />

sei ihm jedoch egal, sagt Bruno. Ihn störten auch negative Wertungen nicht. «Mir ist<br />

auch nicht jeder Gast sympathisch», sagt er. Entweder man möge, was sie machen,<br />

oder eben nicht. «Offen und ehrlich» nennt er seine Art.<br />

Doch was könnte man eigentlich nicht mögen in der Geissmatt? Aufgetischt wird<br />

den Gästen nämlich ein Viergangmenü für bescheidene 75 Franken. Die Reise führt<br />

zum Beispiel von einem Linsensalat oder den Miesmuscheln an einem Rahmcurry zur

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