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Edizione Vergani No. 12

Das Vergani Wein- und Genuss-Magazin ist ein Printwerk, bei dem alles darum geht, die Philosophie unseres Traditionshauses kennenzulernen und in die «Vergani Welt» einzutauchen. Wir wünschen Ihnen viel Spass bei der Lektüre.

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UNO — Amici<br />

63<br />

Zu den Swiss Deluxe Hotels gehören 40 der schönsten<br />

Fünfsternehotels der Schweiz, die Vereinigung gibt es<br />

seit 1934. Sie wechseln vom Präsidenten zum Geschäftsführer.<br />

Warum?<br />

Eine berechtigte Frage. Auch das eine Gelegenheit,<br />

die sich nach dem Ausscheiden des bisherigen Geschäftsführers<br />

anerboten hatte. Ich musste mich mit dem<br />

Rollenwechsel zuerst auseinandersetzen, denn jetzt muss<br />

ich mich vertieft mit Themen beschäftigen, die ich früher<br />

ausschliesslich aus strategischer Sicht kannte. Der Blickwinkel<br />

ist operativer. Auch neu für mich ist die Unternehmerrolle.<br />

Ich war mein Leben lang im Angestelltenverhältnis<br />

und konnte jederzeit auf einen grösseren<br />

Mitarbeiterstab zurückgreifen. In einem kleinen Team<br />

ist man gegenseitig aufeinander angewiesen. So muss ich<br />

lernen, meinen Alltag besser, ja anders zu strukturieren,<br />

wobei ich jederzeit auf die kompetente Unterstützung<br />

meiner beiden Mitarbeiterinnen zählen kann.<br />

Was können Ihre Kinder von Ihnen lernen?<br />

Die Vermittlung der Bedeutung von Gastgebertum<br />

und das Verständnis für unseren Beruf schlechthin. Beides<br />

jahrelange Prozesse. Offenbar wirkten die Freude und die<br />

Passion von uns Eltern ansteckend auf sie, denn sowohl<br />

Janina als auch Luis haben das Hotelfach erlernt. Und nun<br />

wagen sie sich in die Selbständigkeit mit einem etablierten<br />

Gastronomiebetrieb. Um auf die Frage zurückzukommen:<br />

die Einstellung zum Beruf.<br />

Paradox, denn Sie selbst haben sich ja die Konkurrenz ums<br />

Lumière geschaffen.<br />

Damals hatten die Kinder jedenfalls Freude, als ihre<br />

crazy Eltern Konzepte wie das AuGust oder die Widder<br />

Garage entwickelten und erfolgreich eröffneten. Ich bin<br />

mir also fast sicher, dass unsere Kinder gerne auf unseren<br />

Rat hören.<br />

Was würden Sie Ihnen nicht empfehlen?<br />

Schwierige Frage. Kaputte Glühbirnen?<br />

Oder anders gesagt?<br />

Ein gastronomisches Erlebnis hängt stark von<br />

kleinen Details ab, und zusammen mit dem Einsatz aller<br />

Beteiligten des Teams kann das Erlebnis für den Gast überdurchschnittlich<br />

ausfallen. Als Geschäftsführer hat man<br />

jedoch auch eine Vorbildfunktion, man wird beobachtet.<br />

Auch das gilt es zu beachten. Und in diesem Zusammenhang<br />

stelle ich fest, dass die jüngere Generation lernen muss,<br />

eine gewisse Ausdauer für etwas zu entwickeln. Wenn man<br />

Spass hat, spielt Zeit keine Rolle mehr. Ich würde ihnen<br />

darum nicht empfehlen, auf die Uhr schauen zu müssen.<br />

Weil Ihre Kinder auch der Generation Ungeduld angehören?<br />

Ja, aber sie wissen zum Glück, wie ihre Eltern ticken.<br />

Unser Beruf hat immer mit Qualität zu tun, egal ob man<br />

eine Berghütte oder ein Fünfsternehotel betreibt. Mittelmass<br />

widerstrebt mir. Das Lumière ist kein Luxusrestaurant,<br />

aber wenn eine Glühbirne kaputt ist, wird das Lokal<br />

seinem Namen nicht gerecht.<br />

Wie betreibt man ein Restaurant erfolgreich?<br />

Indem man sich treu bleibt, sich dem Konzept verschreibt,<br />

es konsequent verfolgt und lebt. Ja, es braucht<br />

eben eine nötige Ausdauer und Geduld, bis ein Konzept<br />

greift. Und es bedingt, dass man seine Hausaufgaben im<br />

Vorfeld gemacht hat. Im Lumière wurden sie immer gemacht.<br />

Man blieb sich treu, und es wäre jetzt falsch und<br />

komplett am Konzept vorbei gewirtschaftet, wenn wir zum<br />

Beispiel ein Wienerschnitzel auf die Karte setzen würden.<br />

Ein erfolgreiches Konzept ist schlank, und es sollte sich<br />

niemand darin verzetteln.<br />

Wenn Sie nochmals wählen könnten: Gastgeber oder<br />

Architekt?<br />

Gut recherchiert! Gastgeber. Eindeutig.<br />

Sie haben in den letzten Jahren immer wieder mit Tilla<br />

Theus zusammengearbeitet. Was kennzeichnet diese<br />

Zusammenarbeit?<br />

Hotelier aus Leidenschaft ...<br />

ist Jan E. Brucker (66) geworden und eben kein Architekt,<br />

wobei ihn auch dieses Feld interessiert hätte. Der gebürtige<br />

Oltner war 1981 bei der Eröffnung des durch die Peninsula<br />

Hotelgruppe geführten Jianguo Hotels in Beijing dabei,<br />

später im Peninsula Hongkong beschäftigt. In der Schweiz<br />

arbeitete er in verschiedenen Hotels, so auch im Victoria<br />

Jungfrau Grand Hotel in Interlaken, wo er seine Frau Regula<br />

(56) kennenlernte. Die beiden führten gemeinsam Hotels<br />

in Merligen, Zermatt und Gstaad. Nach erfolgreicher Neueröffnung<br />

des Swissôtel Berlin im Jahr 2001 durch Brucker<br />

als General Manager leiteten sie von 2001 bis 2020 gemeinsam<br />

das Widder Hotel am Zürcher Rennweg. Ihre beiden<br />

Kinder Janina (29) und Luis (26) übernehmen die Leitung des<br />

Restaurants Lumière in Zürich, gestalterisch werden sie<br />

von ihrer Schwester Gioia (24) unterstützt. Brucker ist Geschäftsführer<br />

der Swiss Deluxe Hotels (swissdeluxehotels.com)<br />

und übt zudem diverse Verwaltungsratsmandate innerhalb<br />

der Schweizer Hotellerie aus.<br />

«Ein gastronomisches<br />

Erlebnis hängt stark von<br />

kleinen Details ab,<br />

und zusammen mit dem<br />

Einsatz aller Beteiligten<br />

des Teams kann das<br />

Erlebnis für den Gast<br />

überdurchschnittlich<br />

ausfallen.»<br />

Wir waren ein sehr gutes, eingespieltes Gespann.<br />

Von ihr konnten Regula und ich viel lernen. Aber sie liess<br />

auch zu, dass wir bei den zahlreichen Um- und Neubauten<br />

sowie Renovationen auch unsere Kreativität und professionelle<br />

Erfahrung miteinbringen konnten. Das war grossartig.<br />

Was haben beide Berufe gemein?<br />

Sie gehen auf Menschen und ihre Bedürfnisse ein.<br />

Kreativität spielt bei beiden Berufen eine wesentliche Rolle.<br />

Und der Sinn fürs Schöne, fürs Ästhetische.<br />

Gastronomie oder Hotellerie?<br />

Ein Mix aus beidem. Im Hotel kommt man als<br />

Gastgeber mit einem weiteren Umfeld in Kontakt, was die<br />

Hotelgäste betrifft. Aber ein Hotel ohne Gastronomie ist<br />

ein seelenloses Haus. Die Gastronomie gibt einem Hotel<br />

das gewisse Flair, sie bringt Leben und Stimmung in die<br />

«Bude».<br />

Was ist Luxus?<br />

In einer schnelllebigen und unsicheren Zeit bekommt<br />

der Begriff eine andere Bedeutung, aber ich finde<br />

die Frage etwas abgedroschen ...<br />

... wie manifestiert sich also die andere Bedeutung von<br />

Luxus?<br />

Die Luxushotellerie, wie wir sie kennen, hat ihre<br />

Berechtigung, und es gibt eine Schicht von Menschen, die<br />

diese Art von Lifestyle schätzt. Mehr und mehr versteht<br />

man den Begriff aber auch in Zusammenhang mit einem<br />

Hotel als Ort des Rückzuges, der Selbstfindung. Das Weniger<br />

wird zum Mehr.<br />

Wie soll ich mir einen Jan E. Brucker im Camper vorstellen?<br />

Gar nicht! Schon das Wort bedeutet für mich Stress.<br />

Ich müsste mich winden und drehen, um Gefallen daran<br />

zu finden. Ich meine, Luxus ist alles, was Freude bereitet,<br />

woraus man Genuss zieht und woran man Gefallen findet.<br />

Und so wird auch der Rückzug, ja die Entschleunigung bei<br />

manchem als Luxus entdeckt. Auch die ganze Thematik<br />

um die Gesundheit gewinnt zunehmend an Bedeutung und<br />

damit einhergehend auch Fitness, Wellness und selbstverständlich<br />

die Ernährung. Hier braucht es konzeptionelle<br />

Anpassungen, neue Arten der gesunden Ernährung, die<br />

aber auch wirtschaftlich umsetzbar sein müssen.<br />

Restaurant Lumière<br />

Widdergasse 5, 8001 Zürich<br />

T +41 44 211 56 65, restaurant-lumiere.ch<br />

Di bis Fr 11.30 bis 14.30 Uhr und 18 bis 23 Uhr<br />

Sa <strong>12</strong> bis 14.30 Uhr und 18 bis 23 Uhr

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