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LEO Juli/August 2019

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12 SZENE<br />

FOTO: FORUM MÜNCHEN<br />

INTERVIEW<br />

20 JAHRE FORUM<br />

HOMOSEXUALITÄT MÜNCHEN<br />

„Worüber nicht gesprochen wird, das wird vergessen!“<br />

Es ist ein für Süddeutschland<br />

einmaliges Projekt und eine<br />

Erfolgsgeschichte. Das „Forum<br />

Homosexualität“ feiert sein 20-jähriges<br />

Bestehen. Christine Schäfer<br />

und Albert Knoll waren von Anfang<br />

an dabei.<br />

Warum ist das Forum 1999<br />

entstanden?<br />

Albert: Wir wollten zunächst klassische<br />

Archivarbeit voranbringen, also Dokumente<br />

zu Alltag, Kultur und Geschichte<br />

von Lesben und Schwulen in München<br />

sammeln und zugänglich machen. Das<br />

kannten wir bereits aus anderen Städten.<br />

Zwei Dinge haben uns dabei sehr geholfen:<br />

Die Unterstützung des Kulturreferats<br />

und die Tatsache, dass das Projekt von<br />

Beginn an als schwul-lesbisches Miteinander<br />

funktioniert hat.<br />

Beim Sammeln und Sortieren ist es<br />

aber nicht geblieben ...<br />

Christine: Beileibe nicht. Wir organisieren<br />

Stadtrundgänge, Lesungen, Vorträge,<br />

Erzählcafés sowie Ausstellungen und<br />

publizieren Biografien und historische<br />

Schriften.<br />

Das klingt nach sehr viel Arbeit<br />

– wie viele Menschen sind daran<br />

beteiligt?<br />

Christine: Der Hauptteil der Arbeit wird<br />

von unseren Büro- und Archivkräften<br />

sowie zwei Minijobs und einem guten<br />

Dutzend Ehrenamtlicher getragen.<br />

Was sind eure Highlights aus zwanzig<br />

Jahren Vereinsgeschichte?<br />

Albert: Ich denke, die erste Max-Spohr-<br />

Ausstellung „Die Enterbten des Liebesglücks“<br />

im Gasteig hat uns 2002 die<br />

größte Öffentlichkeit unserer Geschichte<br />

beschert. Auch der Forumstag „La Vie en<br />

Rose“, den wir 2017 mit der Volkshochschule<br />

und rosaAlter organisierten und der<br />

die Geschichte, aber auch die Zukunft der<br />

schwul-lesbischen Szene beleuchtete,<br />

war eine große Sache. Nicht zuletzt die<br />

Veranstaltung im NS-Dokumentationszentrum<br />

zum 150. Jahrestag der berühmten<br />

Rede von Karl Heinrich Ulrichs.<br />

Und was sind aktuelle Projekte?<br />

Christine: Zurzeit unterstützen wir die<br />

Sammlung des Münchner Stadtarchivs<br />

„München sucht seine LGBTI-Geschichte“,<br />

überarbeiten unsere CSD-Ausstellung und<br />

weiten unsere „Generationengespräche“<br />

aus. Dabei ist es schön festzustellen, dass<br />

grade Jüngere wieder großes Interesse an<br />

queerer Geschichte haben! Im Internet<br />

haben wir auch eine Chronik, in der Interessierte<br />

ihre Erinnerungen oder Dokumente<br />

uploaden können.<br />

Was wünscht ihr euch für die<br />

Zukunft?<br />

Albert: Ein Traum wäre ein schwullesbisches<br />

„Haus der Geschichte“, zu der<br />

die Öffentlichkeit immer Zugang hat. Und<br />

natürlich mehr helfende Hände, gerade<br />

aus der schwulen Community.<br />

Christine: Ganz konkret würde ich mir<br />

ein Forschungsprojekt zur lesbischen<br />

Geschichte im ehemaligen Frauenkulturhaus<br />

wünschen und ebenfalls mehr<br />

MitarbeiterInnen, aus der jüngeren und<br />

allen Generationen, denn: Worüber nicht<br />

gesprochen wird, das wird vergessen!<br />

www.forummuenchen.org<br />

Interview: Bernd Müller

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