Das Dust-Bowl-Syndrom in Deutschland - Potsdam Institute for ...
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Sie lassen sich als Muster nicht-nachhaltiger Mensch-Natur-Interaktionen <strong>in</strong>terpretieren, die <strong>in</strong> jeweils<br />
verschiedenen Weltregionen auftreten (möglicherweise auch mehrere <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Region gleichzeitig). Zum Teil<br />
wurden Benennungen gewählt, die auf prom<strong>in</strong>ente Regionen der Welt h<strong>in</strong>weisen, <strong>in</strong> denen sie aufgetreten s<strong>in</strong>d<br />
(z.B. Sahel-<strong>Syndrom</strong>), oder auf herausragende Ereignisse, die mit dem <strong>Syndrom</strong> <strong>in</strong> Verbibdung stehen (<strong>Dust</strong>-<br />
<strong>Bowl</strong>-<strong>Syndrom</strong>). Die Beziehungsgeflechte der e<strong>in</strong>zelnen <strong>Syndrom</strong>e werden <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em iterativen Prozeß aus<br />
Fallstudienauswertung, Expertenbefragung und qualitativer Modellierung generiert.<br />
Die <strong>Syndrom</strong>analyse verfährt - idealtypisch gesprochen - <strong>in</strong> acht Schritten, die den iterativen Charakter des<br />
Verfahrens deutlich werden lassen:<br />
Kausalmusterhypothese: Zunächst muß das spezifische Kausalmuster (global relevante Trends und deren<br />
Wechselwirkungen) des <strong>Syndrom</strong>s identifiziert werden. Dies geschieht auf der Basis von <strong>in</strong>tuitiven<br />
Ausgangsvermutungen über die Auswertung von Expertenwissen, Datenbanken und Modellergebnissen und führt<br />
zu e<strong>in</strong>er vorläufigen Formulierung des Beziehungsgeflechts.<br />
1. Modellierung der <strong>Syndrom</strong>dynamik: Ausgehend von dem detaillierten Beziehungsmuster des <strong>Syndrom</strong>s<br />
wird der "kybernetische Kern" des Beziehungsgeflechtes identifiziert, d.h. die Größen, die <strong>in</strong> ihrem<br />
Zusammenwirken hauptsächslich für die <strong>in</strong>terne Dynamik des <strong>Syndrom</strong>s verantwortlich s<strong>in</strong>d. Dieser<br />
kybernetische Kern sieht dann oft etwas e<strong>in</strong>facher aus als das ursprüngliche, "semantische"<br />
Beziehungsgeflecht, da hier Größen aggregiert werden können, die für die dynamische Entwicklung dieselbe<br />
Rolle spielen. Diese aggregierten Größen s<strong>in</strong>d jedoch durch das Beziehungsgeflecht sauber an die detaillierte<br />
Interpretation angekoppelt. <strong>Das</strong> kybernetische Modell wird die Antriebskräfte für Zustandsänderungen etwas<br />
allgeme<strong>in</strong>er berücksichtigen als dies im Beziehungsgeflecht der Fall ist. <strong>Das</strong> bedeutet u.a., daß neben<br />
ausdrücklich syndromtypischen Verläufen auch solche auftreten können, <strong>in</strong> denen sich die negativen Folgen<br />
abschwächen - etwa durch das günstige Zusammenwirken verstärkender und abschwächender<br />
Wechselwirkungen, was die Identifizierung von Politikoptionen zum "Umsteuern" derzeit kritischer Verläufe<br />
ermöglicht. Es können also neben kritischen Entwicklungsphasen auch mögliche Nachhaltigkeitspfade<br />
identifiziert werden (siehe als Beispiel Petschel-Held et al., 1999). <strong>Das</strong> Modellierungsmittel der Wahl s<strong>in</strong>d<br />
dabei derzeit Qualitative Differentialgleichungen (QDEs - vgl. Kap. 4).<br />
2. Dispositionsanalyse: Für diese Ausgangsversion ist e<strong>in</strong>e räumliche Bestimmung des möglichen Auftretens auf<br />
der Basis (a) von Kausalhypothesen und (b) von Daten und sonstigen In<strong>for</strong>mationen (z.B. Modellergebnissen)<br />
über die relevanten Aspekte des Erdsystems anzugeben.<br />
3. Indikatorenbildung: Für alle wichtigen Trends des Beziehungsgeflechts sowie deren Wechselwirkungen muß<br />
e<strong>in</strong> datenorientiertes System von Indikatoren gefunden werden, das die Systemdynamik abzubilden erlaubt.<br />
4. Intensitätsmessung: <strong>Das</strong> als Arbeitshypothese vorliegende allgeme<strong>in</strong>e Beziehungsgeflecht muß - auf der<br />
Grundlage der Indikatoren - mit Daten aus weltweiten Datensätzen versehen werden. Der Grad der<br />
Übere<strong>in</strong>stimmung der Daten mit den angenommenen Wechselwirkungen gibt die Intensität des <strong>Syndrom</strong>s an.<br />
5. Fallstudienvergleich: Neben der Intensitätsmessung gibt es e<strong>in</strong>en weiteren Validierungsschritt. Er besteht<br />
dar<strong>in</strong>, daß die <strong>in</strong> Schritt (2) - also der Modellierung der Dynamik - ermittelten möglichen <strong>Syndrom</strong>dynamiken<br />
mit tatsächlich beobachteten Zeitverläufen, wie sie meist <strong>in</strong> problemspezifischen Fallstudien vorliegen -<br />
verglichen werden.<br />
6. Korrektur des Beziehungsgeflechts: Im Zuge des Vergleichs mit der "Realität" ergeben sich Änderungen<br />
sowohl auf der Ebene der als relevant erachteten Trends als auch auf der Ebene ihrer Verknüpfung. Dies führt<br />
zu e<strong>in</strong>er neuen Hypothese über den Basismechanismus des <strong>Syndrom</strong>s.<br />
7. Politikberatung: Aus dem jeweils letzten Stand der Musteranalyse (Beziehungsgeflecht und<br />
<strong>Syndrom</strong>dynamik) werden Handlungsempfehlungen angeleitet, die geeignet ersche<strong>in</strong>en, die<br />
<strong>Syndrom</strong>entwicklung - und damit e<strong>in</strong>e Teilkomponente von Nicht-Nachhaltigkeit - zu dämpfen.<br />
Für die Indikatorenbildung im Nachhaltigkeitsbereich ist der <strong>Syndrom</strong>-Ansatz <strong>in</strong> fünf H<strong>in</strong>sichten bedeutsam:<br />
1. Der <strong>Syndrom</strong>ansatz ist von vornhere<strong>in</strong> auf das Leitbild der Nachhaltigkeit orientiert - im S<strong>in</strong>ne der<br />
Identifizierung und Vermeidung nicht-nachhaltiger Subdynamiken des Erdsystems. Er transzendiert von daher<br />
a priori die Ebene e<strong>in</strong>er re<strong>in</strong> sektoralen Betrachtung und Indizierung (also z.B. nur ökologische Indikatoren)<br />
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