Das Dust-Bowl-Syndrom in Deutschland - Potsdam Institute for ...
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Zudem stellt die nasse Deposition von Säurebildnern wie Schwefeldioxid oder Stickoxid ("Saurer Regen") e<strong>in</strong>en<br />
Belastungsfaktor dar, der häufig nur im Zusammenhang mit Waldschäden ("Waldsterben") diskutiert wird, aber<br />
auch für die landwirtschaftlichen Flächen e<strong>in</strong> - allerd<strong>in</strong>gs ger<strong>in</strong>geres - Problem darstellt. Die meisten Quellen<br />
dieser bodenbelastenden und gesundheitsgefährdenden E<strong>in</strong>träge s<strong>in</strong>d außerhalb der Landwirtschaft zu suchen: im<br />
Straßenverkehr, <strong>in</strong> Industrie und Haushalten (vgl. Haber/Salzwedel 1992: 84-88). Im Kontext der<br />
<strong>Syndrom</strong>analyse s<strong>in</strong>d dies Schadenswirkungen anderer <strong>Syndrom</strong>e, die das DBS u.U. verschärfen können. In<br />
dieser Studie wurde ihnen nicht weiter nachgegangen.<br />
Der hier <strong>in</strong>teressierende Focus der DBS-typischen Bodenbelastung gilt zum e<strong>in</strong>en dem Problemkreis Nitrat, zum<br />
anderen dem der Pflanzenschutzmittel. Nitrat stellt <strong>in</strong>sofern e<strong>in</strong>e unerwünschte Belastung des Bodens dar, als es -<br />
entweder über die Auswaschung <strong>in</strong>s Grundwasser (s.u.) oder über die Aufnahme von Pflanzen - im menschlichen<br />
Organismus zu Nitrit umgewandelt wird. Nitrit oxidiert den Blutbestandteil Hämoglob<strong>in</strong> und hemmt so den<br />
Sauerstofftransport. Zudem kann Nitrit im Magen-Darmtrakt mit verschiedenen <strong>in</strong> Nahrungsmitteln<br />
vorkommenden sekundären und tertiären Am<strong>in</strong>en Nitrosam<strong>in</strong>e bilden, die als krebserzeugend e<strong>in</strong>gestuft werden.<br />
Hier ist <strong>in</strong>sbesondere Blattgemüse (Kopfsalat, Sp<strong>in</strong>at etc.) die Aufnahmequelle. Auch wenn diese<br />
Gesundheitsschäden vom SRU als e<strong>in</strong> Problemkreis vergleichsweise ger<strong>in</strong>ger Relevanz e<strong>in</strong>gestuft wird<br />
(Haber/Salzwedel 1992), stellt er auch nach E<strong>in</strong>schätzung der Mitglieder dieses Gremiums e<strong>in</strong>en zu beachtenden<br />
- <strong>in</strong> unserer Sprache: e<strong>in</strong>en syndromrelevanten - Faktor dar.<br />
Gesundheitlich negative Wirkungen gehen auch von der zweiten bodenbelastenden Facette der Intensivierung<br />
aus: den Pflanzenschutzmitteln. Auch <strong>in</strong> ihrem Fall ist der Wasserpfad bedeutsam (s.u.). Für den Boden selbst ist<br />
die Tatsache entscheidend, daß Pflanzenbehandlungsmittel <strong>in</strong> der Regel organische Verb<strong>in</strong>dungen s<strong>in</strong>d, die -<br />
bzw. deren Derivate - e<strong>in</strong>e vergleichsweise hohe Persistenz aufweisen und sich somit im Boden anreichern<br />
können. Gerade unter Nachhaltigkeitsgesichtspunkten ist dieser akkumulative Aspekt besonders wichtig.<br />
Im hydrosphärischen Bereich s<strong>in</strong>d vier Trends für das DBS <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> von Bedeutung: die Bee<strong>in</strong>trächtigung<br />
der Wasserqualität sowie die veränderte Wasserbilanz im Zuge landwirtschaftlicher Intensivierungsmaßnahmen<br />
führt - direkt oder über die Veränderung des Grundwasserspiegels - zu e<strong>in</strong>er zunehmenden<br />
Süßwasserverknappung, die sich <strong>in</strong>sbesondere auf natürliche Ökosysteme negativ auswirkt.<br />
Die Wasserqualität wird durch die DBS-typische Landwirtschaft der feuchteren Breiten 13 zum e<strong>in</strong>en durch die<br />
Vermittlung des Mediums Boden, zum anderen durch direkte E<strong>in</strong>wirkungen bee<strong>in</strong>trächtigt. In beiden Fällen s<strong>in</strong>d<br />
zwei Hauptkomplexe zu unterscheiden: zum e<strong>in</strong>en die Eutrophierung durch den E<strong>in</strong>trag von Nährstoffen <strong>in</strong><br />
Oberflächengewässer, zum anderen die Kontam<strong>in</strong>ation von Oberflächen- und Grundwasser durch<br />
Pflanzenbehandlungsmittel. Im Falle der Abschwemmung von Dünge- und Pflanzenschutzmitteln vom<br />
Oberboden (speziell bei unsachgemäßer Ausbr<strong>in</strong>gung, z.B. auf vereisten oder schneebedeckten Flächen), die e<strong>in</strong>e<br />
höhere Bedeutung besitzen als die Auswaschung über das Bodenwasser, liegt e<strong>in</strong> Grenzfall vor, der sowohl der<br />
bodenvermittelten als auch der direkten Wasserqualitätsverschlechterung zugerechnet werden kann.<br />
Erosionsbed<strong>in</strong>gte Wassere<strong>in</strong>träge gehören stärker auf die Seite der bodenvermittelten Wirkungskette, während<br />
Abwehungen von Dünge- und Pflanzenschutzmitteln sowie Belastungen, die <strong>in</strong> der Vor- oder<br />
Nachbereitungsphase der Landbearbeitung entstehen (z.B. das Re<strong>in</strong>igen von Spritzgeräten und Tanks), dem<br />
direkten Pfad zugeschlagen werden müssen. Insgesamt führen sowohl die Bee<strong>in</strong>trächtigung der Wasserqualität als<br />
auch die Änderung der lokalen Wasserbilanz (z.B. durch Verdichtungen) mit nachfolgendem Absenken des<br />
Grundwasserspiegels zu e<strong>in</strong>er Süßwasserverknappung.<br />
Auch <strong>in</strong> diesem Zusammenhang ist auf den Problemkreis Nitrat (NO3 - ) e<strong>in</strong>zugehen, das <strong>in</strong>tensivierungsbed<strong>in</strong>gt<br />
verstärkt <strong>in</strong> das Grundwasser e<strong>in</strong>getragen wird. Erhöhte Nitratgehalte s<strong>in</strong>d im Grundwasser und <strong>in</strong><br />
Oberflächengewässer festzustellen. <strong>Das</strong> Grundwasser ist von besonderer Bedeutung, da über 70% des<br />
Tr<strong>in</strong>kwassers <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> (regionale Unterschiede!) aus Grundwasser gewonnen wird.<br />
Wasserversorgungsunternehmen, <strong>in</strong> deren E<strong>in</strong>zugsgebiet der Grenzwert der Tr<strong>in</strong>kwasserverordnung von 50<br />
13 In trockeneren Gebieten spielt die Beässerungslandwirtschaft e<strong>in</strong> entscheidende Rolle. Für das Gebiet der<br />
Bundesrepublik und se<strong>in</strong>e agrometeorologischen Gegebenheiten ist deren Bedeutung jedoch marg<strong>in</strong>al.<br />
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