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Das Dust-Bowl-Syndrom in Deutschland - Potsdam Institute for ...

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Aufhebung reglementierender Maßnahmen und schließlich betriebliche Anpassungen. Ohne Berücksichtigung der<br />

degressiven Prämienstaffelung s<strong>in</strong>d E<strong>in</strong>kommense<strong>in</strong>bußen <strong>in</strong> der Größenordnung von 6% der<br />

Nettowertschöpfung zu Faktorkosten zu erwarten. Dieser E<strong>in</strong>kommensrückgang ist sowohl regional als auch<br />

betriebsspezifisch <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Höhe unterschiedlich. Verfahren mit vormals hohen Ausgleichszahlungen verlieren an<br />

Wettbewerbsfähigkeit. Dies s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>sbesondere Ölsaaten und Flächenstillegung. Es kommt zu e<strong>in</strong>er Substitution<br />

zugunsten des Getreideanbaus. In der tierischen Produktion zeichnet sich e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>schränkung der<br />

R<strong>in</strong>dfleischproduktion ab, was zu e<strong>in</strong>er Entlastung auf dem R<strong>in</strong>dfleischmarkt führen wird<br />

(Seifert/Osterburg/Kle<strong>in</strong>hanß 1998)<br />

Auch umweltpolitische Argumente spielten im Zuge der allmählichen EU-Re<strong>for</strong>m e<strong>in</strong>e Rolle - Reflex auf die<br />

Kritik vieler Wissenschaftler, aber auch der Umweltverbände an den negativen ökologischen Folgewirkungen der<br />

"alten" GAP. Neue Elemente tauchten auf, z.B. die Prämierung von Flächenstillegungen, die stärkere<br />

Berücksichtigung von Umweltbelangen (Extensivierung, Gewässerschutz etc.), mehr Direktzahlungen an<br />

Landwirte statt Subventionen. Dieser Re<strong>for</strong>mprozeß ist weder abgeschlossen noch unumstritten; se<strong>in</strong>e<br />

Umweltwirkungen s<strong>in</strong>d derzeit noch nicht recht absehbar (vgl. OECD 1996, Rauch 1997, Seifert et a. 1998).<br />

Es ist zweifellos schwierig, e<strong>in</strong> so komplexes Bündel an Institutionen, Instrumenten und Wirkungen <strong>in</strong> e<strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>faches Ursache-Wirkungs-Diagramm zu <strong>in</strong>tegrieren. <strong>Das</strong> für deutsche Verhältnisse anzupassende<br />

Beziehungsgeflecht zielt aber nicht darauf, alle Facetten der EU-Agrarprolitik abzubilden, sondern alle<strong>in</strong> darauf,<br />

die wichtigsten Wirkungen mit Blick auf e<strong>in</strong>en systemischen Indikatorvorschlag zu benennen. Hierfür sehen wir<br />

drei Wirkungsl<strong>in</strong>ien als zentral:<br />

1. Die Markt- und Preispolitik der EU sowie der deutschen Landwirtschaftspolitik wirkt zunächst direkt auf die<br />

E<strong>in</strong>kommenssituation der landwirtschaftlichen Betriebe und erweitert damit deren Handlungsspielraum für<br />

Intensivierungsmaßnahmen.<br />

2. Produktivitätssteigernde Wirkung kann von der Agrarpolitik auch dann ausgehen, wenn sie nicht auf<br />

E<strong>in</strong>kommenssicherung/-verbesserung zielt, sondern auf die verbesserte Verfügbarkeit oder Nutzung von<br />

Vorprodukten (Maschn<strong>in</strong>en, Hilfs- und Betriebsstoffen) der landwirtschaftlichen Produktion (z.B. über die<br />

Subventionierung von Agrarchemikalien oder die Förderung von kooperativer Masch<strong>in</strong>ennutzung). Da die<br />

gewünschte produktivitätssteigernde Wirkung hier nur im Vere<strong>in</strong> mit der gesteigerten Verfügbarkeit<br />

technischer Inputs auftritt, wurde der entsprechende Wirkungsgraph synergistisch gezeichnet.<br />

3. Schließlich muß die direkt raumwirksame Komponente der agrarpolitischer<br />

Produktivitätssteigerungsmaßnahmen berücksichtigt werden. Hierbei ist <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie an die klassische<br />

Flurbere<strong>in</strong>igung zu denken, die auf die rechtliche und faktische Verbesserung der Bearbeitbarkeit von<br />

Agrarflächen zielte (Vergrößerung der Schläge, Wegebau, Ausräumung "störender" Landschaftselemente,<br />

Fluß- und Bachbegradigungsprogramme).<br />

Die genaue Wirkungsabschätzung des unüberschaubaren Geflechts an konkreten agrarpolitischen Maßnahmen ist<br />

<strong>in</strong>des schwierig, vor allem dann, wenn die Agrarpolitik sich, wie derzeit, im Umbruchsprozeß bef<strong>in</strong>det. Hier<br />

besteht nach unserer Ansicht besonders dr<strong>in</strong>gender Forschungsbedarf.<br />

E<strong>in</strong>e wichtige soziale und politische Facette des DBS <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> ist mit dem Trend E<strong>in</strong>fluß der Agrarlobby<br />

bezeichnet. Unter "Agrarlobby" verstehen wir hier die organisierten und politisch mobilisierungsfähigen<br />

Interessen<br />

• der Landwirte (z.B. Bauernverband)<br />

• des vorgelagerten Agrobus<strong>in</strong>ess (z.B. Hersteller von Landmasch<strong>in</strong>en oder Pflanzenschutzmitteln)<br />

• der landwirtschaftsorientierten Regionalpolitik (z.B. Landräte aus strukturschwachen Kreisen, agrarische<br />

Fraktionen <strong>in</strong> politischen Parteien)<br />

Lobby-Bildung geschieht immer dann, wenn (a) wirtschaftliche Interessen sich zu homogenen Lagen über e<strong>in</strong>e<br />

längere Zeitdauer clustern und (b) die Organisation dieser Interessen im politischen System zusätzliche<br />

wirtschaftliche oder politische Vorteile br<strong>in</strong>gt. E<strong>in</strong>e wirtschaftlich hoch produktive und zugleich plurale<br />

Demokratie wie die Bundesrepublik ist von daher prädest<strong>in</strong>iert für die Bildung von Lobby-Gruppen - weit über<br />

den landwirtschaftlichen Bereich h<strong>in</strong>aus. Hier allerd<strong>in</strong>gs ist er besonders stark, da die Landwirtschaft <strong>in</strong> den EU-<br />

Ländern e<strong>in</strong> besonders stark durch politische Entscheidungen über<strong>for</strong>mter Wirtschaftsbereich ist und daher die<br />

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