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Sächsische Schweiz und Elbsandsteingebirge

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Foto: Juliane Njankouo<br />

Herr Professor Güttler, hier der Sandstein, da<br />

die Musik – welche Verwandtschaften haben<br />

sich in zwei Festivaljahrzehnten gezeigt?<br />

Sandstein bleibt als Baumaterial nicht unbearbeitet.<br />

Viele Bauten – ob in Dresden oder Kopenhagen<br />

mit seinen Königsschlössern – sind aus<br />

Sandstein. Sandstein ist zu Kultur <strong>und</strong> Architektur<br />

geworden – vergleichbar den Elementen<br />

Rhythmus, Harmonie <strong>und</strong> Melodie, aus denen<br />

Musik entsteht. Der Sandstein des <strong>Elbsandsteingebirge</strong>s<br />

bringt das Alleinstellungsmerkmal einer<br />

Region in die Beziehung. Dann ist die nahe Kulturstadt<br />

Dresden, die wie jede Metropole große<br />

Adhäsionskräfte entwickelt. In gewisser Weise<br />

gehen wir mit dem Festival »Sandstein <strong>und</strong> Musik«<br />

den umgekehrten Weg, indem wir die Menschen<br />

aus der Stadt locken. Dabei denken wir auch an<br />

das seit der Wende stark gewachsene überregionale<br />

Publikum, das von der <strong>Sächsische</strong>n <strong>Schweiz</strong><br />

irgendwie schon gehört hat, aber Bastei <strong>und</strong> Barbarine<br />

bisher allenfalls vom Namen her kennt.<br />

Am Wiederaufbau der Dresdner Frauenkirche<br />

hatten Sie maßgeblichen Anteil. Drängte sich<br />

damals der Gedanke an ein solches Festival<br />

nicht geradezu auf?<br />

Dies lag nahe, aber es war nicht beabsichtigt <strong>und</strong><br />

ich sehe eher eine Koinzidenz. Gleichwohl sagte<br />

schon Baumeister George Bähr, die Frauenkirche<br />

möge wie aus einem Stein sein, »damit man darinnen<br />

eine gute Musik machen kann.« Insofern<br />

hätte der Festivalname durchaus die Konzerte für<br />

den Wiederaufbau der Frauenkirche zieren können.<br />

Aber unser Gedanke führte in die Herkunftsregion<br />

<strong>und</strong> uns lag schon immer daran, Menschen<br />

mit einer Neugier auf unsere Musik zugleich ins<br />

<strong>Elbsandsteingebirge</strong> zu führen, um deren kleine,<br />

reizende Spielstätten zu beleben.<br />

Nun gibt es zwar herrliche Kirchen, aber keinen<br />

einzigen Konzertsaal in der Region.<br />

Darin könnte man ein Handicap sehen. Nur widerspricht<br />

es nicht der Möglichkeit, künstlerisch<br />

hochwertige Angebote zu machen. Die Situation<br />

begrenzt uns in der stilistischen Breite, aber Enge<br />

spüren wir deswegen nicht. Jeder Raum hat sein<br />

eigenes Schwingen, seine Sprache, seine Mitteilung.<br />

Und jeder Raum hat auch seine Würde.<br />

Mit welcher Konsequenz für die Musik?<br />

Es geht nicht alles an jedem Ort. Wir wollen keine<br />

Beliebigkeit, sondern dem Zuhörer das Besondere<br />

der jeweiligen Kirche zeigen <strong>und</strong> orientieren uns<br />

an den Ausführenden, an der Jahreszeit sowie am<br />

Aspekt des Neuen, Abwechselnden. Ich spüre bei<br />

den Künstlerkollegen, dass sie damit zunehmend<br />

vertraut werden.<br />

Kann »Sandstein <strong>und</strong> Musik« dem Ermüden<br />

kirchlichen Lebens etwas entgegen setzen?<br />

Ich denke schon. Und ich denke auch, dass dies<br />

so aufgefasst wird. Gr<strong>und</strong>sätzlich sehe ich in einer<br />

Kirche das verpflichtende Bemühen der Generationen<br />

vor uns, ein Haus zu errichten, das architek -<br />

tonisch <strong>und</strong> künstlerisch bedeutender, anspruchs -<br />

voller, inspirierender ist als das Umliegende.<br />

Welche Erfahrungen prägen besonders?<br />

Dass wir uns auch im zwanzigsten Jahr des Sprich -<br />

wortes »Aller Anfang ist schwer« zu besinnen haben,<br />

dass wir ständig <strong>und</strong> immer wieder vor Anfängen<br />

stehen. Es ist ein hartes Ringen gewesen<br />

– auch um Verständnis <strong>und</strong> Solidarität. Für viele<br />

Menschen lag über der Region <strong>und</strong> vor allem über<br />

ihrer Kombination mit Musik ein Goldstaub des<br />

Unentdeckten. Auf der anderen Seite habe ich für<br />

das Vorhaben Dresdner Musiker, meine Ensembles<br />

gewinnen können, bis wir die Kreise der beteiligten<br />

Künstler immer weiter ziehen konnten. Da wartet<br />

viel Arbeit im Detail, die ohne unseren ehrenamtlich<br />

besetzten Verein nicht zu bewältigen wäre.<br />

Woher kam das Vertrauen in regionale<br />

Akteure, gemeinsam eine neue Konzertreihe<br />

zu entwickeln?<br />

Weit vor 1989 waren mein Orgelpartner Friedrich<br />

Kircheis <strong>und</strong> ich nach Papstdorf eingeladen. Damals<br />

hatten drei Männer – Klaus Brähmig, sein<br />

Bruder Eckhard <strong>und</strong> der Pfarrer von Papstdorf<br />

Willi Mestars – im federführend die dortige Kirche<br />

renoviert. Angesichts der zu DDR-Zeiten üblichen<br />

Schwierigkeiten imponierte mir das unglaublich.<br />

Ich wusste: Wer damit fertig geworden ist, bei<br />

dem wird auch das zähe Ringen um das Leben von<br />

»Sandstein <strong>und</strong> Musik« von Erfolg gekrönt sein.<br />

Kennen Sie die <strong>Sächsische</strong> <strong>Schweiz</strong><br />

heute besser?<br />

Ja. Gerade die Orte, an denen ich regelmäßig gastiere,<br />

wie die prächtige Kirche in Lohmen. Aber<br />

ich bin nicht der Typ, der Lieblingsorte stilisiert.<br />

Mir ist immer gerade der Ort am liebsten, in dem<br />

ich mich befinde <strong>und</strong> wo ich die Menschen erreichen<br />

kann. Wir – <strong>und</strong> da schließe ich das Publikum<br />

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