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Sächsische Schweiz und Elbsandsteingebirge

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Wagners<br />

Muse Graupa<br />

Ach, Richard«, möchte man selig seufzen. »Wie<br />

» schön hattest du es hier.« Kleine Häuschen,<br />

sonnenbeschienene Wiesen <strong>und</strong> Felder, die Linde<br />

vorm Haus. Elf Wochen hatte sich der Komponist<br />

1846 in dem kleinen Ort nahe Pirna erholt. Er<br />

suchte <strong>und</strong> er fand Ruhe – eine Ruhe, die Richard<br />

Wagner weder von seinen Jugendjahren in<br />

Leipzig, noch in der darauf folgenden unsteten<br />

Zeit, in der er Städte wie Magdeburg, Riga <strong>und</strong> Paris<br />

streifte, <strong>und</strong> auch nicht von Dresden kannte.<br />

Die dortige Hofoper hatte ihn 1842 mit der Auf-<br />

102<br />

RICHARD-WAGNER-STÄTTEN<br />

In dem kleinen Ort bei Pirna hat der Komponist die Musik für Lohengrin erdacht.<br />

Dresden<br />

Elbe<br />

Radeberg<br />

Graupa<br />

Pirna<br />

Bad Gottleuba<br />

Anreise<br />

Bahn: S-Bahn S 1, S 2; RE 20; SB 71 bis Pirna Bf<br />

Stadtverkehr Pirna: Linie G/L bis Graupa,<br />

Tschaikowskiplatz<br />

Neustadt<br />

Bad Schandau<br />

CZ<br />

CZ<br />

Děčín (Tetschen)<br />

führung seiner Oper »Rienzi« an die Elbe geholt.<br />

Später – da war die Stadt an der Elbe dem Komponisten<br />

<strong>und</strong> seiner ersten Frau Minna bereits<br />

zeitweilige Heimat <strong>und</strong> er selbst Königlich-<strong>Sächsische</strong>r<br />

Kapellmeister – kamen »Der fliegende<br />

Holländer«, »Tannhäuser« <strong>und</strong> das Gelegenheitswerk<br />

»Das Liebesmahl der Apostel« hinzu. Auch<br />

die »Meistersinger« <strong>und</strong> »Der Ring des Nibelungen«<br />

entstanden in ersten Skizzen. Und natürlich<br />

»Lohengrin«, dessen Musik dem Meister in<br />

Graupa entsprang <strong>und</strong> den er 1848 vollendete.<br />

Sieben Jahre blieb Wagner in Dresden.<br />

Sieben Jahre. Elf Wochen. Was macht diese wenigen<br />

Wochen in Graupa posthum so bedeutend?<br />

»Der große Wagner in diesem kleinen Ort«, sagt<br />

Christian Mühne, der Leiter der Wagner-Stätten<br />

Graupa mit einem Ausdruck in der Stimme, der<br />

gleichzeitig Verbeugung vor dem Komponisten <strong>und</strong><br />

Liebeserklärung an den Ort ist. »Wenn man sich<br />

vorstellt, dass er hier über diese Sandsteinplatten<br />

gegangen ist«, sinniert er. Es gebe tatsächlich<br />

Gäste, die sich im original erhaltenen Vorraum<br />

an dächtig auf den Fußboden knien. »Wagnerianer«<br />

nennt man sie. Wagnerianer kommen von<br />

überall her, aus ganz Deutschland, öfter aus West-,<br />

seltener aus Osteuropa – <strong>und</strong> sowieso von allen<br />

Städten, in denen sich weltweit Richard-Wagner-<br />

Verbände gegründet haben, ja auch Aus tralier,<br />

Thailänder waren da. Es ist ein Pilgern um den<br />

Mann, der seinen Verehrern nach, das monumen-<br />

tale Musiktheater überhaupt erst erf<strong>und</strong>en hat.<br />

»Große Dramen haben andere auch gemacht«, versucht<br />

Christian Mühne den Mythos zu enträtseln.<br />

»Aber bei keinem liegt dieser, wie es Nietzsche<br />

einmal sagte, »Bluthauch« in der vielfältigen Mu -<br />

sik. Eine Art Narkotikum.« Und Wagnerianer wissen:<br />

Wagner ist nicht vollständig ohne Graupa.<br />

Elf Wochen. »Nie habe ich diesen geplagten<br />

Mann so glücklich gesehen«, hatte der Künstler<br />

Gustav Adolph Kietz nach einem Besuch in der<br />

Ferienidylle erklärt. Man glaubt es sofort. Zwei<br />

Zimmer hatte er damals im Gut der Familie Schäfer<br />

angemietet. Die Möbel sind nicht mehr erhalten<br />

– aber ähnliche in die beiden Räume in der ers -<br />

ten Etage hineingestellt worden. Es gibt ein<br />

Schreibtischimitat, aus dem auf Knopfdruck eine<br />

Stimme Briefe vorliest <strong>und</strong> Musik ertönt. Man<br />

reist zurück in das Jahr 1846. Während Wagner<br />

hier Klavier spielte, Noten probierte oder an seine<br />

Fre<strong>und</strong>e schrieb, flirrte draußen der Sommer<br />

übers Land, die Bauern waren auf den Feldern.<br />

Hin <strong>und</strong> wieder sah er ihnen zu, wenn er mit Minna<br />

<strong>und</strong> der Dackel-Mischung Peps, aber öfter nur<br />

mit dem H<strong>und</strong> allein, unterwegs war. Sicher ist er<br />

dabei mehrmals am nicht einmal h<strong>und</strong>ert Schritte<br />

entfernten Jagdschloss vorbeigekommen, jenem<br />

Gebäude, in dem 2012 eine neue, große Wagner-<br />

Ausstellung eröffnet wird.<br />

www.richard-wagner-museum.de<br />

| Thessa Wolf ■<br />

<strong>Sächsische</strong> <strong>Schweiz</strong> – Ihr Urlaubsmagazin 2012 www.saechsische-schweiz.de<br />

Foto: Frank Exß<br />

Fotos: Archiv RW-Stätten Graupa

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